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Thiendorf wird elektromobil

An der neuen Schnellladesäule der Enso im Gewerbegebiet kann man bis zum Mai 2017 sein Fahrzeug kostenlos auftanken.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Thiendorf. Ein Kaffee und ein Burger – und schon ist das E-Mobil fit für die nächste Etappe. Gestern wurde im Thiendorfer Gewerbegebiet eine neue Elektro-Ladestation eingeweiht. Es ist die 16. öffentlich zugängliche Stromtankstelle, die das Energieversorgungsunternehmen Enso in Ostsachsen betreibt. Die Spezialität der Anlage: Es handelt sich um eine Schnellladesäule, mit der das Stromtanken bis zu 20-mal schneller als an einer herkömmlichen Haushaltsteckdose vonstatten geht. Das ist auch für die Enso ein Novum.

Der Standort der Ladesäule an der Autobahn A13 Dresden-Berlin sowie neben Mc Donalds, Burgerking und der Total-Tankstelle ist bestens geeignet, die Elektromobilität auch im Fernverkehr zu etablieren. Die Kosten für die Anlage belaufen sich auf etwa 35 000 Euro.

Bezahlen über Handy-App

Die Stromtankstelle in Thiendorf gehört zum Europäischen Schnellladenetzwerk, das sich zum Ziel gestellt hat, solche Stationen an allen wichtigen Verkehrsachsen sowie zwischen den Metropolen zu errichten. Sie verfügen über die gleichen technischen Standards und einen barrierefreien Zugang. Die Säulen haben drei verschiedene Steckersysteme – zwei mit Gleichstrom und eins mit Wechselstrom. „Damit können sowohl europäische als auch Fahrzeuge aus dem amerikanisch-asiatischen Raum aufgeladen werden“, erklärt Carsten Wald.

Der Leiter des Kompetenzzentrums Elektromobilität von Enso und Drewag hat die Thiendorfer Ladestation ein knappes Vierteljahr getestet – mit einem ansprechenden Ergebnis. Im Oktober tankten 35 Elektroautos in Thiendorf, was angesichts der geringen Anzahl der Fahrzeuge auf Sachsens Straßen durchaus als Erfolg gewertet werden kann. Das liegt sicher auch daran, dass der Strom momentan noch kostenlos gezapft werden kann. Erst im Juni 2017 wird fürs Laden ein Obolus fällig. Der kann künftig entweder über eine Handy-App oder mit einer Plastikkarte, die bei Fahrzeuganbietern oder Energieunternehmen erhältlich ist, bezahlt werden. Wie lange das E-Mobil tatsächlich an der Tanksäule bleiben muss, hängt zum einen von der Akku-Kapazität und zum anderen vom Ladezustand ab. „In 20 Minuten schafft man derzeit etwa 80 Prozent“, sagt Carsten Wald. „Das kommt auch auf die Fahrzeuggeneration an.“ Schon im nächsten Jahr könnte sich Reichweite von Elektromobilen verdoppelt haben, so dass die Station möglicherweise technisch aufgerüstet werden muss. Die Voraussetzungen sind gegeben. Neben der eigentlichen Tanksäule hat die Enso einen Schaltschrank installiert, der die Gleichrichtersysteme untergebracht sind. Zum Schnellladen der Fahrzeugakkus braucht man Gleichstrom – außer bei bestimmten Typen, wie etwa Renault-E-Mobilen. Diese haben den Gleichrichter an Bord, weshalb sie auch mit Wechselstrom aufgeladen werden können. Dafür gibt es an der Thiendorfer Station einen dritten Ladestecker.

Die Gemeinde hat vor der Station zwei Haltebuchten ausgezeichnet, die ausschließlich fürs Stromtanken reserviert sind. Sofern sie über unterschiedliche Systeme verfügen, können zwei Elektromobile gleichzeitig aufgeladen werden. Parken vor der E-Tanksäule ist natürlich strengstens verboten. Thiendorfs Bürgermeister Dirk Mocker kann sich vorstellen, dass sich auch seine Gemeinde irgendwann ein E-Mobil anschafft. „Natürlich erst, wenn mal ein Benziner aus Altersgründen ausgemustert wird“, sagt er. Die neue Schnellladesäule wäre für die kommunale Nutzung ideal gelegen: Das Gemeindeamt liegt gerade mal 100 Meter entfernt.

Weitere Informationen zu Schnellladesäulen unter www.nationale-plattform-elektromobilitaet.de