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Tote Rinder auf Feld entdeckt

An einer Waldlichtung in Peritz haben Unbekannte ihre Schlachtreste verscharrt. Die Grundstückseigentümer sind sauer.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Ein beißender Geruch hat sich über die Lichtung ausgebreitet, die gut versteckt in dem kleinen Wäldchen zwischen Peritz und Görzig liegt. Verantwortlich dafür: Die Reste von vier toten Rindern. Die Überbleibsel der geschlachteten Tiere wurden illegal auf dem Grundstück zwischen Großenhain und Wülknitz verscharrt.

Ausgegraben hat sie Johannes Bielig gestern Vormittag. Schon im Oktober vorigen Jahres habe er bemerkt, dass auf dem abgelegenen Stück Land seiner Familie jemand etwas verbuddelt hat. Gekümmert habe ihn das aber zunächst kaum. „Gestern wollte ich aber noch mal nachsehen“, so Johannes Bielig. Dann die gruselige Entdeckung. Anfangs habe nur ein Huf aus dem Erdboden geragt, erzählt der junge Mann. „Als ich einmal angefangen hatte zu graben wurden es aber immer mehr“, so der Peritzer. Einige Stunden habe er geschaufelt. Am Ende seines Einsatzes hatte Johannes Bielig zig tierische Leichenteile freigelegt – Köpfe, Felle, Hufe. Alle lagen rund 30 Zentimeter unter der Erdoberfläche.

Johannes Bielig und seine Mutter Kathrin sind über den Fund entsetzt. „Wer macht so was?“, fragen sie sich. Teile der Antwort glauben sie zu kennen. „Das war jemand, der ortskundig ist und sich in der Ecke auskennt“, sind beide überzeugt. Kathrin Bielig fügt hinzu: „Ich glaube, hier will jemand unsere Lage ausnutzen.“ Vor über einem Jahr habe ihr Mann einen Schlaganfall erlitten, so die 46-Jährige weiter. Von dem erhole sich ihr inzwischen pflegebedürftiger Ehemann aber nur langsam. Weil sich die Familie in der letzten Zeit um ihren Vater gekümmert habe, seien andere Dinge liegen geblieben. So auch das abseits gelegene Waldgrundstück.

Einfach dürfte die Suche nach dem oder den unbekannten Tätern nicht werden. Bis auf Traktorspuren am Boden habe er kaum Hinweise auf Spuren entdeckt, sagt Johannes Bielig. Und auch die Tierreste selbst verraten ihre Herkunft nicht. Eigentlich kann anhand einer gelben Ohrmarke nachvollzogen werden, woher die Tiere kommen. Die amtliche Kennzeichnung ist in der EU einheitlich und wird jedem Rind nach der Geburt verpasst, so will es der Gesetzgeber. Entfernt wird sie eigentlich erst, wenn der Tierkörper in einer entsprechenden Anlage beseitigt wird. Im Falle der Peritzer Tierkadaver fehlt von diesen Erkennungszeichen aber jede Spur: „Die Marken hat jemand abgemacht“, sagt Johannes Bielig und weist auf die Ohren, aus denen die Marke herausgefetzt wurde.

Ein Fall für die Amtstierärzte

Für das Landratsamt, das in diesem Fall die zuständige Behörde ist, werde es daher kaum möglich sein, den Verursacher herauszufinden und ihm ein Bußgeld aufzuerlegen, so Sprecherin Helena Musall gestern auf SZ-Anfrage. Die Entsorgung der Tierreste könnte damit an Familie Bielig als Grundstücksbesitzer hängen bleiben, so sieht es jedenfalls das „Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz“ vor. Wie hoch die Kosten für die Verwertung der toten Rinder in der Tierbeseitigungsanlage im Priestewitzer Ortsteil Lenz ausfallen, muss sich anhand ihres Gewichts zeigen.

Zu illegalen Ablagerungen von Tierabfällen kommt es dem Kreis zufolge immer wieder, häufig im Wald. Wer etwas entdeckt, solle das Kreisveterinäramt informieren. „Die Kollegen fahren an den Fundort, um zu prüfen, ob eine Gefahr davon ausgeht“, so Helena Musall. Eine Prüfung durch die Veterinäre des Landratsamtes steht für Peritz noch aus. Familie Bielig indes ist sauer, weil sie ohne eigenes Zutun den Schaden hat. „Die Entsorgungskosten sind das eine, die Mühe und Zeit für das Ausgraben das andere.“ Von den verlorenen Nerven und möglichen Gefahren ganz zu schweigen. Die Peritzer hoffen, dass die Behörden in dem Fall weiter ermitteln.

Familie Bielig bittet um Hilfe und fragt: Wer hat womöglich gesehen, wie die Tierreste in das Waldstück nahe der Kreisstraße 8512 gebracht wurden? Hinweise bitte an die SZ-Lokalredaktion Riesa unter [email protected] oder unter 03525 72415710.