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Tierische Zuwanderer

Wildschweine wühlen derzeit nachts Oybin um. Zittau als Waldbesitzer schickt Jäger los, bremst aber die Erwartungen.

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© szo

Von Mario Sefrin

Nichts wird ausgelassen, weder die Blumenbeete im Garten des Feuerwehrleiters, noch große Rasenflächen in diversen anderen Grundstücken. Die Gemeinde Oybin hat derzeit ein besonderes Zuwanderungsproblem. Dieses ist tierischer Art, groß und schwer und zieht bevorzugt nachts in Rotten durch den Ort. Dort hinterlassen Wildschweine seit einigen Wochen deutlich sichtbare Spuren ihres nächtlichen Treibens.

So wie gegenwärtig ...
So wie gegenwärtig ... © privat
... in Oybin, ...
... in Oybin, ... © privat
... wo Gärten schon mal ...
... wo Gärten schon mal ... © privat
... großflächig umgewühlt werden.
... großflächig umgewühlt werden. © privat

Die Tiere haben es sogar bis in den Gemeinderat geschafft: Oybins Bürgermeister Hans-Jürgen Goth (Linke) sah sich in der jüngsten Sitzung genötigt, im Tagesordnungspunkt „Informationen“ auf die Waldbewohner einzugehen. „Es sind sehr viele, die derzeit durch den Ort ziehen“, sagte der Bürgermeister. So seien Wildschweine unter anderem beim Altersheim aktiv gewesen und hätten dort einen Zaun weggedrückt, so Goth.

Zauntor aufgehebelt

Überhaupt: Von Zäunen lassen sich die im Zittauer Gebirge lebenden Wildschweine längst nicht mehr aufhalten. So verwüsteten vierbeinige „Einbrecher“ auch die Rasenfläche eines Grundstücks an der Oybiner Bergstraße. Eine Rotte Wildschweine hatte zuvor ein Zauntor aufgehebelt und gelangte so in den dahinter befindlichen Garten. „Den Grundstücksbesitzern bot sich am Morgen danach ein Bild der Verwüstung“, sagt Dietmar Ullrich aus Oybin, der der SZ auch einige Bilder vom Tatort geschickt hat. „30 bis 40 Zentimeter tief wurde die Wiesenfläche regelrecht umgeackert“, so Ullrich.

Auch bei Feuerwehr-Chef Wolfgang Rücker waren Zäune kein Hindernis: „Ich hatte ein paar Bauzäune aufgestellt, die mit Kabelbindern zusammengebunden waren“, sagt er. Aber die waren kein Problem für die Wildschweine: „Die haben sich einfach daruntergewühlt, bis sie die Zäune weggedrückt hatten.“ Dabei wurden auch die Kabelbinder zerstört.

Dem Forstbetrieb der Stadt Zittau, der die Waldflächen im Gebirge zum größten Teil gehören, ist das Problem auch schon zu Ohren gekommen. „Ein Einwohner hat mich direkt auf das Problem angesprochen“, sagt Forstamtsleiterin Angela Bültemeier. Unabhängig davon sei dem Amt die derzeitige Aktivität des Schwarzwildes in Oybin und auch in anderen Orten nicht verborgen geblieben: „Hierzu haben wir beziehungsweise die Jäger der Stadt selbst umfangreiche Feststellungen gemacht.“

Vielzahl von Abschüssen

Ein Grund für diese Aktivitäten in den Orten ist unter anderem, dass das Schwarzwild in den zurückliegenden Wochen, nach dem Abernten der letzten Felder, wieder in den Wald „eingezogen“ sei, so Frau Bültemeier. Hier werde es nun mit Einzel- und Gemeinschaftsjagden bejagt: „Dabei ist es bereits zu einer Vielzahl von Abschüssen gekommen“, sagt Angela Bültemeier.

Detlef Eckert, der Vorsitzende des Jagdverbandes Oberlausitz, spricht sich für eine stärkere Bejagung von Wildschweinen im Zittauer Gebirge aus. „Hier ist eine große Jagd nötig“, sagt er. „Die Schwarzwildbestände haben extrem überhandgenommen.“ Das sei auch auf die guten Lebensbedingungen zurückzuführen, unter anderem durch viele Raps- und Maisfelder.

Gejagt wird das Schwarzwild, das sich in Waldgebieten aufhält, von September/Oktober bis etwa März/April, sagt Angela Bültemeier. „Dabei ist im Frühjahr aber der Mutterschutz der Bachen zu berücksichtigen.“ Trotzdem beugt die Forstamtsleiterin zu hohen Erwartungen vor: „Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es nicht möglich sein, den Bestand an Schwarzwild wirksam zu senken.“ Das sei auch der Grund dafür, dass das Problem im Gebirge immer wiederkehre, auch wenn sich die Schwerpunktgebiete verlagern können.

Wie viele Wildschweine durchs Gebirge ziehen, kann das städtische Forstamt nicht sagen. „Die Höhe der Schwarzwildpopulation kann nicht festgestellt und auch nicht geschätzt werden“, sagt Angela Bültemeier. Feststellbar seien lediglich die Wildschäden, die zu einer straffen Bejagung zwingen würden. Nicht nur in Oybin wird es darum auch künftig immer wieder deutliche Spuren nächtlichen Wildschwein-Treibens geben.