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Tierschützer wollen ihr Tierheim kaufen

Die Stadt verlangt für die Immobilie mehrere Tausend Euro. Der Betreiberverein ist über den Preis verwundert.

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© Sebastian Schultz

Von Britta Veltzke

Riesa. Damit hätte Tierheimchef Uwe Brestel nun wahrlich nicht gerechnet: Die Gebäude des ehemaligen Volksgutes Göhlis, die der Tierschutzverein als Tierheim nutzt, sollen 43 000 Euro kosten. Diesen Kaufpreis haben Gutachter ermittelt, die im Oktober vor Ort waren. „Das ist schon ein wahnsinniger Betrag. Wenn sich kein großzügiger Spender findet, wüsste ich nicht, wie wir als Verein so viel Geld aufbringen sollten.“ Zumal in den nächsten Jahren weitere Investitionen anstünden. „In absehbarer Zeit sind die Dächer an der Reihe“, so Uwe Brestel.

Knapp 6 000 Quadratmeter messen die relevanten Flächen. Zugrunde liegt ein Bodenrichtwert von 27 Euro pro Quadratmeter. Aktuell nutzt der Tierschutzverein die Gebäude umsonst. Schließlich erfüllt er eine Pflichtaufgabe für die Stadt Riesa. Denn laut dem Bürgerlichen Gesetzbuch sind die Kommunen für Fundsachen zuständig – und dazu gehören eben auch: Tiere.

Der Tierheimbetreiber hat in den vergangenen Jahren immer wieder eigenes Geld in die Sanierung und Verbesserung der Anlagen gesteckt. Uwe Brestel will nun nicht mehr weiter in fremdes Eigentum investieren. „Denn man weiß ja nie, was passiert, wenn plötzlich ein Investor mit einem großen Portemonnaie auftaucht.“

Das weckt Erinnerungen an den Investor, der 2015 Teile des ehemaligen Volksgutes kaufen wollte, um dort ein Pferdesportzentrum einzurichten. Das Tierheim wäre allerdings von den Plänen verschont geblieben. Der Verein Sprungbrett hingegen hätte sich mit seinen erlebnispädagogischen Angeboten und der Schäferei eine neue Bleibe suchen müssen. Das sich so etwas in nächster Zeit wiederholt, glaubt Tierheimchef Uwe Brestel zwar nicht. Trotzdem möchte er auf lange Sicht mehr Planungssicherheit haben. Zudem gibt es noch einen Grund, warum der Tierschutzverein lieber selbst Besitzer der Immobilie wäre. „Dann könnten wir leichter an Fördermittel kommen, zum Beispiel vom Deutschen Tierschutzbund. Der investiert natürlich auch lieber in Gebäude, wenn er weiß, dass dort langfristig im Sinne des Tierschutzes gearbeitet wird“, so Brestel.

Alternativ zum Kauf bietet die Stadt dem Verein an, Fläche und Gebäude per Erbbaurecht zu übernehmen. Kostenpunkt in diesem Fall: rund 640 Euro jährlich für die nächsten 33 Jahre. „Das ist schon eher ein Betrag, den wir uns leisten könnten“, erklärt Uwe Brestel.

Allerdings würde das laut dem Juristen Sebastian Lohse von der Kanzlei BSKP nichts an den Eigentumsverhältnissen ändern. „Das Tierheim würde dann nach wie vor der Stadt gehören. Mit dem einzigen Unterschied, dass der Betreiberverein 33 Jahre lang mehr Sicherheit hätte.“ Auch nach diesem Zeitraum bleibe die Stadt Eigentümer, erklärt Sebastian Lohse. „Es ist und bleibt eine Pacht. Anders wäre das bei einem Mietkauf.“

Tierheimchef Uwe Brestel will sich nun noch einmal von einem Experten beraten lassen und dann gemeinsamen mit den anderen Vorstandsmitgliedern entscheiden. „Vielleicht korrigiert die Stadt den Kaufpreis ja auch noch mal nach unten.“

Stadtsprecher Uwe Päsler macht da allerdings wenig Hoffnung. „Die Gutachterbewertung ist so erfolgt, wie sie erfolgt ist.“ Nachdem sich der Verein entschieden habe, werde ein Beschluss für den Stadtrat vorbereitet, so Päsler.