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Torhüter in Lebensgefahr

Schiedsrichter Silvio Rüdiger aus Görlitz rettet Maik Schäfer das Leben – auch dank eines jährlichen Erste-Hilfe-Lehrgangs.

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© Dirk Zschiedrich

Von Jürgen Schwarz und Jens Jahn

Görlitz/Wilsdruff. Nein, als Lebensretter will Silvio Rüdiger nicht bezeichnet werden, „aber möglicherweise hat er mir das Leben tatsächlich gerettet“, sagt Maik Schäfer. Der 40 Jahre alte Torhüter von Motor Wilsdruff war am Sonntag im Punktspiel bei Grün-Weiß Coswig mit Stürmer Richard Penicka zusammengeprallt und bewusstlos liegengeblieben. „Es hat gekracht, dann war es dunkel“, schildert Schäfer die Szene. Der Tormann wollte außerhalb des Strafraums mit einem Kopfball klären, „ich kam wohl einen Schritt zu spät.“ Penicka war eher am Ball, erwischte aber den Wilsdruffer Keeper mit der Schulter. „Richard Penicka trifft überhaupt keine Schuld, so etwas kann immer beim Fußball passieren“, sagt Maik Schäfer. Die Schockszene passierte in der 20. Minute. Und sie erlebte Schäfers 15-jähriger Sohn mit. „Natürlich hat er sich da Gedanken gemacht, was da mit seinem Vater passiert ist. Aber er ist selbst Torhüter beim Hainsberger SV und weiß, welche Gefahren da im und vor dem Strafraum lauern.“ Relativ gelassen plauderte Maik Schäfer gestern über diese Szene. Verständlich, denn: „Ich kann die Situation gar nicht beurteilen, weil ich mich nach dem Zusammenprall an nichts mehr erinnere. Irgendwann saß ich dann auf der Ersatzbank.“

...war Silvio Rüdiger sofort zur Stelle.
...war Silvio Rüdiger sofort zur Stelle. © privat

Allerdings gibt der ehemalige Torhüter von Dynamo Dresden, der zu Bundesliga-Zeiten auch mal die Nummer drei hinter Stanislaw Tschertschessow und Mark Schwarzer war, unumwunden zu: „Ich war am Abend nach dem Spiel mit meiner Familie noch bei einer kleinen Feier und da ging es mir nicht so gut. Mein Schädel brummte doch ziemlich.“ Dass er bisher noch nicht beim Arzt war, schiebt er auf den Zeitmangel. „Aber ich gehe, versprochen, sollte es nicht besser werden. Im Moment plane ich aber, am Donnerstag wieder zu trainieren und am Wochenende im Tor zu stehen.“ Der Spruch, „Torhüter und Linksaußen haben eine Macke“, scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Maik Schäfer weiß, dass seine Frau hofft, dass er die Torwart-Handschuhe bald für immer auszieht. „Sicher ist das nach so einem Zwischenfall wieder ein Thema. Man soll das Glück nicht zwingen. Da steckt schon ein Funke Wahrheit dahinter.“ Schließlich war es nicht die erste Szene, bei der Schäfer Kopf und Kragen riskierte. Daran erinnert sich auch Daniel Küttner, Trainer der Coswiger und ehemaliger Mitspieler von Schäfer: „Ich kenne Maik aus meiner aktiven Zeit beim Dresdner SC, habe ihm schon einmal ein paar Schneidezähne in einem Spiel aufgesammelt.“

Das beherzte Eingreifen des Görlitzer Schiedsrichters Silvio Rüdiger verhinderte am Sonntag definitiv Schlimmeres. Darüber sind sich alle Augenzeugen einig. „Silvio Rüdiger hat sofort goldrichtig reagiert“, lobt auch Daniel Küttner. Schließlich drohte Maik Schäfer zu ersticken. „Meine Mitspieler haben mir erzählt, dass er alles richtig professionell gemacht hat. Darüber bin ich heilfroh und habe mich auch gleich nach dem Spiel in der Kabine bei ihm bedankt“, sagt der Torwart-Oldie.

Für den 32 Jahre alten Referee, der im öffentlichen Dienst tätig ist und jährlich einen Erste-Hilfe-Lehrgang absolviert, ist das alles selbstverständlich: „Auch zwei Spieler seines Teams kamen kurze Zeit nach mir dazu, um Maik ebenfalls zu helfen. So etwas hätte doch jeder in meiner Situation getan.“ Schon wenige Stunden nach dem Spiel stand Silvio Rüdiger übrigens am Sonntag in Dresden wieder bei einem Landesklasse-Punktspiel an der Seitenlinie.