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Theater verliert vorübergehend Stimme

Sängerin Patricia Bänsch ist erkältet, für Ersatz aber gesorgt. In Görlitz wird derzeit generell gehustet und geniest.

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© Nikolai Schmidt

Von Matthias Klaus

Das erste Opfer am Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau heißt Patricia Bänsch. Eine Erkältung hat die Solistin außer Gefecht gesetzt. Eigentlich sollte Frau Bänsch am kommenden Wochenende, genauer am Sonnabend, in der Premiere der Operette „Wiener Blut“ in Zittau auf der Bühne stehen. Und einen Tag später, am Sonntag, am Theater in Görlitz in „Orpheus in der Unterwelt“. Aber Patricia Bänsch muss passen. „Sie ist die erste Künstlerin, die in dieser Saison krankheitsbedingt ausfällt“, sagt Franziska Springer. Obwohl, so die Theater-Sprecherin, Künstler seien ja momentan schon etwas vorsichtig, legen lieber mal einen Schal um den empfindlichen Hals. „Diese Jahreszeit ist aber einfach nicht gut für die Stimme“, sagt Franziska Springer.

Winterzeit – Erkältungszeit. Zwischen Husten, Schnupfen und einer richtigen Grippe liegen allerdings Welten. Die „echte“ Grippe – von Fachleuten auch Influenza genannt – wird durch eine bestimmte Art von Viren ausgelöst. Hinter einer Erkältung können hingegen eine Vielzahl verschiedener Erreger stecken – zwar auch Viren, aber aus unterschiedlichen Familien. Im Klinikum Görlitz wurde in diesem Jahr jedenfalls noch kein Influenza-Fall behandelt. „Im vergangenen Jahr nur vereinzelt“, sagt Klinikumsprecherin Katja Pietsch.

Aber auf Görlitzer Straßen wird derweil weiter gehustet und geniest. „Das ist normal für diese Jahreszeit“, sagt Gudrun Scholze, Chefin der Pluspunkt-Apotheke an der Berliner Straße. Erkältungen kommen in Wellen und sind gerade in diesem Jahr eine langwierige Angelegenheit, hat sie erfahren müssen. Wenn Gudrun Scholze Medikamente verkauft, dann achtet die Apothekerin genau darauf, welche Wirkung sie haben sollen: auf Schnupfen oder Husten, Kopf- oder Gliederschmerzen. „Wir versuchen, so optimal wie möglich zu beraten“, sagt sie.

Gudrun Scholze setzt aber auch vor allem auf pflanzliche Produkte, auf Thymian, Primel und Efeu. „Primel wirkt beispielsweise hustenstillend, Efeu schleimlösend“, schildert sie. Pflanzliche Wirkstoffe, sagt die Apothekerin, seien vor allem auch für Senioren geeignet. „Viele bekommen ja schon chemische Medikamente. Da muss man natürlich aufpassen, welche Nebenwirkungen mit anderen Präparaten eintreten können“, sagt sie. Eine Erkältungswelle, befürchtet Gudrun Scholze, wird wohl erst in einer oder zwei Wochen auftreten. „Das sind dann die Auswirkungen des derzeitigen Wetters“, sagt sie.

Wo viele Menschen auf relativ engem Raum zusammenkommen, so könnte man meinen, steigt die Ansteckungsgefahr schon jetzt. Oder auch nicht – Beispiel Landratsamt Görlitz. „In diesem Jahr gibt es keine auffälligen Häufungen an Erkältungskrankheiten“, sagt Sprecherin Marina Michel.

Die Grippe-Saison generell hat im Landkreis früh begonnen. Seit Ende November vergangenen Jahres steigt die Zahl der Erkrankten, ebenso die Schwere der Krankheiten. Das geht aus Zahlen des Görlitzer Gesundheitsamtes hervor. Die Daten beruhen auf 31 Praxen und einem Krankenhaus im Kreis Görlitz. Zwischen Weihnachten und Neujahr waren zwar nur einige Arztpraxen geöffnet. Aber sie meldeten zehn Grippefälle. Vor Weihnachten registrierte das Gesundheitsamt elf Grippefälle. Von 46 Einwohnern des Kreises, die seit Anfang Oktober 2016 an einer Influenza erkrankt waren, waren 37 nicht geimpft. Zehn der Patienten mussten stationär behandelt werden. Die Patientenzahlen können allerdings nur einen Trend aufzeigen. Nicht alle Praxen und Kliniken im Landkreis Görlitz sind an dem Meldeverfahren beteiligt, manche Patienten gehen auch nicht zum Arzt, versuchen sich selbst zu helfen.

Am Gerhart-Hauptmann-Theater wird in Zittau die erkrankte Patricia Bänsch jedenfalls durch Sopranistin Lilli Wünscher ersetzt. Sie steht aktuell auch an der Komischen Oper in Leipzig mit diesem Werk von Johann Strauß jr. auf der Bühne. Am Sonntag ersetzt Ingeborg Schöpf die erkrankte Solistin. Wie momentan in der Staatsoperette Dresden gibt sie in Görlitz die Venus in „Orpheus in der Unterwelt“.