Von Gabriele Naß
Bischofswerda. Bescheidenheit ist eine Zier – und mit dieser ausgestattet, möchte Angelika Heinrich von sich aus immer gar nicht im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig tut sie aber auch alles, dass sie genau das immer wieder schafft. Wie jetzt beim Schaufensterwettbewerb der Werbegemeinschaft Bischofswerda zum 790-jährigen Stadtjubiläum. Angelika Heinrich und ihr Buchgeschäft an der Kirchstraße haben ihn gewonnen. Natürlich freut sie sich jetzt.
Als Bischofswerda 2012/13 in Sachen Innenstadthandel an einem Tiefpunkt angekommen war, weil beide traditionellen Buchhandlungen binnen weniger Wochen geschlossen wurden, machte sich in der Stadt Hoffnungslosigkeit breit. Doch dann kam kurz darauf schon 2013 Angelika Heinrich, die den Mut hatte, einen er beiden Läden zu übernehmen. Klein fing sie an und inzwischen macht sie die Lücke im Angebot vergessen. Ihr Laden gehört vier Jahre später zu den beliebtesten und am besten besuchten in der Stadt.
Warum das so ist, zeigte auch der Schaufensterwettbewerb. Die Inhaberin von Bischofswerdas neuem Buchladen ist als Händlerin und Verkäuferin nicht vom Fach. Aber sie kniet sich rein, entwickelt Gespür für die Kunden und hat so die mangelnde Vorbildung längst wettgemacht. Fachmännisch sagt sie „das Schaufenster ist die Visitenkarte des Geschäftes. Es soll meine Kunden einladen, reinzukommen.“ Sie hat sich angelesen, wie man das macht und „gleich am Anfang ein Buch dafür gekauft“. Nun weiß sie, dass es wichtig ist, die Auslagen im Schaufenster auf Augenhöhe mit dem Kunden zu platzieren, den Raum auszufüllen, den Leuten auch am Boden etwas zu bieten und Sichtschutz dort anzubringen, wo er die Deko unterstützt. Natürlich sei auch die Beleuchtung wichtig und vor allem das Thema.
Pilzbücher und Basteleien
Viele Läden punkten
Angelika Heinrich nutzt beim Thema manchmal die Angebote der Verlage. Aber auf die aktuellen Interessen ihrer Kunden hörend, legt sie immer wieder auch gern selbst fest, was sie ausstellt. Im Sommer waren das Reiseführer und Urlaubslektüre, „Bücher, die viele gern lesen, wenn sie dabei entspannen wollen“, sagt sie. Für den Herbst soll es jetzt, na klar, ein Pilzbuchfenster sein. Angelika Heinrich stellt sich vor, es mit Herbstbasteleien zu ergänzen. Und mit ausgefallenen Accessoires. „Zum Herbst passen alte Gartenmöbel, Gummistiefel oder Pilze“, sagt sie.
Ausgefallenes war auch beim jüngsten Schaufensterwettbewerb gefragt. „Wir wünschten uns den Bezug zu Schiebock, Originalität und den Bezug zum Laden“, sagt Mitorganisatorin Ingrid Ulbricht vom Belmsdorfer Unternehmen Creativ Design. Für Angelika Heinrich hieß das zu gestalten unter dem Motto „Das Buch stirbt nie aus“. „So ist das doch“, meint sie. „Viele sagen mir, sie wollen das Buch in der Hand halten, es sehen und riechen. Das ist so und das wird so bleiben.“
Demnach gehörte ein besonderes Buch zum Wettbewerb ins Schaufenster. Und jetzt kommt ihr kreatives Mitmach-Team ins Spiel. Die Idee, ein übergroßes Buch aus Holz auszustellen, setzten Angelika Heinrichs Mann und ihr Bruder Gunther Sicker um. Zwei Hobby-Heimwerker. Erst haben sie überlegt, wie sie das machen. Und dann ging es ganz schnell. Auf dem Baumarkt wurden Platten gekauft, dann zugeschnitten, geklebt und gefeilt. Das haben die Männer bei Heinrichs zu Hause auf dem Hof gemacht.
Schiebock im Schaufenster
Als sie fertig waren, kam Schwiegertochter Mandy an die Reihe. Viele kennen sie, denn sie verkauft zusammen mit Angelika Heinrich und wird den Laden aller Voraussicht nach einmal übernehmen. Sie hat „Das Buch stirbt nie aus“ ins Holz gebrannt und sich dafür Schablonen mit alter Schrift aus dem Internet heruntergeladen. Ute Sicker, die Schwester von Angelika Heinrich, hat schließlich den Schiebock bemalt, der zusammen mit dem Holzbuch ins Schaufenster gestellt wurde. „Mein Wunsch war es, dass Blumen vorkommen. Was sie dann daraus gemacht hat, gefiel mir selber auch richtig gut“, sagt Angelika Heinrich. Die kreative Ader ihrer Schwester, die Altenpflegerin ist, kenne sie schon seit sie Kinder waren. Die Idee fürs i-Tüpfelchen hatte die Ladeninhaberin schließlich selbst: ein Lesezeichen in den Stadtfarben Blau und Gelb. Der Bezug zu Schiebock.
Angelika Heinrich gestaltet ihre Schaufenster etwa alle zwei Monate neu. Dazwischen tauscht sie auch mal nur Elemente aus. Professionelle Hilfe hat sie der Kosten wegen bisher nicht in Anspruch genommen. Erst einmal wolle die Miete erwirtschaftet sein. Aber sie ist „auch so ein Selbstmachtyp“, sagt sie von sich. So habe sie in dem Geschäft ihre Erfüllung gefunden. „Es ist abwechslungsreich, nie langweilig. Und herausfordernd, nicht nur wegen schöner Schaufenster.“ Aber man müsse sich schon etwas einfallen lassen, um die Kunden zu überzeugen und den Laden zu halten. Ein hochwertiges Ganzjahresprogramm an Lesungen gehört bei Angelika Heinrich inzwischen wie selbstverständlich dazu: „Man will ja auch die Stadt ein bissel mit voranbringen“. Auf ein Wort