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Tod im Hochhaus

Ein 46-Jähriger wurde beim Streit in seiner Prohliser Wohnung erstochen. Sein Nachbar sitzt in Untersuchungshaft.

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Von Alexander Schneider und Tobias Wolf

Nein, er dürfe nichts sagen. Der Wachmann in der dunkelblauen Uniform wehrt ab. Nichts zu machen. Dabei hat sich hier am Donnerstagabend ein blutiges Verbrechen ereignet. Der Concierge geht in seine Kabine zurück.

Der Tatort liegt im neunten Stock des Gagfah-Hochhauses. Foto: Sven Ellger
Der Tatort liegt im neunten Stock des Gagfah-Hochhauses. Foto: Sven Ellger

Prohliser Allee 33. Kameras zeichnen jede Bewegung auf dem Gang im Erdgeschoss des orangefarbenen 17-Geschossers auf. Nur in den oberen Etagen sind keine angebracht. Da, wo der Streit entbrannte. Das Gagfah-Hochhaus, das auch nach 25 Jahren deutscher Einheit noch aussieht wie zu DDR-Zeiten, ist immer wieder mal im Fokus, wenn mehr oder weniger stark Betrunkene aufeinander losgehen.

Nicht immer enden ihre Auseinandersetzungen tödlich, doch jeder Richter kennt die Adresse. Die Sache vom Donnerstagabend wird wohl vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Dresden landen. So wie alle Totschlagverfahren. Ein 58-jähriger Mieter soll am Vorabend einen Nachbarn mit einem Messer getötet haben.

Wie der Concierge wollen auch Bewohner des Hauses nicht darüber reden. Mancher hat noch nichts von der Sache in der neunten Etage mitbekommen. Andere sind genervt. Ihnen ist jedoch anzumerken, dass Blaulicht vor ihrem Haus für sie nichts Ungewöhnliches ist. Erst vergangene Woche haben Unbekannte die Scheiben eines Ladens im Erdgeschoss eingeworfen, erzählt ein Händler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Was aber nun schon wieder in dem Hochhaus los war, weiß auch er nicht.

Abendliches Trinkgelage

Am Donnerstagabend hatte der 46-jährige Mieter Besuch von drei Kumpels. Die Männer tranken zusammen. Nach Angaben der Polizei kam schließlich der 58-jährige Nachbar dazu – dabei muss es dann zu der Auseinandersetzung gekommen sein. Im weiteren Verlauf habe der 58-Jährige mit einem Messer auf den Jüngeren eingestochen. Der Mann wurde dabei so schwer verletzt, dass er noch vor Ort verstarb.

Um 19.25 Uhr wurden Notarzt und Polizei alarmiert. Die Beamten haben den mutmaßlichen Täter in seiner Wohnung festgenommen. Danach nahmen Spurensicherung und Kriminaltechnik die neunte Etage in Beschlag. Die Ermittler sicherten Beweise und befragten Zeugen. Sowohl die beiden Bekannten des Getöteten als auch der 58-Jährige seien alkoholisiert gewesen, heißt es bei der Polizei. Weitere Angaben machen die Beamten nicht und verweisen auf laufende Ermittlungen. Es bleibt unklar, warum es zum Streit der Männer kam und woher der 58-Jährige das Messer hatte. Angeblich ein Küchenmesser.

Am Freitagnachmittag wurde im Amtsgericht Dresden der Haftbefehl gegen den 58-Jährigen erlassen. Gegen ihn wird wegen Totschlags ermittelt. Er ist nun in Untersuchungshaft. Ob der gebürtige Pole, der schon lange in dem Haus leben soll, beim Haftrichter Angaben zu der Auseinandersetzung gemacht hat, ist unklar.

Schon drei tödliche Messerattacken

Es ist ein verrücktes Jahr. Seit Januar wurden bereits drei Menschen in Dresden erstochen – in gerade siebeneinhalb Wochen. Mitte Januar starb ein 20-jähiger Asylbewerber aus Afrika in Leubnitz-Neuostra. Der Mann aus Eritrea soll von einem 26-jährigen Mitbewohner bei einem Streit getötet worden sein. Nach einer Woche hatte die Mordkommission den Fall aufgeklärt.

In der Nacht zum 19. Februar wurde eine 43-jährige Prostituierte in ihrem Wohnungs-Etablissement in der Micktener Straße in Trachau ermordet. Ihr Lebensgefährte (34) wurde eine Woche später unter dringendem Tatverdacht verhaftet.