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Tradition und Moderne vereint

Familie Winkler saniert einen Vierseithof. Ideen holten sie sich im Archehof. Tipps gab es auch von vielen Handwerkern.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Kosterbuch. Ländliches Bauen ist für Familie Winkler aus Clennen nicht nur ein Schlagwort, sondern Realität. Der Maschinenbauingenieur Michael, der zehn Jahre in Koblenz gearbeitet hat, und seine Frau Juliane entschlossen, sich einen Vierseithof in Clennen, der sich im Familienbesitz befindet, zu sanieren. „Unsere Familie hat schon seit 500 Jahren den Bauernhof in Clennen, der immer vom Vater an den Sohn vererbt wurde. 1851 ist der große Vierseithof gebaut worden. Als mein Großvater diesen nicht mehr betreiben konnte, habe ich mich entschlossen, in die Heimat zurückzukehren“, so Michael Winkler, zu dessen Familie neben Frau Juliane auch zwei kleine Kinder gehören. Vor drei Jahren begannen die Winklers mit der Sanierung. Die Dächer sind alle neu und das Wohnhaus im Rohbau im unteren Bereich fertig. Nun sucht Familie Winkler Ideen, wie sie das Haus gestalten kann, welche Materialien zum Einsatz kommen sollen und welche Baufirmen ihre Vorstellungen realisieren können. So will die Familie zum Beispiel gern ältere Türen mit Doppelflügeln einbauen. Da das Haus groß ist, müssen die Türen entsprechend im Verhältnis stehen.

Sanierung ist Knochenarbeit

Da kam der jungen Familie die Veranstaltung des Landkreises Mittelsachsen zum Thema ländliches Bauen gerade recht. Eingeladen waren alle Interessierten auf den Archehof der Familie Pohl-Roux in Klosterbuch. Dieses Angebot kam an. Die Veranstalter begrüßten mehr Leute, als sie erwartet hatten. Jeder Platz im Seminarraum war besetzt. Das freute den ersten Beigeordneten Lothar Beier. „Es ist schön, wenn sich junge Familien dafür entscheiden, die alte Baukultur zu erhalten. Es geht zum einen um die Wertschöpfung und zum anderen um die Wiederbelebung alter Gewerke“, so Beier. Beim Umbau eines historischen Gebäudes soll die Tradition mit dem Modernen vereint werden. Damit nicht jeder Bauherr von vorn anfangen muss, werde ein Netzwerk benötigt, so Beier. Dazu diene die Veranstaltungsreihe ländliches Bauen. Außerdem wird eine digitale Bauherrenmappe angelegt, auf die jeder Zugriff hat.

Viele praktische Erfahrungen bei der Sanierung eines Fachwerkhofes gab es von Elsbeth Pohl-Roux. Und sie machte Mut, sich der großen Herausforderung zu stellen. „Es ist eine Knochenarbeit“, gab sie zu. Sie habe bei der Sanierung des Archehofs vor allem auf die Materialien geachtet, mit denen gebaut wurde und hielt ein Plädoyer für Naturbaustoffe, die unter anderem auch eine gute Raumatmosphäre schaffen. „Bauen sie mit Unternehmern aus der Region und guten Materialien“, sagte sie. Dass Altes und Modernes gut zusammenpassen, zeigte sie anhand des Wohnhauses. So faszinierte die meisten Besucher der Glasgiebel mit Fachwerk. Sowohl aus der Schlafstube als auch der Küche hatten die Gäste einen freien Blick ins Grüne. Um die Küche warm zu bekommen setzt Pohl-Roux sowohl auf eine moderne Fußbodenheizung als auch auf Öfen, die sich durchaus in einem Kamin verbergen können. Tipps gab es auch zur Raumgestaltung und mehrfach-funktionellen Fenstern.

„Ich bin schwer begeistert, was Leute schaffen können“, so Denkmalschützer Jörg Liebig. Ein altes, unter Denkmalschutz stehendes Haus müsse nicht nur wie früher hergerichtet werden. „Es gibt eine Entstehungszeit und eine Entwicklung“, so Liebig. Er riet dazu, dass sich Bauherren einen Planer suchen, der sich mit der Sanierung von denkmalgeschützten Häusern auskennt.

Die nächste Veranstaltung zum ländlichen Bauen ist am 22. Oktober in der Brettmühle in Mulda/Sachsen.