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Thüringer bringt Skispringerinnen aus China in Olympiaform

Der zweimalige Vierschanzentournee-Sieger Jochen Danneberg, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, arbeitet als Trainer seit 17 Jahren im Ausland.

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Von Uwe Jentzsch

Noch hat Jochen Danneberg keinen Vertrag für die olympische Saison als Auswahltrainer der chinesischen Skispringerinnen unterschrieben. Doch geht der Brotteröder Skisprung-Weltenbummler, der heute in heimischer Umgebung seinen 60. Geburtstag feiert, von einer Vertragsverlängerung aus.

Genau zum richtigen Zeitpunkt kam Mitte März der siebente Platz der 17-jährigen Qi Liu beim vorletzten Saisonweltcup in Trondheim. Da lag sie vor allen deutschen Springerinnen. Es war zugleich das beste Weltcupresultat eines nordischen Skisportlers aus China in der vorolympischen Saison. „Ich hoffe, dass dadurch der Skisprung für die neue Saison auch finanziell besser wegkommt als bisher“, erzählt Danneberg, der regelmäßig telefonischen Kontakt nach Fernost hat.

Als er vor gut einem Jahr als Cheftrainer der chinesischen Springerinnen angeworben wurde, galten die Winterspiele 2018 im südkoreanischen Pyeongchang als Hauptziel. „Inzwischen erwarten die Verantwortlichen schon in Sotschi gute Resultate“, berichtet der einstige Weltklasse-Skispringer. Mit Qi Liu und der zwei Jahre älteren Junioren-WM-Zehnten Tong Ma, die im vergangenen Winter wegen eines Kreuzbandrisses pausieren musste, hat er zwei höchst talentierte Frauen in seiner Mannschaft.

China ist Dannebergs fünfte Auslands-Station. Nach dem Trainerstudium war er für kurze Zeit Cheftrainer der Skispringer im ASK Oberhof, danach am Sportgymnasium und im Thüringer Skiverband tätig. Vom 1. Januar 1996 bis 2007 betreute er die Koreaner, die teilweise auch bei ihm in Brotterode lebten. Danach folgten Engagements in der Schweiz, in den Niederlanden und den USA. „Wenn die Bedingungen stimmen, würde ich auch ohne langfristigen Vertrag bis 2018 in China weitermachen“, sagt Danneberg. Auf einen längeren Chinaaufenthalt im Sommer hat er sich schon eingestellt.

Seine größten Erfolge als Skispringer waren die Gesamtsiege der Vierschanzentournee 1976 und 1977. Dazu kam Olympiasilber 1976 in Innsbruck. „Das überragt alles“, meint Danneberg. Als bitterste Niederlage sieht er Rang 20 bei den Olympischen Spielen vier Jahre später in Lake Placid an. Dabei hatte er in dem Winter noch das Auftaktspringen der Vierschanzentournee gewonnen. „Da hat unsere Trainingssteuerung nicht gestimmt. Im Dezember hätte uns niemand geschlagen“, ist sich der in Halberstadt geborene und in Oberwiesenthal zum Skispringen gekommene Danneberg sicher.

Seine kurioseste Niederlage musste er bei den DDR-Meisterschaften als letztem Olympiatest 1976 hinnehmen. Im Oberhofer Kanzlersgrund stürzte er im zweiten Durchgang, sprang aber insgesamt 27,5 Meter weiter als sein zum Meister gekürter Klubkollege Hans-Georg Aschenbach. Dass Danneberg nicht gewann, lag an einem Fehler des Kampfgerichts. Man hatte die falsche Weitentabelle verwendet. (dpa)