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Titans-Chef: „Ich kann nachts noch ruhig schlafen“

Wir haben keine Krise – sagen die Macher des Basketball-Zweitligisten nach fünf Niederlagen in Folge. Dennoch planen sie für den unfreiwilligen Gang in die Abstiegsspiele.

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Von Alexander Hiller

Im Grunde genommen ist noch gar nichts Außergewöhnliches passiert. Die Dresden Titans, Aufsteiger in die 2. Basketball-Bundesliga Pro B, kämpfen um den Klassenerhalt. Logisch, dass der junge Verein nach dem Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse nicht gleich vorn mitwirbelt. Aber die derzeitige Entwicklung weckt die Besorgnis, dass die Elbestädter die Zweitklassigkeit nur eine Saison genießen können. Fünf Niederlagen in Folge kassierten die Schützlinge von Trainer Thomas Krzywinski zuletzt. Der angestrebte Sprung in die Play-offs, also unter die besten acht Mannschaften, ist für den Neuling vor den letzten vier Partien der Normalrunde fast unmöglich. Die SZ beleuchtet die wichtigsten Fragen rund um den Aufsteiger.

Stecken die Dresden Titans in der Krise?

Sowohl Titans-Präsident Martin Henneberg als auch Geschäftsführer Gert Küchler schließen das aus. „Ich kann nachts noch ruhig schlafen“, versichert Henneberg. Glücklich ist er mit der sportlichen Situation freilich auch nicht. „Niederlagen sieht man grundsätzlich nicht gern, aber von einer Krise würde ich nicht sprechen“, betont der Vereins-Chef.

Fünf Niederlagen in Serie sind also keine Krise? „Selbst als Formtief kann ich das nur schwer bezeichnen, wir spielen ja immer gut mit“, argumentiert Küchler. Damit hat der Geschäftsführer zwar recht, aber von der munteren Mitspielerei wächst das Punktekonto nicht. „Wir haben momentan das Pech, dass wir in den entscheidenden Phasen der Spiele nicht das nötige Glück haben“, sagt Küchler, der über die Formulierung selbst lachen muss. Trainer Thomas Krzywinski hatte allerdings schon vor Beginn der Saison davor gewarnt, dass es auch mal bittere Phasen geben würde.

Ist der Zug für das Erreichen der Play-offs tatsächlich schon abgefahren?

Nein. Allerdings liegen die Dresden Titans als Tabellenzehnter in dem Zwölferfeld schon vier Punkte hinter dem derzeitigen Tabellenachten BG Topstar Leitershofen/Stadtbergen. Gegen den Absteiger aus der 2. Bundesliga Pro A verfügen die Titans freilich im direkten Duell über einen kleinen Vorteil. Dem 84:62-Auswärtssieg der Titans konnte Leitershofen „nur“ einen 106:88-Erfolg entgegensetzen. Damit das direkte Duell überhaupt zurate gezogen würde. müssten die Elbestädter zunächst einmal nach Punkten mit Leitershofen gleichziehen.

Das erscheint unrealistisch. „Im Basketball ist alles möglich“, glaubt Henneberg. Die Titans müssen noch gegen Leverkusen (7./Sa.), in Nördlingen (3./23. Februar), daheim gegen die Licher BasketBären (6./3. März) und bei den Fraport Skyliners Juniors (4./9. März) ran. „Wir bräuchten mindestens drei Siege, eher vier. Wir müssen uns langsam mit den Play-downs anfreunden. Diesen zusätzlichen Nervenkitzel hätten wir uns gern erspart“, sagt Küchler. In der Runde der letzten vier werden zum Saisonende zwei Absteiger ermittelt.

Reicht die sportliche Qualität der Mannschaft zum Klassenerhalt?

Jein. „Sonst wären wir nicht mit dieser Mannschaft in die Saison gegangen“, entgegnet Küchler. Der Geschäftsführer gibt aber zu, dass „unsere Bank sehr, sehr dünn besetzt ist“. Als Beleg dafür nennt er das letzte Wochenende, als die Titans ohne Robert Haas zum Tabellennachbarn Hanau reisten, weil der 24-Jährige am Freitag und am Montag zwei wichtige Klausuren zu absolvieren hatte. „Solche Dinge sind entscheidend, wenn bei den Stammspielern die Kräfte und damit die Kondition schwinden“, betont Gert Küchler. Er hätte in der Winterpause gerne gehandelt – wie andere Klubs. „Nur ein weiterer Profi wäre für uns eine Verstärkung gewesen“, sagt Küchler. Zwei Profis standen in der Warteschleife. „Die konnten wir uns nicht leisten“, bekennt der Geschäftsführer. Allerdings gehört der Jenenser Björn Blossey zum Aufgebot. Er rutschte für Tim Schmidt in das Team, der in der Weihnachtspause beschloss, wegen seiner beruflichen Belastung kürzer zu treten.

Steht Trainer Thomas Krzywinski zur Diskussion?

Klares Nein. „Wir könnten den Regionaltrainer gar nicht wegen Misserfolgs kündigen“, erklärt Gert Küchler. Der 30-jährige Thomas Krzywinski wird auf dieser Position von drei Parteien mischfinanziert: Vom Landessportbund (LSB) Sachsen, vom Basketball-Verband Sachsen und vom Verein.

Die Titans könnten Krzywinski höchstens ins zweite Glied zurückschieben, dort aber arbeitet der gewissenhafte Trainer ohnehin schon mit. Meist bis Mitternacht ist der junge Übungsleiter mit Basketball beschäftigt. Und künftig noch intensiver. Der Regionaltrainervertrag von Thomas Krzywinski wird heute um zwei Jahre verlängert und von 32 Stunden auf 40 Arbeitsstunden pro Woche erweitert. „Wir sind mit Thomas vollauf zufrieden“, bekräftigt Gert Küchler.

Wie ginge es für die Titans in der Abstiegsrunde weiter?

Die Dresdner würden gegen den Liga-Neunten, -Elften und -Zwölften eine normale Hin- und Rückrunde absolvieren. Das wären derzeit Hanau (9.), die ifm Baskets (11.) und Breitengüßbach (12.). Dabei nimmt jede Mannschaft nur die Zähler mit in die Play-down-Runde, die sie gegen die jeweils drei Kontrahenten erzielt hat. Die Titans erzielten nur zwei ihrer sechs Saisonsiege gegen die Abstiegskonkurrenz, würden nach derzeitigem Stand also mit vier Punkten in die Abstiegsrunde starten. Hanau mit acht Zählern, die ifm Baskets mit zwei Punkten und Breitengüßbach mit vier Punkten.

Wie hart würde den Neuling ein Abstieg treffen?

„Es wäre für den Verein keine Katastrophe“, sagt Gert Küchler, „weil sich der Klub ganz abgesehen vom Aufstieg der 1. Männermannschaft strukturell extrem verbessert hat“, betont er. Die Jugendabteilung sei beispielsweise derart gewachsen, dass die Titans bereits neun Nachwuchsteams aufstellen können. Allerdings „müssten wir uns bei einem Abstieg wohl um einige Sponsoren sorgen müssen“, weiß der Geschäftsführer.

Dresden Titans – Leverkusen am Sonnabend, 18 Uhr in der Margon-Arena an der Bodenbacher Straße