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Tote Hose vor der Schule

Mit dem Lehrerstreik gingen Schulen unterschiedlich um. Nicht jeder Schüler hatte frei.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Organisation ist alles. Mit akkurater Vorbereitung hat es Schulleiterin Sylvia Sobieraj geschafft, dass die 5. bis 7. Klassen am Gymnasium Bühlau am Mittwoch unterrichtet werden konnten. Denn nur 36 der insgesamt 100 Lehrer des Hauses streikten, sagte die Schulleiterin. Für den Großteil der älteren Jahrgänge fiel der Unterricht aus. „Einige hatten aber auch Projekte und Exkursionen, die durchgeführt wurden“, sagt Sobieraj. Das offene Klima im Haus habe es ihr ermöglicht, im Vorfeld von jedem Lehrer zu erfahren, ob er streiken wollte oder nicht. „Und so konnten wir zumindest für die jüngsten Jahrgänge den Unterricht sichern, was den Eltern besonders wichtig war“, sagt die Schulleiterin. Die meisten älteren Schüler fanden den freien Tag gut. „So kurz vor den Ferien passiert doch kaum noch was“, sagte eine Neuntklässlerin.

Anders war es am Gymnasium Cotta gelöst, wo außer den 5. und 6. Klassen alle anderen Jahrgänge regulären Unterricht hatten oder nach Vertretungsplan unterrichtet wurden. Einige Schüler arbeiteten während der fächerverbindenden Unterrichtswoche auch mit außerschulischen Partnern zusammen. Eine Notbetreuung war ebenfalls für die Zeit von 7.30 bis 11 Uhr für die jüngsten Schüler eingerichtet.

Am Marie-Curie-Gymnasium fand lediglich für die 9. bis 12. Klassen in Ausnahmefällen Unterricht statt. Wer an diesem Haus aber gedacht hatte, er kommt um das Nachschreiben von Klassenarbeiten und Klausuren herum, wurde enttäuscht. Diese Termine wurden von Lehrern abgesichert.

Völlig freigestellt war es hingegen den Schülern der 138. Oberschule in Gorbitz, ob sie kommen wollten oder nicht. Schulleiter Frank Lotter wollte jedoch keine Auskunft geben, wie viele seiner Kollegen am Streik beteiligt waren. „Das sind Interna.“ Über die wollte er ebenso wenig reden, wie über die Anzahl der Schüler, die dennoch gekommen waren.

Einen ganz speziellen Tag hatte der Streik an der Oberschule Weißig getroffen. Denn dort war langfristig die schriftliche Vorprüfung der Zehntklässler und Neuntklässler der Hauptschule im Fach Deutsch angesetzt. „Die fand auch statt und war personell abgesichert“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Gabriele Hecker. Besonders günstig wirkte sich für Schüler aus, dass im ganzen Haus Ruhe herrschte. Rund 15 Schüler anderer Klassenstufen waren trotz des angekündigten Streiks gekommen. Für sie gab es Aufgaben, die vorbereitet waren. 13 der insgesamt 24 Weißiger Lehrer hatten sich am Streik beteiligt. Für sie stand am Nachmittag aber noch etwas auf dem Programm: der Tag der offenen Tür im Haus.

„Wenn sich auch an der Qualität des Unterrichtes etwas verbessert, können die Lehrer so oft streiken wie sie wollen“, sagte Elternsprecher Andreas Herrmann. Er hofft, dass genügend junge Lehrer an die Weißiger Schule kommen, wenn demnächst einige ältere Kollegen in den Ruhestand gehen. In Dresden wurden nach Angaben des Sächsischen Lehrerverbandes am Mittwoch mehr als 80 Prozent der Schulen bestreikt.