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Tierpark droht Verlust

Werden Haltung und Zucht eingewanderter Tiere verboten, muss Schiebocks Zoo Nasen- und Waschbären abschaffen.

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© Regina Berger

Von Gabriele Naß

Bischofswerda. Im Tier- und Kulturpark Bischofswerda klettert der Nasenbär zur Freude der Besucher besonders eifrig. Die sechs Tiere einer Gruppe dürfen hier sogar ihr Gehege verlassen und sich auf Seilen ins Gelände schwingen. Sie bewegen sich so den Gästen zum Anfassen nahe. Es ist eine Attraktion.

Die Attraktion ist in Gefahr. Tierparkleiterin Silvia Berger hat davon nicht erst Kenntnis, seit sich diese Woche der sächsische Landtag in einer Experten-Anhörung damit beschäftigte, dass die EU-Kommission eine Verordnung beschlossen hat, nach der bestimmte Tiere unter anderem nicht mehr gehalten, verkauft oder weitertransportiert werden dürfen; sogenannte invasive Tiere, die sich angesiedelt haben und in der freien Natur negative Auswirkungen auf heimische Arten haben. Solche Tiere sollen nach dem Willen der EU auch in Zoos nicht mehr gehalten oder gezüchtet werden dürfen. Der südamerikanische Nasenbär gehört dazu, aber auch der Waschbär. Beides hält der Tierpark Bischofswerda. Über die Deutsche Tierpark-Gesellschaft hatte die Leiterin vor gut einem Jahr davon erfahren, dass den Nasen- und Waschbären das Ende in europäischen Zoos droht. In einer im Sommer 2016 verabschiedeten Erklärung der Tierpark-Gesellschaft heißt es unter anderem zum Nasenbären, „dieser ist in Europa nicht großflächig verbreitet wie der Waschbär und eine plötzliche flächendeckende Ausbreitung aus seriös geführten Zoos ist undenkbar.“ Silvia Berger teilt diese Meinung.

Für den kleinsten Zoo Sachsens in Bischofswerda wäre der Rauswurf der Nasenbären besonders tragisch. „Es wäre ein Verlust für die Attraktivität unseres Zoos“, sagt die Leiterin. Mit dem Nasenbären wirbt die Anlage in Bischofswerda sogar im Logo. Als das vor ein paar Jahren so entschieden wurde, wunderten sich manche, denn Bischofswerda kann ja auch mit Braunbär Balu und der Grizzlydame Jane aufwarten. Tierparkbesucher lieben diese großen Bären seit Jahrzehnten. Mit dem Nasenbären im Logo habe man auf die Zukunft gesetzt. Die Braunbären sind attraktiv. In einem erst vor wenigen Jahren mit der Hilfe vieler Spender neu gebauten Gehege seien sie auch artgerecht untergebracht, sagt Silvia Berger. Aber ob so große Tiere auch in Zukunft noch in kleinen Zoos gehalten werden können, schien nicht sicher. Bewusst habe man bei der Wahl des Logos deshalb auf die kleinere Art gesetzt. Generell sei der kleine Zoo Bischofswerda einer für die kleinen Tiere. Auf einem Hektar Fläche werden hier rund 300 Tiere in 60 Arten gezeigt, darunter einheimische Haustiere wie Meerschweinchen. Etwas weniger sind es derzeit wegen der Vogelgrippe und der damit verbundenen Stallpflicht. Enten und Schwäne mussten weggesperrt werden.

An den Fall, dass die EU-Richtlinie in Deutschland doch vollumfänglich umgesetzt wird und in Bischofswerda Nasen- wie Waschbären nicht mehr gehalten werden dürfen, wolle sie noch nicht denken, sagt Silvia Berger. Eine Idee für den Ernstfall wäre es aber, die jetzige Art der Nasenbären auszutauschen gegen eine bedrohte Art, die es auch bei diesen Tieren gibt. Aber es würde ihr Leid tun um die Tiere, die da sind. Zwei der sechs putzigen Kletterer sind Handaufzuchten. –  Ein deutsches Gesetz zur Umsetzung der EU-Verordnung soll noch in dieser Legislatur kommen.

www.tierpark.bischofswerda.de