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Traditions-Fleischer bleibt in der Neugasse

Chefin Doris Bach geht nach 48 Jahren in Rente. Doch ein Kollege aus Ebersbach übernimmt das Geschäft.

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© Anne Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Wehmut empfindet Doris Bach nicht. Zwar gibt sie ihr Geschäft – die Fleischerei und Metzgerei Bach an der Neugasse 6 – nach 48 Jahren als Chefin aus Altersgründen auf. „Aber meine Mitarbeiter stehen deshalb nicht vor dem Aus. Darüber bin ich froh, denn es hätte auch anders kommen können“, sagt die 64-Jährige. Vor 51 Jahren hatte sie in Meißen ihren Mann kennengelernt, mit ihm zusammen 1966 die Fleischerei samt Metzgerei von dessen Eltern übernommen. Dass es am Standort für die zwei Verkäuferinnen, eine Köchin und einen Gesellen weiter geht, sei auch ein wenig Glück gewesen.

So habe sie ihren Nachfolger mehr zufällig gefunden, nämlich auf einem Treffen der Fleischer-Innung vor knapp eineinhalb Jahren. „Da habe ich in lockerer Runde das erste Mal darauf aufmerksam gemacht, dass ich bald in den Ruhestand gehe, meine Filiale notfalls schließe“, sagt Bach, deren Geschäft im letzten Jahr durch das Magazin „Der Feinschmecker“ zu den 150 besten Fleischern Deutschlands gezählt wurde.

Vielleicht war es der gute Ruf der Meißner Filiale, der den 28-jährigen Matthias Freund, selbst Sprössling einer traditionsreichen Fleischer-Familie, ins Grübeln gebracht hatte, als er von Bachs Plänen hörte.

Der Jung-Unternehmer und Fleischer-Meister betreibt mit seiner Mutter Petra die seit 1932 bestehende Fleischerei und Metzgerei Freund in Ebersbach bei Großenhain. Da die Geschäfte samt Wurstverkauf und warmer Küche gut laufen, habe er Doris Bach einfach angesprochen, sich länger mit ihr über die Fleischerei Bach unterhalten. Außerdem habe er schon vorher durch den gemeinsamen Lieferanten beider Fleischereien von dem nahenden Ruhestand von Doris Bach gehört. „Natürlich war ich daraufhin mehrmals in Meißen vor Ort, habe mich ungeschaut, mit den Mitarbeitern gesprochen und mir die Geschäftszahlen angeguckt“, so Freund.

Letztlich habe er nicht lange überzeugt werden müssen und sich für die Übernahme entschieden. Somit wird die Tradition der 1938 gegründeten Fleischerei Bach fortgesetzt – wenn auch unter dem neuen Namen „Freund“. Der wird aber vermutlich nicht schon ab November, sondern erst im neuen Jahr als Schild am Laden angebracht, blickt Matthias Freund voraus. Die besten Seiten der bestehenden Fleischerei wolle er beibehalten, diese aber mit eigenen Ideen aus Ebersbach noch optimieren, erzählt er. So soll es weiter den beliebten Hackepeter und vielfältigen Mittagstisch nach Bach‘scher Gewohnheit geben. Die Rezepturen dahinter werden allesamt übernommen. „Bereichern möchte ich das Ganze aber gerne durch unser Hausgeschlachtetes. Außerdem habe ich vor, kesselwarme Wurst im Verkauf anzubieten. Das ist sehr beliebt und hat es unter Doris nicht gegeben“, erzählt der Fleischer-Meister.

Die Wurst entsteht ab 1. November übrigens nicht mehr in der Metzgerei in Meißen. Diese wird geschlossen, die Räume unter anderem als Lager genutzt. „Geschlachtet wird ausschließlich bei uns in Ebersbach. Es wird dann einen täglichen Transport von Fleisch in die Neugasse geben“, sagt der neue Chef, der dann oft in Meißen vor Ort sein wird. Ansonsten wolle er vieles beim Alten belassen, die gute Qualität fortführen. Auch neuartige Spielereien der Zunft, wie Wurst im Internet anzubieten, um auch die Leute auf der Couch zu erreichen, werde es unter ihm nicht geben. „Dafür bin ich doch etwas zu traditionell. Und ich denke, der Weg zu uns lohnt sich. Das wussten die Meißner bisher und das wird sicher so bleiben“, so Freund.