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Tischlein deckt sich nicht

Der Margaretenhof in Gohrisch muss seinen Restaurantbetrieb einstellen. Der Betreiber übt scharfe Kritik.

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© Katja Frohberg

Von Carina Brestrich

Kurort Gohrisch. Zum 25. Jubiläum seines Hauses hätte sich Andreas Levin bessere Neuigkeiten gewünscht. Der Hotelier betreibt in Gohrisch den Margaretenhof. Hoch oben im einstigen Luftkurort lädt seine Drei-Sterne-Anlage zur Einkehr ein. Doch die Lage, sie kann auch zum Verhängnis werden – wenn die Zufahrt schwierig wird. Andreas Levin hat das in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen – und deshalb jetzt die Reißleine gezogen: „Wir haben unseren Restaurantbetrieb einstellen müssen“, sagt er. Wer als hungriger Tagesgast einkehrt, der wird im Margaretenhof künftig nicht mehr satt. „Wir müssen diejenigen künftig auf anderen Gaststätten verweisen.“

Levin bedauert die Entscheidung, die er und seine Frau vor wenigen Wochen getroffen haben. „Wenn man seit 40 Jahren Gastronom ist, dann tut so ein Schritt weh“, sagt er. Ab sofort wird in der Küche nur noch für Hotelgäste gekocht. „Wir haben auf Halbpension umgestellt, bieten unseren Hotelgästen Frühstück und Abendbrot an“, sagt er.

Die Schuld daran gibt Andreas Levin den vielen Baustellen, die den Margarethenhof in den vergangenen Jahren nur schwer erreichbar gemacht hätten. Angefangen hatte der Einbruch im À-la-carte-Geschäft nach dem Hochwasser 2013. „Die Nachwehen waren noch 2014 spürbar“, erzählt er. Während sich der Tourismus langsam wieder erholte, kam für Levin im selben Jahr schon der nächste Schlag: die Vollsperrung der Kreisstraße von Pfaffendorf bis zu Levins Hotel. Ein Jahr später dann die nächste Vollsperrung. Diesmal war die Straße vor dem Hotel wegen Arbeiten an der Gasleitung dicht. Bis diesen Sommer zogen sich die Arbeiten. Obendrein war der ganze Ort nur über Umwege erreichbar: Die Zufahrt von Königstein aus war wegen Bauarbeiten ebenfalls dicht.

Für den Restaurantbetrieb, der bis dahin einen großen Teil des Geschäfts ausmachte, hatte das fatale Folgen. Der Margaretenhof sei regelrecht abgeschnitten gewesen. Tagesausflügler mieden das Haus, Busse mit Reisegruppen fuhren nicht mehr vor. „Meine Mitarbeiter hatten mittags nichts mehr zu tun“, sagt Levin. Nach und nach wurde der Restaurantbetrieb zum Zuschussgeschäft. Der Hotelier spricht von mehreren Zehntausend Euro Umsatz, die jährlich verloren gingen. „Zuletzt haben wir die Defizite mit den Hoteleinnahmen decken müssen.“ Eine dauerhafte Lösung sei das nicht, sagt er: „Ich bin zwar Gastronom aus Leidenschaft, aber muss eben auch Kaufmann sein.“

Verständnis für Bauarbeiten

Dabei hat Andreas Levin sogar Verständnis für die Bauarbeiten. Was ihn vielmehr ärgert, ist, dass sich nie jemand von den Behörden oder den lokalen Politikern mit ihm in Verbindung gesetzt hatte. „Wir hätten uns doch an einen Tisch setzen und über Lösungen nachdenken können“, sagt er. So etwa hätte Levin sich gewünscht, dass man sich einigt und die milden Wintermonate zum Bauen nutzt. „Auch über eine bessere Ausschilderung hätten wir reden können“, sagt er. Doch Interesse habe keiner gehabt – und das, obwohl Levin, wie er sagt, nicht der einzige Wirt im Ort war, dem die Baustellen Schwierigkeiten bereiteten. „Gohrisch lebt vom Tourismus. Wenn die Urlauber nicht mehr kommen, dann ist der Ort tot.“

Von seinen 18 Mitarbeitern muss Andreas Levin nun fünf gehen lassen. Die übrigen werden künftig in zwei statt drei Schichten im Restaurantbereich für die Übernachtungsgäste da sein. „Feiern, Tagungen und Betriebsveranstaltungen können außerdem noch im Margaretenhof abgehalten werden“, sagt Andreas Levin. Schwacher Trost für den Gastronomen: Nur einem Teil der fünf Mitarbeiter musste er tatsächlich eine Kündigung schreiben. „Die anderen hatten zum Glück bereits eine andere Perspektive.“