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Tierquäler spicken Wurst mit Nägeln

In Kamenz-Jesau wurden die tödlichen Köder entdeckt, bevor sie Schaden anrichten konnten. Doch die Angst bleibt.

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© Rico Löb

Von Rico Löb und Annett Kschieschan

Ihre Hunde sind ihr ganzer Stolz. Für Ines Mitschke aus dem Kamenzer Ortsteil Jesau ist ein Leben ohne ihre Tiere nicht vorstellbar. 14 Hunde leben auf ihrem Hof, darunter auch Pflegetiere. Umso entsetzter war die 51-Jährige als sie erfuhr, dass offenbar jemand ihre Hunde töten, zumindest aber schwer verletzen wollte. Der Lebensgefährte der Jesauerin fand vor einigen Tagen mehrere Wurststücke auf dem Hof – gespickt mit Tacker-Nägeln. Die Suche auf dem Grundstück brachte vier weitere präparierte Wurststücke zutage. Ines Mitschke ist noch immer fassungslos. „Wieso macht jemand so etwas?“, fragt die erklärte Tierfreundin. Sie hat die Polizei alarmiert. Die Beamten haben vor Ort Fotos gemacht und nach Spuren gesucht. Nun wird ermittelt, wer die gefährlichen Köder ausgelegt haben könnte. Fakt ist: Frisst ein Tier den Köder, kann es daran sterben. Qualvoll.

Bei der Polizei nimmt man den Vorfall in Kamenz-Jesau deshalb ernst. Zumal es nicht der erste dieser Art im Kamenzer Land ist. 2008 und 2010 wurden im nahe gelegenen Brauna mit Rasierklingen gespickte Wurststücke gefunden. Und erst vor Kurzem sorgte ein Vorfall in Hoyerswerda für Aufregung. Hier soll eine Beagle-Hündin gestorben sein, nachdem sie einen vergifteten Köder gefressen hatte.

Kein ähnlicher Fall bekannt

Sind also Tierhasser in der Region unterwegs? Bei der Polizei hält man sich mit Einschätzungen zurück. In der polizeilichen Kriminalstatistik wird versuchte Tierquälerei nicht extra erfasst. Zumindest sei im ersten Quartal 2015 bisher kein ähnlicher Fall aus dem Raum Kamenz gemeldet worden, so Thomas Knaup, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz auf Anfrage.

Zudem sei das Tierschutzgesetz ein sogenanntes Strafnebengesetz und befasst sich nur mit Fällen der vollendeten Tierquälerei. Relevant wird das Ganze also erst, wenn ein Tier zu Schaden gekommen ist. Soweit will es Ines Mitschke natürlich nicht kommen lassen. Sie und ihr Partner achten jetzt noch mehr auf ihre Vierbeiner. „Wir hoffen, dass nicht doch ein Hund ein präpariertes Wurststück gefressen hat“, sagt sie. Das Thema lässt sie nicht los. Vor allem, weil es bereits im vergangenen Jahr einen seltsamen Vorfall gab. „Da hat man Nagelbretter unter unsere Autos gelegt und damit die Reifen zerstochen“, erzählt die Hundebesitzerin. Ob es einen Zusammenhang zwischen beiden Taten gibt, ist offen.

In Brauna war es nach den beiden Vorkommnissen von 2008 und 2010 ruhig geworden. Weitere gefährliche Köder wurden nicht gefunden – der Verursacher aber offenbar auch nicht.

Bei der Polizei mahnt man zur Besonnenheit. Die Verärgerung und Besorgnis von Tierhaltern sei natürlich verständlich. „Der einfachste Weg, zu vermeiden, dass Haustieren etwas zustößt, ist, durch Aufsicht, Leinen- und Fresskontrolle zu verhindern, dass das Tier manipulierte Köder oder Futter zu sich nimmt“, so Thomas Knaup.

Hundefreunde haben Netzwerk gegründet

Dass das bisweilen leichter gesagt als getan ist, zeigt der Fall aus Hoyerswerda. Dort hatte die Besitzerin der Beagle-Hündin Lucy erst durch ihre Tierärztin erfahren, dass der Hund vermutlich etwas Giftiges gefressen hatte. Aufgefallen war ihr nur, dass es der Hündin plötzlich schlechtging. Nach einem Nierenversagen musste Lucy schließlich eingeschläfert werden. Hundefreunde haben ausgehend von diesem Fall eine eigene Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook gegründet. Die Mitglieder wollen dort für das Thema sensibilisieren und natürlich sofort warnen, falls es weitere Funde von Giftködern gibt.

Ines Mitschke hofft, dass sie künftig in Ruhe auf ihrem Hof leben kann. Gemeinsam mit ihren Hunden, deren Wohlergehen für sie das Wichtigste ist. Und sie hofft, dass die Polizei anhand der Spuren herausfinden kann, wer den Hunden Übles wollte. Verstehen kann sie den oder die Täter nicht. „Die armen, wehrlosen Tiere können doch nichts dafür“, sagt sie traurig.