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Toter Biber an Waldschlößchenbrücke

Bei dem Tier handelt es sich wahrscheinlich um einen kleinen Promi. Nun eröffnet sich ihm ein Weg zur Unsterblichkeit.

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© René Meinig

Von Sarah Grundmann

Für Holger Wersig und Thomas Richter war es ein unschöner Einsatz: Am Mittwochabend wurden sie zum Neustädter Elbufer gerufen, um einen toten Biber zu entfernen. Auch Karen Kling und ihr Sohn Mons werden diesen Tag so schnell wohl nicht vergessen: Sie hatten das tote Tier entdeckt, als sie auf Höhe des Erlenwegs zum Gewässer spazierten. Sofort fragte sie sich, ob es sich dabei um den bekannten Brücken-Biber „Hubi“ handelt.

Dass es sich um den Brücken-Biber „Hubi“ handelt, ist wahrscheinlich.
Dass es sich um den Brücken-Biber „Hubi“ handelt, ist wahrscheinlich. © Stefan Scharf

Todesursache ist bislang unklar

Den Namen erhielt der Nager bereits 2010 bei einer Umfrage unter SZ-Lesern. Damals war das Tier erstmals an der Waldschlößchenbrücke gesichtet worden. Es hatte sich vorübergehend in den Hilfsstützen für die Errichtung des Bauwerks eingenistet und war von Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz entdeckt worden. Im vergangenen Jahr kehrte „Hubi“ dann an die Elbe zurück. Mit einer Partnerin hatte er sich ein Quartier am Johannstädter Elbufer nahe dem Fährgarten eingerichtet und wochenlang Scharen von Schaulustigen angelockt. Harald Wolf vom Umweltamt hält es für wahrscheinlich, dass es sich bei dem toten Tier um den Brückenbiber handelt.

„Ein Revier umfasst normalerweise zwischen ein und zwei Kilometer Flusslauf“, sagt der Naturschutzexperte. Ein Ausflug von „Hubi“ auf die andere Elbseite ist somit durchaus denkbar. Zumal sich im Bereich der Neustadt sowie der Waldschlößchenbrücke keine weiteren Biber angesiedelt haben. „Letzte Gewissheit ist allerdings nicht zu erlangen, da die Biber nicht markiert und aufgrund von Körpermerkmalen nicht individuell erkannt werden können“, sagt Wolf. „Es besteht somit auch die Möglichkeit, dass es sich um einen durchwandernden Biber handelt.“ Auch die Todesursache ist bislang noch unklar.

Häufig seien es Krankheiten, Parasiten oder Bissverletzungen, die bei Bibern zum Tod führen, erklärt Wolf. Dass es auch diesmal so ist, ist nicht unwahrscheinlich. Denn Karen Kling hatte bereits am Morgen an einer nahe gelegenen Stelle eine tote Ente gesichtet. Jungtiere würden außerdem häufig ertrinken. „Auch der Straßenverkehr fordert seine Opfer, in diesem Fall aber sicher nicht“, sagt der Naturschutzexperte. An Altersschwäche sterben die Nager im Normalfall nach zehn bis zwölf Jahren, der Brückenbiber ist allerdings erst etwa acht Jahre alt. Sollte ein Tierhasser zugeschlagen haben, droht ihm eine Gefängnisstrafe. Weil die Tiere unter Naturschutz stehen, kann man für die Tötung bis zu fünf Jahre ins Gefängnis wandern. Bald kann über die Todesursache von „Hubi“ wohl mehr gesagt werden.

Derzeit befindet sich der Kadaver zwar noch im Stetzscher Tierheim, wo er tiefgefroren wurde. Schon bald soll er aber ins naturhistorische Senckenberg-Museum auf der Königsbrücker Landstraße gebracht werden. Dort werden die Fachleute ihn untersuchen und präparieren. Besucher können „Hubi“ dann bald neben anderen ausgestopften Tieren wie dem bekannten Zoo-Krokodil „Max“ in der Ausstellung sehen.

Jedem, der einen toten Biber entdeckt, rät Wolf, sich an das Umweltamt zu wenden (Telefon 0351-4886201), welches die Nachricht an das Bibermanagement der Stadt weiterleitet. „Das hilft, sich ein aktuelles Bild von der Verbreitung und der Aktivität der Tiere zu machen“, sagt der Experte. Derzeit gebe es in Dresden zwischen 35 und 45 Biber, die in etwa 13 verschiedenen Revieren leben. Nun aber ist der Bestand um ein besonders bekanntes Exemplar geschrumpft.