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Törtchen im Toscana

Staunen, warten, schlemmen – und ein Problem mit der verflixten Technik. Der Ansturm auf das neue Café war riesig.

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© Christian Juppe

Von Kay Haufe

Schon vor 9 Uhr morgens stehen die erste Gäste am Freitag vor dem Toscana. „Ich will endlich sehen, wie sich mein Café am Blauen Wunder verändert hat“, sagt Ilse Berger und verteidigt ihren Standplatz. Als die Tür aufgeht, stürmt sie hinein. Erster Eindruck: gefällt, sehr sogar.

Mit diesem zeitigen Interesse hatte Clemens Eisold nicht gerechnet. „Es ging von null auf hundert in zehn Sekunden“, sagt er lachend. Viele Besucher seien auch nur zum Angucken gekommen, die Augen auf die Wände und die neue Einrichtung gerichtet. Doch ab 14 Uhr wurde es übervoll. Alle 200 Plätze auf der Terrasse, im Wintergarten und im Café waren besetzt. „Und dann gingen unsere Probleme los“, sagt Eisold. Mit den neuen elektronischen Bestellsystemen hatten er und seine Mitarbeiter noch nicht ausreichend geübt. Mitunter dauerte es sehr lange, bis alles eingetippt und an die Theke übermittelt war. Bis zu 30 Minuten hätten einige Kunden warten müssen. „Das war kein guter Start“, schätzt Eisold ein. Andererseits hätte er auch mit etwas Nachsicht zur Neueröffnung gerechnet . „Aber da kamen sehr harte Kritiken.“

Am Sonnabend hatte der gastronomische Leiter umdisponiert. In Spitzenzeiten durften Bestellungen nach wie vor mit Stift und in den Schreibblock notiert werden. Wenn nur wenige Kunden im Café waren, wurde die elektronische Variante gewählt. Das blieb den meisten Gästen jedoch verborgen. Sie freuten sich über die neue Farbgebung, liefen durch die Räume und bestaunten die prall gefüllte Theke.

Ralf Rehmet, bekennender Kuchenliebhaber, hat die Eröffnung mit Töchterchen Mara genutzt, um Petit Fours und Himbeertorte zu testen. „Und natürlich, um das neue Toscana zu sehen. Ich komme seit 18 Jahren her, manchmal auf eine Tasse Kaffee und Saft, manchmal nur, um Kuchen zu kaufen. Mir gefällt der neue Look, das wird auch junge Leute ansprechen“, ist er sicher. Vor allem, dass man dank der neuen Terrasse jetzt auch draußen sitzen kann, sei super.

Mit dem Geschmack von Heidelbeer-Sahne-Torte im Mund schwelgen Gudrun Leupold und Eva-Maria Michel in alten Zeiten. Sie haben sich für einen Platz im Wintergarten mit Blick auf das Blaue Wunder entschieden. „Ich liebe das, von hier auf die Elbe zu schauen und die Bäume zu sehen. Und dazu noch den leckeren Kuchen“, sagt Leupold. Das erste Mal war sie als Kind in den 50er Jahren mit ihren Eltern im Toscana. „Das war etwas ganz Besonderes.“ Die Atmosphäre sei unbeschreiblich gewesen.

Andrea und Rolf Nestler kommen seit Jahren sonnabends ins Toscana. „Meist essen wir hier etwas Kleines zu Mittag, nachdem mich mein Mann vom Laden am Schillerplatz abgeholt hat“, sagt Andrea Nestler. Ihr gefällt, dass das Café jetzt modern und zeitgemäß wirkt. „Es gibt mehr Freiraum, weil auch viel Schnulli aus den Bögen im Wintergarten verschwunden ist“, sagt sie. Die neue Terrasse sei eine große Bereicherung, zudem gebe es viele unterschiedliche Bereiche, für jeden Geschmack etwas. Nur die hohe Trennwand zwischen den Sitznischen im Wintergarten ist ihr zu massiv. „Aber für das Toscana, das 1870 eröffnete, war der Umbau sehr wichtig“, sagt sie.

Indessen servieren Eisold und seine Mitarbeiter Torten, Kuchen, Sekt und Omelett im Akkord, die Schlange an der Kuchentheke für den Außer-Haus-Verkauf wird länger. Zwei junge chinesische Touristinnen haben es sich auf einem der Ledersofas bequem gemacht. Sie wussten nicht, dass das Café neu eröffnet hat. „Es wirkt wie eine Mischung aus sehr alt und ganz modern“, sagt eine auf Englisch. Genau so etwas hätten sie gesucht. Nur beim Kuchen können sie sich nicht entscheiden. „Kommt die Toscana-Torte aus Italien?“