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Tierisches Glück

Ein Stück gute alte Zeit: Die Zoohandlung von Peter Proschwitz feiert dieser Tage zehnjähriges Jubiläum.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Dieser Mann kann sich wirklich glücklich schätzen. Schon seit 2008 muss der Großenhainer nämlich nicht mehr arbeiten! Zumindest nicht mehr im eigentlichen, kopflastigen Sinne. Denn er hat das getan, wovon andere Menschen nur träumen: Peter Proschwitz machte sein Hobby zum Beruf und übernahm das Zoogeschäft auf der Dresdner Straße. Eine Hinwendung zum Tier, das Interesse an allem, was überhaupt zwitschert, schwimmt oder durch die Gegend hoppelt, machte dem heute 55-Jährigen die Entscheidung damals leicht. „Auch wenn es wirtschaftlich nicht immer einfach ist und natürlich nicht jeder Tag so bilderbuchmäßig im Laden abläuft, wie es sich mancher Besucher vielleicht vorstellt. Bereut habe ich die Entscheidung dennoch auf keinen Fall“, sagt Peter Proschwitz und lächelt.

Bewohner des Zoogeschäftes

Genießt die Zweisamkeit: Purpurprachtfisch-Paar.
Genießt die Zweisamkeit: Purpurprachtfisch-Paar.
Das älteste Tier in der Zoohandlung: ein Gecko.
Das älteste Tier in der Zoohandlung: ein Gecko.
Nach wie vor bei Tierfreunden sehr beliebt: Zwerghamster.
Nach wie vor bei Tierfreunden sehr beliebt: Zwerghamster.
Was für ein prächtiger Anblick: ein Ziegensittich.
Was für ein prächtiger Anblick: ein Ziegensittich.
Augenweide fürs Aquarium: ein Diskusfisch.
Augenweide fürs Aquarium: ein Diskusfisch.
Geschwätziger Kamerad: der gute alte Wellensittich.
Geschwätziger Kamerad: der gute alte Wellensittich.

Ein Lächeln, dem man Glauben schenken mag. Mit Ruhe und innerer Gelassenheit schreitet Peter Proschwitz durch das Geschäft, das für ein paar hundert Tiere zumindest vorübergehend ein Zuhause darstellt. Auch wenn sie finanziell schon längst nicht mehr diejenigen sind, die für volle Kassen sorgen – was wäre eine Zoohandlung schon ohne sie? „Natürlich kann man das nicht mehr vergleichen mit DDR-Zeiten, wo ein solcher Zooladen in der Stadt zumeist der einzige gewesen ist, der Teddy-Hamster oder Wellensittiche angeboten hat“, gibt Peter Proschwitz zu bedenken. Die Leute schauten auf den Preis und kauften das Futter für ihre Lieblinge auch schnell mal im Supermarkt. Ja und das es diese in großen namhaften Märkten rund um die Röderstadt zu erwerben gibt, sei auch kein Geheimnis.

Aufmerksamkeit und Pflege

Hinzukäme, dass sich das Verhalten der Menschen darüber hinaus grundlegend geändert habe. Denn bevor sie bei ihm überhaupt zu Kunden werden könnten, müssten sie sich zunächst dafür entscheiden, ein Tier bei sich aufnehmen zu wollen. Gleich nun, ob Fische, Mäuse oder eben ein Zwergkaninchen. Kümmern müsse man sich um die tierischen Untermieter auf jeden Fall. Nicht nur um das Futter oder die Behausung mit Einstreu oder sauberem Wasser an sich. Im Falle einer Erkrankung müssten Behandlungskosten einkalkuliert oder Gelder für notwendige Impfungen bedacht werden. Ganz zu schweigen von der Aufmerksamkeit und den täglichen Streicheleinheiten, die mancher Fellkumpel bräuchte.

Und obendrein nicht zu vergessen, dass Bubi & Co keineswegs immer mit in die Ferien reisen könnten. „Vor allem das ist der springende Punkt! Vor 30 oder 40 Jahren war es ganz normal, dass auch Kinder in der Stadt mit einem kleinen Haustier aufgewachsen sind. Für die Eltern war das völlig selbstverständlich. Mittlerweile kommen zwar noch Mädchen und Jungen und dürfen sich ein Tier aussuchen. Aber eben nicht mehr so viele“, weiß Peter Proschwitz. Stattdessen entschieden sich häufig ältere Menschen für eine gefiederte oder kuschelnde Gesellschaft.

Eine, die der Geschäftsinhaber selbst von erfahrenen Züchtern aus der Umgebung erwirbt und daher auch weiß, wie die Tiere dort gehalten werden. Das sei ihm schon sehr wichtig, keine Frage. Daher könne es eben durchaus auch mal sein, dass eine Tierart gerade gewissermaßen „aus“ wäre. So wie jetzt zurzeit bei den Meerschweinchen. „Wenn mir keine der bekannten Züchter welche anbietet, warte ich lieber ab. Da gehe ich kein Risiko ein, denn umso enttäuschter sind dann die Käufer, wenn das Tier vielleicht doch nicht so gesund gewesen ist, wie gedacht.“ Auch einer der Gründe, weshalb Peter Proschwitz seinen ältesten Gefährten lieber nicht mehr an den Kunden bringt. Für den inzwischen gut fünf Jahre alten Gecko interessierte sich seinerzeit niemand und nun sei das flinke Tierchen auf diese Weise in die Jahre gekommen. „Da behalte ich ihn liebe bei mir im Laden“, sagt Proschwitz.

Mit der Kundschaft verbunden

So umsichtig wie in dieser Entscheidung ist der passionierte Hobbyaquarianer auch im Umgang mit seiner zuweilen fragenden Kundschaft. Geduldig berät er zu Diätfutter für Hunde, weiß um die Tücken eines quietschenden Katzenspielzeugs für das menschliche Ohr und ist einfach auch nur mal Zuhörer, für den sichtlich gestressten Käufer von Fischfutter. Gerade mit den Stammkunden wäre man natürlich über die Jahre hinweg eng verbunden. Und er sei froh, so Peter Proschwitz, dass sie ihm so lange die Treue hielten.

Klar, dass er nicht nur wisse, wie es Kater Fritz oder Zwerghäsin Lotte ginge. Natürlich erfahre er auch etwas über das Leben der Besitzer selbst. Ja, auch das gehöre eben dazu. So wie im Übrigen auch das Reinigen aller Aquarien, Terrarien, Ställe oder Volieren. „Ich habe ganz engagierte Kolleginnen, die das mit großem Aufwand tun. Sie zu haben, ist ebenso ein großes Glück, wie meine Familie, die mich stets unterstützt. Ohne sie wäre das alles gar nicht möglich“ bekennt Peter Proschwitz und lächelt wieder. Glücklich, versteht sich. Grund dazu gibt es offensichtlich reichlich – am 1. Februar feiert er sogar noch zehnjähriges Jubiläum seines beliebten Ladens. Die SZ gratuliert herzlich!