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Tourismus-Lobby löst sich auf

Der Fremdenverkehrsverein hat sich 25 Jahre dafür starkgemacht, Urlauber nach Strehla zu locken. Jetzt ist es damit vorbei.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Strehla. Schluss, aus, Ende: Der Strehlaer Strehlaer Fremdenverkehrsverein, kurz: FVV, löst sich auf. Das hat der langjährige Vorsitzende Werner Geyer bestätigt. Den Beschluss haben die Mitglieder demnach Anfang April bei einer Versammlung gefällt.

Strehla verliert damit seine vor knapp 25 Jahren gegründete örtliche Tourismus-Lobby. Die hatte sich auf die Fahnen geschrieben, die Kleinstadt besser an Urlauber und Ausflügler zu vermarken. Auf das Konto des Vereins gehen zum Beispiel die großen Infotafeln mit Hinweisen auf Pensionen oder Restaurants. Die Tafeln stehen unter anderem an der Personenfähre, am Marktplatz oder in Paußnitz. – Laut Werner Geyer gibt es zwei wesentliche Gründe für das Aus des Vereins: „Keine Lust und keine Leute“. Für Frust hat demnach gesorgt, dass die Vereinsarbeit regelrecht kaputt gemacht worden ist: Randalierer hatten Schilder im Stadtpark beschädigt, um die sich der Verein gekümmert hatte.

Das andere große Problem: der Mitgliederschwund. Bei manchen Mitgliedern zeichne sich ab, dass sie ihr Gastgewerbe nicht mehr lange weiterführen werden, so Werner Geyer. Andere seien schon im Ruhestand. Auch Austritte hätten die Basis in den vergangenen Jahren dezimiert. Groß war die ohnehin nie: Etwa 12 bis 14 Mitglieder seien es in Spitzenzeiten gewesen. Geyer resümiert angesichts der Entwicklungen, dass es keinen Sinn mehr ergebe, den Verein am Leben zu erhalten.

Ähnlich drückt es Renate Wuttke aus. Sie betreibt mit ihrem Mann in Görzig zwei Ferienwohnungen und hat die beschlossene Vereinsauflösung mitgetragen. Sie sagt: „Viele Strehlaer Vermieter sind ja auch gar nicht im Verein gewesen.“ Die meisten würden ihr eigenes Ding machen. Das sei zwar schade, aber auch nicht zu ändern. Im FVV sind nur noch eine Handvoll Leute übrig gewesen. „Das bringt nichts.“

Fünf Pensionen, zwei Ferien- beziehungsweise Reiterhöfe, sieben Ferienwohnungsanbieter und eine Jugendherberge gibt es laut einer Auflistung der Stadtverwaltung in Strehla. Und ein Hotel.

Während dessen Vorbesitzer noch Mitglied im FVV war, haben sich die neuen Betreiber des Ambiente Hotels anders entschieden. „Wir können jeden Marketing-Euro nur einmal ausgeben“, sagt Marcel Koken, der nach eigenem Bekunden jahrelang im Marketing gearbeitet hat. „Man muss schauen, was Maßnahmen kosten und was sie erzielen.“ Dass heutzutage, in Zeiten von mobilem Internet oder GPS Gäste auf Infotafeln schauen glaube er nicht. Das Ambiente Hotel setze deshalb eher auf andere Vermarktungswege. Eine Ansicht, die verbreitet scheint unter Strehlas Zimmervermietern. – Nach dem beschlossenen Aus des FVV, gibt es nun noch Details zu klären. Noch nicht ganz klar ist zum Beispiel, was nun mit den Hinweistafeln des Vereins in der Stadt passiert. Das soll jetzt mit der Stadtverwaltung geklärt werden, sagt Werner Geyer. Auch mit der Tourismus-Information im Museum am Schlossplatz ist der Verein verwoben gewesen. Die „Touri-Info“ als Anlaufstelle für Besucher solle weiterbetrieben werden. – Das bestätigt Stadtchef Jörg Jeromin (FWG): „Am Betrieb der Touristeninformation gibt es keine wesentlichen Änderungen. Bereits in der Vergangenheit wurden wesentliche Kosten, insbesondere für das Personal, durch die Stadt Strehla getragen.“ Die Stadt bedauere das Aus des FVV, insbesondere, da für die kleineren Touristikanbieter der Stadt ein wichtiger Ansprechpartner und Interessenvertreter wegfalle, so der Bürgermeister.