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Tierische Fragen auf dem Bauernmarkt

Der 21. Großenhainer Bauernmarkt stand am Sonntag ganz im Zeichen des Federviehs.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Großenhain. Die Qualitäten von Großenhains Oberbürgermeister liegen eindeutig im Praktischen. Zur Bauernmarkt-Eröffnung im vorigen Jahr hatte er beim Melkwettbewerb und beim Holzklobenstapeln eindeutig die Nase vorn. Beim Quiz dagegen ließ Sven Mißbach Federn. Es gehört zur Markttradition, dass das Stadtoberhaupt auf der Bühne einen Spaßwettbewerb mit einem Vertreter der städtischen Händlergemeinschaft ausficht.

Lothar Jander war mit seinen Lamas auch das erste Mal in Großenhain.
Lothar Jander war mit seinen Lamas auch das erste Mal in Großenhain. © Anne Hübschmann
Erwin Littmann war auch in diesem Jahr wieder da. Er begeistert die Leute immer.
Erwin Littmann war auch in diesem Jahr wieder da. Er begeistert die Leute immer. © Anne Hübschmann

Eier- und Feder-Quiz

Am Sonntagvormittag erwies sich Angelika Pietzsch, die Vizechefin von „Großenhain aktiv“, als ebenbürtige Gegnerin. Lange sah es so aus, als hätte der OB gegen sie gar keine Chance. Das Motto des Bauernmarktes lautete diesmal „Mancher gibt sich viele Müh´ mit dem lieben Federvieh“, und dementsprechend mussten sich die Kontrahenten mit einem Geflügel-Quiz abmühen. Zum Beispiel mit der Bestimmung von Eiern. Vom riesigen Straußenei bis zum winzigen Sperlingsei war alles vertreten, und wer kennt sich schon mit den Gelegen von Emus, Nandus und Puten aus?

Auch bei der Zuordnung verschiedener Federn schwächelte das Stadtoberhaupt. Als dann aber – frei nach Aschenputtel – Erbsen ausgelesen werden mussten, holte Mißbach wieder auf – und der Wettbewerb ging unentschieden aus. Immerhin: Krähen kann der OB eindeutig besser als die Chefin der Kupferberggaststätte. Aber diese Vorführung lief außer Konkurrenz.

Das Federvieh spielte an allen Ecken und Enden des Bauernmarktes eine Rolle, ob bei den Rassegeflügelzüchtern aus Großenhain, Priestewitz und Ebersbach oder beim Schau-Kückenschlüpfen des Geflügelhofes. Selbst die Versteigerungsaktion am Sonntagnachmittag hatte eine gefiederte Attraktion zu bieten: einen Adler, der im Vorjahr von Holzkünstler Mike Richter aus Bad Liebenwerda mit der Kettensäge geschnitzt worden war.

Erstmals Strauße dabei

Das meiste Aufsehen aber erregte das Straußenland Glöckner. Der Direktvermarkter aus Golzern bei Grimma hatte vier Straußenküken mitgebracht. Die 30 Tage alten Laufvögel waren eindeutig die Publikumslieblinge des Bauernmarktes. Etwa ein Jahr brauchen Afrikanische Strauße, bis sie zu stattlichen hundert Kilogramm schweren Tieren herangewachsen sind. Dann werden sie geschlachtet und zu Steaks, Schinken und Knackern verarbeitet. Aber auch Straußensülze und Straußenleberwurst kann man beim Golzener Straußenland ordern.

Oder die riesigen, anderthalb Kilo schweren Straußeneier, die der kleine Landwirtschaftsbetrieb auch zu leckerem Eierlikör verarbeitet. Auch die Federn der Tiere finden reißenden Absatz. „Nicht nur, um das eingeschlafene Liebesleben wiederzuerwecken“, lächelt Firmenchef Uwe Glöckner. „Man kann damit auch Staub wischen. Oder sich eine Flügelfeder an den Hut stecken.“ Die Großenhainer Stadtwache habe gerade einige davon zu Schmuckzwecken erworben.

Die Großenhainer kennen ihn vor allem vom Weihnachtsmarkt: Schmiedemeister Erwin Littmann (79) aus Wiederau hämmerte am Sonntag in seiner historischen Feldschmiede wieder Hufeisen, Brieföffner und eiserne Herzen zurecht. Das Museumsstück, das aus der Weißenfelser Kavalleriekaserne stammt, ist an die 150 Jahre alt. Seine Dorfschmiede im Leipziger Land hält Littmann trotz seines stattlichen Alters immer noch in Betrieb; für Stammkunden werden sogar Pferde beschlagen.

Der Wiederauer ist stolzer Besitzer des Goldenen Meisterbriefs für 50 Jahre ununterbrochener Tätigkeit in seinem Handwerk. Der einzige Luxus, den er sich jetzt leiste, sei, dass er morgens nicht mehr um halb sechs, sondern erst um halb acht zu arbeiten anfange. Das westsächsische Original verfügt zudem über außergewöhnliche Unterhalterqualitäten. Während er an seinen Exponaten herumhämmert, gibt er handfeste Volksweisheiten und Anekdoten zum Besten – gelegentlich nicht ganz jugendfrei.

Mit dem Wetter hatten die Großenhainer auch dieses Jahr wieder Glück. Zwar zogen gelegentlich dunkle Wolken über die Sonne, aber es blieb – wenn überhaupt – bei einem kärglichen Tröpfeln. An Besuchern mangelte es bei einer rekordverdächtigen Anzahl von Marktständen und Imbissbuden jedenfalls nicht.