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Top-Lehrling macht Versprechen wahr

Nach seinem Abschluss wollte Handwerker Jakob Heyde unbedingt im Landkreis bleiben. Jetzt hat er in Diera seinen eigenen Betrieb aufgebaut.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Diera-Zehren. Mit einem Notenschnitt von 1,8 stehen einem Lehrling viele Türen offen. So war es im November vergangenen Jahres auch bei Jakob Heyde. Seine Lehre beim Meißner Handwerksmeister Eckard Krug hatte der 21-Jährige mit besagtem Schnitt beendet. Damit gehört der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik zu den zehn besten Azubis der Kreishandwerkerschaft im Landkreis.

„Mit dem Gesellenbrief in der Tasche habe ich auch meinen Meister an der Handwerkskammer in Dresden geschafft“, sagt Heyde. Ein Studium an der Uni, ein sicherer Arbeitsplatz als Angestellter in einem Sanitärbetrieb in einer größeren Stadt oder vielleicht ein Jahr Pause samt einer größeren Auslandsreise – all das hätte der junge Mann aus Diera-Zehren machen können. Doch für ihn stand immer fest, dass er im Landkreis, am liebsten in seiner Heimatgemeinde bleiben will. „Nur, dass es jetzt so schnell damit ging, hätte ich nicht unbedingt gedacht.“ Und doch ist es so gekommen. Seit Anfang April ist er im Betrieb „Heyde – Sanitär, Heizung, Klempnerei“ sein eigener Chef. Erste größere Aufträge aus der Region hat er schon an Land gezogen – von der Bad-Installation bis hin zur Sanierung kaputter Rohre.

Der zurzeit jüngste Handwerksmeister in Diera-Zehren will in Zukunft für Kunden in ganz Sachsen da sein. Sein Büro hat er vorerst in seinem alten Kinderzimmer im elterlichen Dreiseithof an der Dorfstraße 29 eingerichtet. Hier baut der Hobby-Handballer sich in einem alten Herrenhaus gerade die zukünftige Bleibe im Obergeschoss aus. Natürlich ohne Hilfe von außen, sondern mit den eigenen zwei Händen. Der Einzug steht kurz bevor. Draußen vor der Tür parken mehrere Transporter. Einer davon gehört Jakob, zwei weitere seinem Vater Ingolf. Der Dachklempner-Meister hatte bereits kurz nach der Wende seinen Sanitär-Betrieb in Diera aufgebaut, dem Sohn das handwerkliche Geschick in die Wiege gelegt. Auch Ingolfs Vater und Großvater hatten Handwerks-Betriebe auf dem Dreiseithof der Familie geführt. Nun setzt Jakob die Tradition fort.

„Die ersten Wochen waren schon stressig. Ich musste mein Gewerbe anmelden, mich in das Verzeichnis der Handwerksrolle eintragen und mich um ein bisschen Selbstvermarktung kümmern“, erzählt Heyde. So gibt es zum Beispiel eine Facebookseite, über die ihn Kunden erreichen können. Momentan ist er fast täglich mit seinem Dienstfahrzeug unterwegs. Ob Trockenbau oder Sanitärinstallation – der Dieraer packt an. 14-Stunden-Tage seien keine Seltenheit.

Zusammen mit einem befreundeten Fliesenleger bietet er außerdem komplette Bäder-Einbauten an, stemmt darüber hinaus einen 24-Stunden-Notdienst für Heizungen und Rohrbrüche. Viel Schlaf scheint also nicht die oberste Priorität zu sein – zumindest, wenn man gerade den ersten eigenen Betrieb aufbaut. Wenn doch einmal ein wenig Freizeit übrig bleibt, dann rackert Heyde in seinem zukünftigen Domizil oder geht zum Handball-Training beim VfL Meißen. Für seine frühere Leidenschaft – das Gewichtheben – bleibt dagegen kaum noch Gelegenheit. Das erste berufliche Etappenziel hat der Dieraer wie im Zeitraffer geschafft. Vom Top-Lehrling zum eigenen Chef in nicht einmal einem Jahr. Nebenbei hat Jakob Heyde Wort gehalten und dem ländlichen Raum nicht den Rücken zugekehrt.