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Thiendorf stoppt die Landflucht

Am Mittwoch wurde der Entwurf des Flächennutzungsplanes vorgestellt. Darin wird besonderes Augenmerk auf den Wohnungsbau gelegt.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Thiendorf. Nur ein gutes Dutzend Bürger verlor sich am Mittwochabend im Saal des Thiendorfer Mehrzweckgebäudes. Die Gemeindeverwaltung hatte zur Einwohnerversammlung geladen, um den Vorentwurf des Flächennutzungsplanes (FNP) vorzustellen, und das lockte zu Jahresbeginn kaum jemanden hinterm Ofen hervor. Zu Unrecht, denn in dem Dokument geht es immerhin darum, wohin sich die Kommune in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren entwickeln wird.

Es werden Flächen ausgewiesen, auf denen etwa dem Wohnungsbau, der Gewerbeansiedlung, der Naherholung und dem Naturschutz Vorrang gegeben werden soll. Und das unabhängig von den Eigentumsverhältnissen. Zumindest für Grundstücksbesitzer ist ein Flächennutzungsplan deshalb schon von Interesse, und davon gibt es in der 3 700-Einwohner-Gemeinde eine ganze Menge.

Die Bevölkerungsprognose von Thiendorf geht bis 2030 zwar nicht von einem größeren Einwohnerzuwachs aus, zumindest aber könnte die Landflucht gestoppt werden. Wobei die Entwicklung nicht in allen Ortsteilen gleichmäßig verlaufen wird, und es unter den 14 Dörfern und Dörfchen auch Verlierer geben dürfte.

Zumindest in jenen, die eine günstige Verkehrsverbindung nach Dresden und ein ansprechendes Wohnumfeld haben, wird mit Zuzug aus der Landeshauptstadt gerechnet. Zum Beispiel in Sacka, Tauscha und Welxande. Das schlägt sich auch im Flächennutzungsplan nieder, der in den genannten Ortsteilen Gebiete für den Eigenheimbau ausweist.

Das bedeutendste Gebiet für Häuslebauer soll in Welxande entstehen. Hier sind – nördlich der bisherigen Bebauung – etwa 50 Grundstücksparzellen vorgesehen. Ein zweites Wohngebiet sieht der Flächennutzungsplan am Tauschaer Herrenhaus vor (18 Parzellen). Kleinere Wohnflächen sind außerdem in Sacka (5), Stölpchen (5) und Kleinnaundorf (3) geplant.

Insgesamt weißt der Flächennutzungsplan 77 neue Wohneinheiten aus. Dabei sind Lückenbauten und der Ausbau vorhandener Gebäude – etwa auf Bauergehöften – noch nicht mit erfasst. Das aber ist eines der erklärten Ziele der Gemeinde: die Nutzung leerstehender oder leer werdender Gebäude in den Ortskernen. Deshalb will es Thiendorf mit der Ausweisung von Bauplätzen auf der grünen Wiese auch nicht übertreiben. „Überdimensionierte Eigenheimgebiete bekämen wir gar nicht genehmigt“, sagt Bürgermeister Dirk Mocker. Dass Welxande bevorzugter Eigenheimstandort im Gemeindegebiet werden soll, hat mit seiner Lage in Autobahnnähe zu tun. Von hier aus braucht man nur wenige Minuten bis zur Thiendorfer Auffahrt zur A13 und eine halbe Stunde bis ins Dresdner Stadtzentrum. Das macht den Ort für potenzielle Zuzügler attraktiv, die in der Landeshauptstadt arbeiten. Trotzdem liegt er weit genug von der Autobahn entfernt, um Bau-Interessenten ein ansprechendes Wohnumfeld zu bieten.

Trotz der geringen Besucherzahl entspann sich im Thiendorfer Mehrzweckgebäude eine rege Diskussion um den Flächennutzungsplan. Der Ponickauer Friedemann Böhme kritisierte, dass in seinem Heimatdorf keine Bauflächen ausgewiesen wurden, obwohl es im Plan doch ausdrücklich als Wohnbaustandort genannt ist. „Das ist durch die kompakte Siedlungsstruktur des Ortes bedingt“, erklärte Planerin Belinda Thill. In Ponickau biete es sich einfach nicht an, auf der grünen Wiese zu bauen. Aber innerorts gebe es schon ein paar Möglichkeiten.

Wenn sich zum Beispiel jemand des leerstehenden Gasthofes annehmen und ihn abreißen würde, warf Dirk Mocker ein, käme man locker auf vier Bauplätze. Thiendorfs Bürgermeister wies noch einmal darauf hin, dass es sich bei dem vorgestellten Flächennutzungsplan um einen Entwurf handelt, in den die Bürger noch Ergänzungen, Bedenken und Änderungen einbringen können. Für die Vorschläge hat die Gemeinde extra ein Formular angefertigt. Nach der öffentlichen Auslegung wird die Gemeinde die Hinweise bewerten, eventuell einarbeiten und schließlich einen Ratsbeschluss fassen. Danach muss der Plan noch rechtlich geprüft und genehmigt werden. Bis dahin werden nach Auffassung der Planer noch ungefähr anderthalb Jahre ins Land gehen.