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Tourismus in Bautzen schwächelt

Immer weniger Gäste besuchen die Stadt an der Spree. Die ersten Hotelbetreiber denken schon ans Aufgeben.

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© dpa

Von Marleen Hollenbach

Die Zimmerschlüssel liegen an der Rezeption. Sie warten darauf, mitgenommen zu werden. Von Touristen, von Reisegruppen und Familien, die in Bautzen Urlaub machen wollen. Doch genau die fehlen in diesem Sommer. Der Tourismus in Bautzen schwächelt. Alarmierend sind die Zahlen, welche die Stadt in ihrem jüngsten Statistikbericht veröffentlichte. Von Januar bis Juni kamen 32 000 Gäste nach Bautzen. Das klingt nicht schlecht. Doch verglichen mit dem ersten Halbjahr 2014 sank die Zahl der Gäste um sieben Prozent. Noch deutlicher wird es bei den Übernachtungen. Hier ging die Zahl sogar um neun Prozent zurück. In der Statistik werden alle Bautzener Hotels und Pensionen ab zehn Betten berücksichtigt.

Der Husarenhof von Michael Pfützner besitzt gleich 26 Zimmer und gehört damit zu den größten Hotels in der Stadt. Doch in letzter Zeit bleiben viele Betten ungenutzt. Der Hotelier ist verzweifelt. Noch 2013 konnte er mit einer durchschnittlichen Auslastung von fast 36 Prozent rechnen. Heute liegt er bei nicht einmal mehr 30 Prozent. Und das, obwohl Michael Pfützner seine Preise reduziert hat. „Es gab Zeiten, da wurden wir Hotelbetreiber wirklich verwöhnt. Doch jetzt kann man mit dem Tourismus nicht mehr zufrieden sein“, sagt er. Es sind vor allem die Reisegruppen, die fehlen. Im vergangenen Jahr hatte Michael Pfützner noch Glück. Sechs Busse konnte er vom Spreehotel übernehmen. Doch dieser Effekt hielt nicht lange an. Lediglich zwei Gruppen haben sich in diesem Jahr angemeldet. Das ist zu wenig. „Wenn sich nicht bald etwas ändert, werde ich den Husarenhof wahrscheinlich aufgeben müssen“, sagt er. Eine neue Homepage hat Michael Pfützner gestaltet. Wo es nur geht, wirbt er für die Stadt und das Hotel. Doch der große Erfolg ist bislang ausgeblieben.

Nur Ostern komplett ausgebucht

So geht es auch Manfred Lüdtke, Chef des Bautzener Hotels „Goldener Adler“. Auch bei ihm kommen nur noch wenige Busgruppen an. Und die Zahl der Touristen, die am Wochenende in sein Hotel einchecken, ist ebenfalls deutlich gesunken. Nur in der Osterzeit ist das Hotel von Manfred Lüdke komplett ausgebucht. „Doch wer kann schon von drei guten Tagen im Jahr leben“, sagt er. Und der Hotelbetreiber hat auch einen Vorschlag parat. Ostern könne doch einfach schon sechs Wochen vorher beginnen. Mit Veranstaltungen, die auf das Fest hinführen. Auch eine Bewerbung für die Landesgartenschau hält der Hotelbesitzer für sinnvoll. „Natürlich sind das nur Vorschläge. Doch es muss etwas geschehen. Unser Marketing ist im Vergleich zu anderen weit abgeschlagen“, erklärt er.

Mit den „anderen“ meint Hotelbetreiber zum Beispiel die Stadt Görlitz. Dort steigt die Zahl der Gäste stetig. Der Positiv-Trend zeigt sich bei den Übernachtungen: Verglichen mit 2014 stieg die Zahl im ersten halben Jahr um 6,3 Prozent auf 86 000 Übernachtungen. Zum Vergleich: Die Stadt Bautzen zählte von Januar bis Juni 71 000 Übernachtungen. „Es ist tatsächlich so, dass uns Görlitz die Touristen wegnimmt“, sagt Holger Thieme, Geschäftsführer vom Hotel Best Western in Bautzen. Zwar fällt sein Gesamtfazit noch recht positiv aus, dennoch bemerkt auch Holger Thieme einen leichten Abwärtstrend. „Wir haben viele junge Familien, die bei uns einchecken. Etwas mehr Sorgen bereiteten uns hingegen die Reisegruppen“, sagt er. Und der Hotelchef hat auch eine Erklärung dafür. Früher, so meint er, sei ein Bus auch dann losgefahren, wenn das Fahrzeug nicht komplett ausgebucht war. „Das machen die Reiseunternehmen jetzt nicht mehr“, so Holger Thieme.

Touristen bleiben nicht lange

Ob wenig oder sehr viele Touristen in der Stadt sind, können auch die Mitarbeiter der Bautzener Tourist-Information gut einschätzen. Schließlich zählen sie die Gäste, die sich hier nach Ausflugstipps erkundigen. „Im Vergleich zum Vorjahr ist bei uns die Besucherzahl um fünf Prozent gesunken“, sagt Jens-Michael Bierke, Chef der Bautzener Tourist-Information. Allerdings sollte man die Zahlen nicht überbewerten. „Im April haben wir ein neues Besucherzählsystem eingeführt. Deshalb ist ein genauer Vergleich noch nicht möglich“, erklärt er. Touristen sind zwar da, aber sie bleiben nicht lange, meint Dietmar Stange. Der Vorsitzende des Bautzener Tourismusvereins kennt die Probleme der Hotelbetreiber. „Die Auslastung der Hotels und Pensionen liegt unter 50 Prozent. Das ist nicht gut“, erklärt Stange. Doch die Probleme könne die Stadt nicht allein lösen. „Auch die Hotelbetreiber müssen sich jetzt mehr engagieren“, sagt er.