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Tier des Jahres verschwunden

Der letzte Hinweis auf die Haselmaus in der Region stammt aus dem Jahr 2002. Schuld daran ist womöglich der Siebenschläfer.

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© dpa

Von Maria Fricke

Döbeln. Vor 15 Jahren ist die letzte Haselmaus in der Region Döbeln gesichtet worden. Für das Jahr 2002 hat die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises einen Hinweis auf eine Haselmaus an der Mündung des Schanzenbaches in die Freiberger Mulde bei Tanndorf westlich von Leisnig. Seitdem gibt es keine neueren Hinweise auf eine Spur des Tier des Jahres 2017.

Dabei war die Haselmaus noch vor 2000 durchaus in der Region zu finden. Laut Auskünften des Fachbereiches Naturschutz des Landratsamtes gab es Hinweise auf das nachtaktive Nagetier unter anderem in der Stadt Döbeln, zwischen Meila und Beicha, in Zweinig sowie bei Zschörnewitz und bei Kriebstein. „Die Haselmaus war früher weiter verbreitet. Sie bewohnte insbesondere die bewaldeten Hänge unserer Flusstäler und den Erzgebirgsraum“, schildert Kreissprecherin Cornelia Kluge. Inzwischen scheint das Tier nur noch in der Kammregion im Kreis Mittelsachsen vorzukommen. Im Mulde-Lösshügelland könne es allerdings noch Relikte geben.

Tiere finden keine Nahrung mehr

Grund für den Rückzug des Tieres kann der Siebenschläfer sein, wie Kreissprecherin Kluge sagt. Diese Tiere, die an beiden Mulden vorkommen, könnten den Nager vertrieben haben. Aber auch der Verlust des Lebensraums hat den Rückzug der Tiere begünstigt. Haselmäuse finden ihre Nahrung vor allem in den Strauchschichten. Da diese jedoch durch zu dichte Baumbestände immer öfter unterdrückt, fehlt es an Nahrung für die Nager. Auf eine Rückkehr der Nager können Tierfreunde nur vergeblich hoffen. Denn: „Eine Umkehrung des Populationstrends ist oft unmöglich“, sagt Cornelia Kluge.

Einer Langzeitbeobachtung im Auftrag des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie seit 2006 beziehungsweise ab 2013 im Auftrag der Staatlichen Betriebsgesellschaft nach gibt es zurzeit in Sachsen 17 Haselmausgebiete. Zu finden sind die Tiere vor allem im Oberen Vogtland, in weiten Teilen des Erzgebirges, im Werdauer Wald sowie in der östlichen Oberlausitz. Eine Zählung ergab für Juni 2015 ein Vorkommen von 75 Haselmäusen, im September desselben Jahres wurden 64 gezählt.

Experten untersuchten 14 000 Nüsse

Zu sehen sind die Haselmäuse nur selten. Sie sind nachts aktiv und treiben sich dann auf Baumkronen und in Sträuchern herum. Auf dem Boden sind sie fast nie anzutreffen. „Am ehesten bekommt man die Tiere über Fraßspuren mit“, sagt Ina Ebert, Sprecherin des Naturschutzbundes Sachsen (Nabu). Im Zuge der Nussjagd der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt waren 2004 Tierfreunde dazu aufgerufen, angeknabberte Nussschalen zu sammeln. 4 500 Nussjäger haben sich an der Aktion beteiligt. Fast 14 000 Nüssen sind dabei zusammengekommen und wurden von Gutachtern untersucht. Aber nur knapp 300 Nüssen wurden eindeutig der Haselmaus zugeordnet.