Von Verena Weiß
Leicht fiel diese Entscheidung nicht. Doch irgendwie blieb ihnen nichts anderes übrig. „Es wird dieses Jahr kein Stadtfest geben“, sagt Heike Voss. Ein Entschluss, mit dem die Tharandter Unternehmerin lange gerungen hat.
Seit Jahren organisierte sie federführend die größte Sause der Stadt – und stieß dabei an ihre Grenzen. Schon lange im Voraus begannen die Organisationen für das Fest, das immer am ersten Oktoberwochenende stattfand. In der heißen Phase vorm Stadtfest herrschte in dem Betrieb von Heike Voss, dem Tharandter Fischmarkt, der Ausnahmezustand. Ihren Kollegen vom engen Kreis der Stadtfest-Macher ging das ähnlich. Berufliche Veränderungen, Familienzuwachs, jeder habe „sein Päckchen zu tragen“, sagt Voss.
Sie weiß, dass dieser Entschluss viele traurig stimmt. Viele Besucher, auch viele Tharandter, die sich in den vergangenen Jahren aktiv für die Feier eingesetzt haben und dazu beitrugen, dass das Tharandter Stadtfest vor allem in den vergangenen beiden Jahren zu einem riesigen Erfolg wurde.
Aufhören, wenn es am schönsten ist? Nein, so wolle man es nicht sehen im engen Kreis der Stadtfest-Macher. Man habe sich eben zusammengesetzt und entschieden: dieses Jahr nicht mehr. „Wir sind einfach zeitlich wie personell über unsere Grenzen gegangen“, erklärt Nikos Burkhardt vom Stadtfest-Team. Alle haben die Party ehrenamtlich organisiert, nebenbei zwischen Beruf, Familie und anderen Verpflichtungen. „Klar bleibt dabei auch viel Privates liegen“, sagt er. Abgesehen davon wolle man keine halben Sachen machen. Was zuletzt so gut lief, solle nun nicht durch ein halbherzig organisiertes Fest kaputt gemacht werden. „Nachdem, was wir voriges Jahr hingelegt haben, war klar: Das ist nicht zu toppen“, stimmt Tobias Müller zu. Der Tharandter war vor allem für die Organisation des künstlerischen Programmes zuständig, sorgte dafür, dass zur dreitägigen Sause vorigen Herbst rund 40 Bands auf insgesamt sieben Bühnen in Tharandt spielten.
Vor allem voriges Jahr konnten die Veranstalter auf ein gelungenes Fest zurückblicken. Die Sonne sorgte an den Festtagen dafür, dass sich zahlreiche Besucher in der Forststadt einfanden. Auch das Einheitsfrühstück, mit dem erstmals das Stadtfest auf dem Markt eröffnet wurde, war eine gelungene Premiere – eben wie das ganze Fest, das auch in der Vergangenheit immer ohne Eintrittsgelder auskam. Und das bei dem schmalen Budget, das dem Organisationsteam seit jeher zur Verfügung steht. Finanziert wurde das Fest bisher hauptsächlich durch Sponsoren, Standgebühren der Händler und mithilfe einer Finanzspritze von 3 000 Euro seitens der Stadt.
Neben dem Vorstand des Gewerbevereins, unter dessen Auftrag das Stadtfest zuletzt stattfand, habe man auch der Tharandter Rathausspitze schon Anfang des Jahres mitgeteilt, dass die Kräfte dieses Jahr nicht reichen, um ein Stadtfest auf die Beine zu stellen. Eine Lösung für das Problem sei aber auch gemeinsam nicht zu finden gewesen. Eben weil die Organisation des Stadtfestes an den Kräften der Ehrenamtler zehrt, übernahm die Stadt Tharandt vor längerer Zeit schon einmal die Regie der Fete – allerdings ohne dauerhaften Erfolg. Auch hier haben die Kräfte Grenzen.
Auch wenn die Tharandter und Festfreunde diesen Herbst aufs Stadtfest verzichten müssen: Für nächstes Jahr laufen bereits die Planungen – aus genannten Gründen wohl allerdings ohne das bisherige Organisationsteam. 2016 wollen die Tharandter die 800-Jahr-Feier ihrer Stadt begehen. Das ganze Jahr über sollen dann Veranstaltungen auf das Jubiläum hinweisen. Auch ein Festumzug ist geplant. Erste Themenverantwortliche sind gefunden. Organisiert wird die 800-Jahr-Feier diesmal unter der Trägerschaft des Tharandter Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Ziel soll es auch sein, die Tharandter dazu aufzurufen, ihre Häuser zu schmücken, sagt Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos). Hierzu gebe es viele Ideen, die aber erst noch konkret erarbeitet werden müssten, mit vielen Ehrenamtlichen, auch mit Unterstützung der Stadtverwaltung.
Angesichts des Jubiläums, das Tharandt 2016 bevor steht, dürfte vielleicht manch einer die Festpause dieses Jahr verschmerzen. Wie es jedoch nach der 800-Jahr-Feier mit dem Tharandter Stadtfest weitergeht, ist unklar.