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Tierpark rüstet auf

160 Tiere wollen zuverlässig gefüttert werden. Da ist ein motorisierter Helfer unverzichtbar.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Die Stadtreinigung benutzt ihn. Der Winterdienst. Und sogar das Sandmännchen setzt sich in seiner Abendsendung gern ans Steuer. Den Kleintransporter Multicar kennt jeder DDR-Bürger. Seit Ende der 50er Jahre weit mehr als 100 000-fach produziert, gilt der Multicar aus dem thüringischen Waltershausen als die einzige DDR-Kraftfahrzeugmarke, die noch heute existiert. Zahllose Exemplare aller Baureihen sind noch heute in Deutschland und im Ausland unterwegs.

Bei aller sprichwörtlichen Zuverlässigkeit geht allerdings auch mal ein Multicar kaputt. So ging es jetzt dem Tierpark Riesa. „Wir wussten am Schluss nie, ob wir mit dem Multicar auch wieder nach Hause kommen“, sagt Tierpark-Chef Gerhard Herrmann. Er braucht den Kleintransporter dringend, um damit jeden Tag Futter für die mehr als 160 Tiere zu holen – im Sommer Grünfutter, ganzjährig Futterspenden von Supermärkten. „Zuletzt blieb der Multicar auch mal unterwegs stehen und ging ohne Mechaniker nicht wieder in Gang.“ Auch den Abschleppdienst mussten die Tierpark-Leute schon bemühen. Kein Wunder: Der alte Multicar war 2005 als Gebrauchtfahrzeug gekauft worden, war allerdings schon seit 1991 anderswo im Einsatz. Die jährlichen Reparaturkosten lagen laut Stadtverwaltung zuletzt bei 3 000 bis 4 000 Euro brutto. Das galt wirtschaftlich als nicht mehr vertretbar.

Mit solchen Reparaturkosten soll nun erst einmal Schluss sein: Denn die Stadt spendierte der Einrichtung ein neues Exemplar. Der gut 52 000 Euro teure Dreiseitenkipper wurde im Dezember dem Tierpark übergeben. „Dies ist für unsere Mitarbeiter eine enorme Arbeitserleichterung und hilft deutlich, die Gehege weiterhin zügig zu säubern und anspruchsvoll zu gestalten“, sagt Gerhard Herrmann.

Beschwerden über den Osterhasen

Die Anlage hat sich als Besuchermagnet etabliert: Im abgelaufenen Jahr besuchten 31 620 Gäste den Tierpark. Das ist ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr. Zur positiven Entwicklung habe auch das Jubiläum zum 50-jährigen Bestehen beigetragen, das im Juni gefeiert wurde. „Unser Tierparkfest im Sommer war nicht nur für die zahlreichen Gäste an diesem Tag ein tolles Erlebnis. Auch unsere Mitarbeiter werden diesen Tag in guter Erinnerung behalten“, sagt Gerhard Herrmann.

Bei diesem Fest wurde nach dänischer Tradition ein zweiter Schnullerbaum eingeweiht – er soll Kleinkindern helfen, sich von ihrem Schnuller zu entwöhnen. Sie können ihren Nuckel abgeben, an den Baum hängen und ihn später immer wieder besuchen. „Mit mehr als 150 Schnullern war der Riesaer Schnullerbaum übervoll“, sagt Kathleen Kießling, Geschäftsführerin der Betreibergesellschaft FVG. Man arbeite bei diesem Projekt mit der Hebammenpraxis Drechsler und dem Sprachheilzentrum Riesa zusammen – schließlich sollten Kinder nicht zu spät vom Schnuller entwöhnt werden, um sich gesund entwickeln zu können.

Noch vor dem Tierparkfest hatten zu Ostern zahlreiche Gäste das Gelände bevölkert. Sie kamen zum traditionellen Ostereiersuchen am Ostersonntag, das schon seit 25 Jahren angeboten wird. Derzeit laufen die Planungen auf Hochtouren, für das Spektakel ein neues Konzept zu finden. Denn in der Regel kommen zum Ostersonntag bis zu 1 300 Besucher in den Tierpark, davon sind 500 Kinder. Sie alle suchen auf dem Areal nach Geschenken.

Dabei geht aber nicht jeder gleich rücksichtsvoll um. „Manche Besucher überstrapazieren das Mitnehmen von Geschenken, so dass manche, die später kamen, leer ausgingen“, sagt Gerhard Herrmann. Darüber habe es Beschwerden gegeben, die man künftig vermeiden wolle. „Wir wollen, dass jedes Kind, das Ostern zu uns kommt, auch ein würdiges Geschenk erhält.“ Sobald die Planungen für das neue Oster-Konzept abgeschlossen seien, werde man darüber informieren.

Aktuell leben im Tierpark mehr als 160 Tiere in 55 Arten. Deren Zahl bleibt konstant, auch wenn immer mal wieder Tiere den Tierpark verlassen oder welche hinzukommen. „Wir beteiligen uns auch an Auswilderungsprojekten“, sagt der Tierparkleiter. Wer die Bewohner besuchen will, hat derzeit täglich von 9 bis 16 Uhr Gelegenheit. Ab dem 1. März ist täglich bis 17 Uhr geöffnet, von April bis Ende September dann täglich 9 -18 Uhr. Für das Tierparkfest steht der Termin noch nicht endgültig fest. Es soll aber im Juni stattfinden.