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Tierschützer in Not

Das Konto des Bischofswerdaer Vereins ist fast leer. Die Vorsitzende startet einen SOS-Ruf. Der bleibt nicht ungehört.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Nur noch 300 Euro waren am Wochenende auf dem Konto des Bischofswerdaer Tierschutzvereins. Zu wenig, um Tierarztrechnungen bezahlen oder Futter für herrenlose Tiere in dem Maße kaufen zu können, wie es gebraucht wird. „Der Tierschutzverein Bischofswerda ist bankrott“, postete die Vereinsvorsitzende Manja Gumpert am Sonntag auf Facebook. Und sie richtete einen Spendenaufruf an die Gemeinde im sozialen Netzwerk: „Wir brauchen 1 000 treue Freunde, die bereit sind, monatlich einen Euro an uns zu spenden. Damit hätten wir unsere finanziellen Mittel zu 75 Prozent gesichert und niemandem tut’s weh.“ Reaktionen bleiben nicht aus. Mehrere Nutzer, darunter der Verein Kleiderfundus, erklärten spontan ihre Bereitschaft zu helfen. Zu den ersten, die am Pfingstwochenende spendeten, gehörte Oberbürgermeister Holm Große. Manja Gumpert findet das klasse und bedankt sich bei allen, die schon gespendet haben oder es noch tun möchten.

Die ehrenamtlichen Tierschützer aus Bischofswerda kümmern sich bis ins Oberland nach Weifa um herrenlose und vernachlässigte Tiere. Nicht nur der räumliche Wirkungsbereich ist in den vergangenen Jahren größer geworden. Auch die Aufgaben sind gewachsen. Das geht ins Geld. Es gehe längst nicht mehr nur um herrenlose Hunde und Katzen, sagt Manja Gumpert. Die Tierschützer helfen auch, wenn sich zum Beispiel eine Fledermaus in einer Wohnung verirrt, oder, wie in Schmölln geschehen, ein Reh nicht mehr aus einem Grundstück findet. „Jeder kann mal in eine Situation kommen, wo er den Tierschutz braucht“, sagt die Bischofswerdaerin. Im Grunde leisten die Tierschützer eine Arbeit, für die die Behörden zuständig sind und die der öffentlichen Ordnung und Sicherheit dienen. Da wäre es angemessen, wenn jeder Bürger finanziell etwas zum Tierschutz beiträgt, sagt Manja Gumpert. Auf Facebook gibt es für sie Schützenhilfe: „Bei 12 000 Einwohnern gibt es wenigsten 6 000 Erwachsene mit Einkommen. Einen Euro, Leute!!!“, postet eine Userin.

Auch Futterstellen werden betreut

Der Tierschutzverein Bischofswerda hat rund 50 Mitglieder. Etwa zehn von ihnen bilden den aktiven „harten Kern“. Ein Hund, zahlreiche Katzen, darunter eine Katzenmutter mit vier Jungtieren, befinden sich zurzeit in den von Mitgliedern und Freunden des Vereins betreuten Pflegestellen. Der Verein bereut 17 Futterstellen für herrenlose Katzen in der Region Bischofswerda. Um der unkontrollierten Vermehrung von Katzen entgegenzuwirken, ließ er im vergangenen Jahr rund 300 Tiere kastrieren. Das klingt viel und ist doch nur ein Tropfen auf einen sehr heißen Stein. „Auf der einen Seite lässt man vier Katzen kastrieren. Auf der anderen Seite gibt es einen Wurf mit vier Tieren“, rechnet Manja Gumpert vor. Aus ihrer Sicht wäre viel gewonnen, würde Bischofswerda dem Beispiel von Städten wie Radeberg folgen, wo es eine Kastrationspflicht für Katzen gibt.

Die engagierte Vereinsvorsitzende wirbt weiter um Verständnis für die Belange des Tierschutzes – und um Spenden. Sie ist im Gespräch mit dem BFV 08, um am Rande des Heimspiels am kommenden Sonntag auf die Lage des Vereins aufmerksam zu machen. Auch beim Kinder- und Vereinsfest zu den Schiebocker Tagen am 9. und 10. Juni auf dem Kirchplatz ist der Tierschutzverein mit von der Partie.

Spendenkonto: DE 17855500001000513110 bei der Kreissparkasse Bautzen, Bic Solades1Bat oder über Paypal [email protected]