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Tops und Flops im Radwegenetz

Die Diskussion um Riesas Fahrradfreundlichkeit fördert Problemstellen zutage – aber auch Visionen.

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© Lutz Weidler

Von Britta Veltzke

Riesa. Wie fahrradfreundlich ist Riesa? Das haben jetzt der ADFC, Bürger und Baubürgermeister Tilo Lindner in der Gröbaer Schlossremise diskutiert. Hintergrund waren die Ergebnisse des sogenannten Fahrradklimatests, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden. Riesa hatte dabei als drittbeste Stadt in Sachsen und einer von Note 3,8 abgeschlossen (SZ berichtete). Thoralf Möhlis, Fahrradfahrer aus Überzeugung und grüner Kreisverbandssprecher, hatte sich vor der Veranstaltung auf die Suche nach positiven und negativen Beispielen in der Stadt gemacht: „Häufig ist es in Riesa so, dass Radwege plötzlich einfach enden. Das ist zum Beispiel an der Lauchhammerstraße vor der ehemaligen Sparkassenfiliale so.“ Aus seiner Sicht könnten mit einfachen Mitteln manche Probleme schnell behoben werden. Das findet auch eine Radfahrerin im Publikum, die häufig auf der Langen Straße unterwegs ist. „Die Markierungen für den Radstreifen sind verblichen, die könnte man doch einfach mal nachziehen.“ Dass die Route in keiner guten Verfassung ist, weiß auch der Baubürgermeister. „Die Lange Straße müsste samt den Gehwegen ausgebaut werden. Doch dafür gibt es gerade kein Geld“, so Lindner.

Eine wahre Freude für heimische und auswärtige Radfahrer ist die Route über den neuen Elbdeich. Besonders von der Schlossbrücke in Richtung Strehla rollt es „wie geschmiert“ über den frischen Asphalt. Nach zweieinhalbjähriger Sperrung wegen des Flutschutz
Eine wahre Freude für heimische und auswärtige Radfahrer ist die Route über den neuen Elbdeich. Besonders von der Schlossbrücke in Richtung Strehla rollt es „wie geschmiert“ über den frischen Asphalt. Nach zweieinhalbjähriger Sperrung wegen des Flutschutz © Lutz Weidler
Wer auf der Rudolf-Breitscheid-Straße in Richtung Innenstadt radelt, der steht an der Kreuzung Klötzerstraße vor einem Problem: Der Radweg endet ohne, dass ein Schild darauf hinweisen würde. Hier muss man entweder absteigen und über die Ampel schieben ode
Wer auf der Rudolf-Breitscheid-Straße in Richtung Innenstadt radelt, der steht an der Kreuzung Klötzerstraße vor einem Problem: Der Radweg endet ohne, dass ein Schild darauf hinweisen würde. Hier muss man entweder absteigen und über die Ampel schieben ode © Lutz Weidler
Den Kreisverkehr am alten Buswendeplatz in Weida empfand Thoralf Möhlis bei seiner Testfahrt als besonders fahrradfreundlich: „So macht das Spaß.“ Hier haben die Radfahrer an den Überwegen eine gesonderte Spur bekommen. Ansonsten geht es von den Autos get
Den Kreisverkehr am alten Buswendeplatz in Weida empfand Thoralf Möhlis bei seiner Testfahrt als besonders fahrradfreundlich: „So macht das Spaß.“ Hier haben die Radfahrer an den Überwegen eine gesonderte Spur bekommen. Ansonsten geht es von den Autos get © Lutz Weidler
Die Lange Straße ist für Radfahrer kein Vergnügen. Die Verbindung zwischen dem Zentrum und Weida, die für Autos aktuell gesperrt ist, gleicht einem Flickenteppich. Zudem sind die Markierungen des Fahrradstreifens kaum noch zu sehen. Hoffnung auf Besserung
Die Lange Straße ist für Radfahrer kein Vergnügen. Die Verbindung zwischen dem Zentrum und Weida, die für Autos aktuell gesperrt ist, gleicht einem Flickenteppich. Zudem sind die Markierungen des Fahrradstreifens kaum noch zu sehen. Hoffnung auf Besserung © Lutz Weidler
Seit dem Ausbau der Strehlaer Straße führt der Radweg über den gut ausgebauten Gehweg. Radfahrer fühlen sich dort sicherer. Laut ADFC zeigt die Statistik allerdings, dass alle sicherer ankommen, wenn sich Radler und Autofahrer die Straße teilen, weil so d
Seit dem Ausbau der Strehlaer Straße führt der Radweg über den gut ausgebauten Gehweg. Radfahrer fühlen sich dort sicherer. Laut ADFC zeigt die Statistik allerdings, dass alle sicherer ankommen, wenn sich Radler und Autofahrer die Straße teilen, weil so d © Lutz Weidler

Ein häufig kritisierter Punkt in Riesas Radwegenetz ist die Elbbrücke mit ihrem Zubringer. Radler, die über den Fluss in Richtung Zeithain wollen, müssen erst einmal von der Elbe weg zur Fußgängerbrücke hinterm Birkenwäldchen fahren, bevor sie hinüberkommen. Das erschließt sich nicht jedem, sodass sich Ortsfremde immer wieder auf die B 169 verirren. Dafür verantwortlich ist jedoch nicht die Stadt. Lindner könne im Wirtschaftsministerium nur immer wieder dafür werben, die Wegeführung zu ändern. „Das Problem wurde dort inzwischen auch erkannt. Die beste Lösung wäre es, Radschutzstreifen auf der B 182 einzurichten. Dann könnten die Radfahrer am Riesenhügel geschützt unter der Elbbrücke entlang und auf der anderen Seite wieder hoch auf die Brücke fahren“, erklärt der Baubürgermeister. Einen konkreten Zeitplan für den Umbau gebe es allerdings noch nicht. Konrad Krause, Geschäftsführer des ADFC Sachsen, könnte sich vorstellen, mit einer Petition Druck aufzubauen. Doch Lindner ist optimistisch, „dass diese Eskalation gar nicht nötig ist“.

Einen Schritt weiter ist die Stadt dafür beim Jahnatalradweg gekommen. Die Anliegergemeinden haben sich auf ein einheitliches Design für Schilder und Wegweiser geeinigt. Das soll die Vermarktung des zweiten Fernradwegs, der neben dem Elberadweg durch Riesa führt, vorantreiben. Die offizielle Strecke führt nun von Nickritz aus an der Auenwaldstraße entlang nach Pausitz und von dort über den Alten Pausitzer und den Mergendorfer Weg zur Elbmündung – sprich: nicht direkt an der Jahna, obwohl es dort einen Weg gibt. „Den können wir nicht offiziell ausweisen, weil er nicht den Standards eines Fernradwegs entspricht.“ Der Ausbau wäre hochgradig kompliziert, weil der Weg über Privatgelände führt. Dennoch wurde eine Lösung gefunden, auf den „Schleichweg“ hinzuweisen: mit einem Schild für „nicht-alltagstaugliche Routen“, auf dem die Silhouette eines Baumes zu sehen ist.

Tilo Linder, der derzeit auch mit der neuen Radwegkonzeption für Riesa beschäftigt ist, konnte einige Ideen mitnehmen – und eine Vision: ein Fahrradweg auf der ehemaligen Trasse der „Raketenbahn“ zwischen Oschatz und Röderau. Diese wurde zu DDR-Zeiten für den Fall gebaut, dass der Bahnhofknoten Riesa nach einem kriegerischen Angriff nicht mehr benutzbar ist. Aus Sicht von Radlobbyist Konrad Krause eine gute Idee. „Für den Bau gäbe es 90 Prozent Fördermittel vom Freistaat.“