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Total entspannt an der Malter

Der Campingplatz in Paulsdorf wird verschiedenen Wünschen gerecht, auch wenn die manchmal widersprüchlich sind.

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Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Kannst du mir mal helfen? Steht die Blume jetzt gerade?“, fragt Gerhard Marx. Selbstverständlich duzen die Dauercamper in Paulsdorf jedermann und ebenso selbstverständlich helfen sie sich auch alle. Bei 25 Grad im Schatten und 23 Grad Wassertemperatur herrscht an der Talsperre Malter eine total entspannte Atmosphäre.

Ein Tag an der Malter

Für Dauercamperin Ingrid Schieman ist ihr Wagen wie eine zweite Wohnung.
Für Dauercamperin Ingrid Schieman ist ihr Wagen wie eine zweite Wohnung.
Die Dresdner Jugendgruppe liebt das Improvisieren beim Campen.
Die Dresdner Jugendgruppe liebt das Improvisieren beim Campen.
Reportage Campingplatz Paulsdorf an Talsperre Gerhard Marx mit seiner blühenden Agave
Reportage Campingplatz Paulsdorf an Talsperre Gerhard Marx mit seiner blühenden Agave
Wer mit dem E-Bike radeln will, kann bei Katrin Püschel zwei ausleihen.
Wer mit dem E-Bike radeln will, kann bei Katrin Püschel zwei ausleihen.
Wie liebevoll manche Dauercamper ihre Parzellen gestalten, zeigen die Schäfchen.
Wie liebevoll manche Dauercamper ihre Parzellen gestalten, zeigen die Schäfchen.
nd eines lieben alle an der Malter: einen Sprung ins kühle Wasser.
nd eines lieben alle an der Malter: einen Sprung ins kühle Wasser.

Gerhard Marx kommt seit 1970 zum Camping nach Paulsdorf. „Erst haben wir hier gezeltet und seit 1974 stehen wir mit dem Wohnwagen hier“, erzählt der Dresdner. Durchs Segeln ist er auf Paulsdorf gekommen. Als er nach Dresden gezogen ist, hat er eine Möglichkeit für diesen Sport gesucht. Die Elbe gefiel ihm nicht. Aber der Malter ist er treu geblieben.

Zum Dauercamping gehört auch, die Umgebung des Wohnwagens liebevoll zu pflegen und die Blumen in Ordnung zu halten. Vor Marx‘ Garten wächst eine Agave über zwei Meter hoch. „Heute früh habe ich gesehen, dass sie umgeknickt ist.“ Da hilft er ihr mit einer Schnur, die er auf der Rückseite der Hecke befestigt, wieder die Richtung zu finden. Da muss ihm jemand sagen, ob vorne die Blume jetzt geradesteht. Auch Ingrid Schiemann aus Freiberg pflegt das Grün vor ihrem Wohnwagen wie den eigenen Garten. Hier stehen Schäfchenfiguren, und gerade hat sie eine neue Rose eingepflanzt. Sie und ihr Mann Siegfried haben vor zwanzig Jahren das Glück gehabt, in Paulsdorf einen Standplatz kaufen zu können. Damals waren die noch gefragter als heute. „Wir haben hier eine herrliche Idylle und können jederzeit baden gehen. Für uns ist das wie eine zweite Wohnung“, sagt die Freibergerin. Die 280 Stellplätze für die Dauercamper machen den größten Teil des Platzes aus. Dazu kommen 50 Stellplätze auf dem Familienplatz und 50 auf dem Jugendzeltplatz.

Der Jugendplatz liegt ein wenig am Rande, direkt neben dem Erlebnisbad. Das ist klug eingerichtet, denn die jungen Leute stellen sich unter Erholung etwas anderes vor als die meist etwas älteren Dauercamper. Am Donnerstag ist eine Gruppe aus Heidenau angekommen, 16 Schüler aus dem Pestalozzi-Gymnasium. Sie schätzen es, dass die Jugendlichen auf ihrem Platz unter sich sind. „Da kann man auch die Musik einmal lauter machen, ohne dass es gleich jemanden stört“, sagt Robert Kurz. Mit „Hallo“ begrüßt die Runde jetzt die beiden, die vom Einkaufen kommen. Getränkenachschub ist immer wichtig, auch wenn eine Diskussion entbrennt, ob sie die richtige Biersorte mitgebracht haben. Jedenfalls kühlen die Dosen nun in einem Planschbecken neben den Zelten ab.

In einer anderen Ecke des Platzes sitzen fünf Dresdner um eine Gaskartusche und warten geduldig, bis die Flamme das Wasser im Topf zum Kochen bringt. Die fünf Schüler und Azubis sind Freunde und wollen gemeinsam eine schöne Woche an der Talsperre verbringen. Alicia Pohontsch kannte den Zeltplatz schon, die anderen sind zum ersten Mal hier. Sie genießen das improvisierte, entspannte Leben. Da ist es nicht schlimm, dass gestern Abend ein Zelt kaputtgegangen ist und es eine Weile dauert, bis das Wasser heiß genug ist für die Suppe. Wichtiger ist, dass sie auf dem Platz mit Gleichaltrigen unter sich sind.

Die Campingplatzmannschaft um Chefin Katrin Püschel drückt da schon einmal ein Auge zu. Aber am Freitagmorgen musste eine Gruppe aus Dresden auch vorzeitig abreisen, weil sie doch zu heftig mit der Platzordnung zusammengestoßen ist.Damit der Platz attraktiv bleibt, schafft die Weißeritztal-Erlebnisgesellschaft auch immer wieder neue Angebote. So ist der Fahrradverleih seit diesem Jahr um zwei E-Bikes erweitert worden. Und es gibt auch einen Camping-Bücherschrank, den Claudia Glöß eingerichtet hat. Eine ehemalige Telefonzelle, die mit Regalen voller Bücher ausgestattet ist, wird nachts geschlossen und tagsüber kann dort jeder Bücher ausleihen oder tauschen.

Direkt neben der Rezeption stehen die Wohnmobile und Anhänger. Manche von ihnen sind auf Tour und bleiben nur eine Nacht, andere bleiben mehrere Tage und fahren dann weiter nach Tschechien oder Kroatien, wie Katrin Püschel beobachtet. Darunter sind auch internationale Gäste. Die meisten von ihnen kommen wenig überraschend aus den Niederlanden. Dahinter ist Schweden die Nation, die am häufigsten an der Malter zum Camping einkehrt. So sind ganz verschiedene Gruppen von Campern in Paulsdorf zu Gast. Manche bleiben eine Nacht, andere mehrere Tage und manche sogar Jahrzehnte.