Merken

Tharandt traut sich

Im Forstgarten können sich Paare bald das Ja-Wort geben. Die Kulisse verspricht Besonderes – auch eine weitere Idee.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Verena Schulenburg

Tharandter Wald. Hier ist man dem Himmel ein Stück näher. Hoch oben auf dem schroffen Felsmassiv, mit weitem Blick über Tharandt und das unten liegende Kerbtal, stellt sich mit Leichtigkeit ein Gefühl von Wolke sieben ein. Der perfekte Ort für Verliebte. Auf den Rocky Mountains, dem höchsten Punkt inmitten des Tharandter Forstgartens, können Paare bald auch ihre Liebe zu Papier bringen. Der Forstbotanische Garten Tharandt wird neuer Trauungsort.

Bisher können sich Heiratswillige nur im Trausaal des Standesamtes in Tharandt das Ja-Wort geben. Fragen nach Alternativen für diese Zeremonie hat es im örtlichen Rathaus aber schon öfter gegeben. „Bisher mussten wir immer verneinen“, erklärt Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos). Das soll sich ändern. Voraussichtlich im Herbst wird der Stadtrat den neuen Trauungsort per Beschluss widmen. Danach können sich Paare auch nach Terminen fürs kommende Jahr für eine Trauung in der einzigartigen Natur des Forstgartens im Tharandter Rathaus erkundigen. Dort arbeiten die beiden Standesbeamtinnen Laura Winterlich und Annette Wersig. Sie werden Brautpaare künftig auch in Tharandts Natur trauen. Über Heiratswillige muss sich die Forststadt keine Sorgen machen: Während sich beispielsweise 2015 noch 45 Paare im Trausaal die Treue versprachen, haben sich für dieses Jahr schon 56 Paare angemeldet. Nicht nur die imposante Kulisse der Rocky Mountains wäre dann als weiterer Trauungsort im Forstbotanischen Garten denkbar. Auch die sogenannte Prärie unweit des Haupteingangs ließe sich für den großen Tag nutzen – als Trauungsort, aber auch für eine anschließende Feier.

Ulrich Pietzarka, Chef des Forstbotanischen Gartens Tharandt, ist von der Idee der Eheschließung im Park begeistert. „Anfangs hatte ich meine Bedenken, war mir unsicher, ob wir das hinbekommen“, erzählt er. Mittlerweile sei er aber sehr überzeugt. „Es ist auch eine schöne Idee, um Leute auf unseren Forstgarten aufmerksam zu machen“, sagt er. Das einzige Manko der Zeremonie unter freiem Himmel sei die Wetterabhängigkeit. Für viele Brautpaare scheint das aber kein Hindernis zu sein. Das Interesse an außergewöhnlichen Trauungsorten, auch unter freiem Himmel, steigt.

Sollte also der Sonnenschein mal fehlen, könnten große Zeltpavillons die Hochzeitsgesellschaft vor einem Schauer schützen. „Die haben wir vorrätig“, sagt Pietzarka. Die Kulisse könne zudem bestuhlt werden. Entsprechende Sanitäranlagen und Parkmöglichkeiten für die Gäste vorm Haupteingang gibt’s ebenfalls.

Der Forstgarten in Tharandt ist zweifelsfrei ein besonderer Ort, um den Bund fürs Leben zu schließen. „So, wie es für einen besonderen Tag sein sollte“, sagt André Borgwardt. Der 37-Jährige gehört zu dem Team, das die Idee für den neuen Trauungsort in Tharandt hatte. Mehr noch: Das Engagement geht weit über den neuen Trauungsort hinaus. Der Tharandter, der zugleich auch Chef der örtlichen Spezialitätenmanufaktur ist, hat ein neues Netzwerk gegründet, das ein rundum sorgenfreies Paket für Paare bietet. Ein Netzwerk, das Floristen, Friseur, Bäcker, Dekorateur und natürlich das Hochzeitscatering vereint. Für Letzteres sorgt André Borgwardt selbst. „Unser Ziel ist es, den Paaren ein Stück weit die Organisation und damit auch die Verantwortung für einen schönen Tag abzunehmen“, erklärt er. Die Netzwerker kennen sich und kümmern sich um alles, was an dem Tag der Hochzeit gebraucht wird, je nachdem, was die Paare wollen. Das soll den Paaren Arbeit abnehmen, Vertrauen schaffen und ein Stück weit dafür sorgen, dass sie ihren Tag genießen können. „Oftmals kümmert sich das Brautpaar viel zu sehr um die Gäste als um sich selbst“, weiß André Borgwardt, der schon seit Jahren unter anderem Hochzeiten mit seiner Kulinarik versorgt. Dennoch bleibe es für die Paare ein Angebot, das eingespielte Team vor Ort zu buchen, kein Muss. „Wer will, bringt natürlich seinen eigenen Friseur oder Fotografen mit“, sagt der Tharandter.

Die ersten Flyer zum neuen Hochzeitsnetzwerk in der Forststadt machen bereits die Runde. Wer sie in die Hände bekommt, der dürfte allerdings irritiert sein. Denn um für sich zu werben, haben sich die Netzwerker dem Klischee vom Ja-Wort widersetzt. Stattdessen macht der Slogan „Er hat Nein gesagt“ auf das aufmerksam, was die Akteure wollen. Weg vom Gewöhnlichen und Einfallslosen. Die Braut kann also beruhigt sein.

Einfallslos sind die Tharandter keinesfalls. Neben dem Forstbotanischen Garten schweben ihnen schon weitere Trauungsorte vor. Auf der Burgruine in Tharandt beispielsweise oder der Waldbühne im Kurort Hartha könnten auch Ehen geschlossen werden, erzählt der Bürgermeister. Das sei aber noch Zukunftsmusik. Mit dem Forstgarten habe Tharandt vorerst eine tolle neue und vor allem einmalige Kulisse zum Heiraten, die selbst vielen Trauungsorten in Dresden Konkurrenz bietet. Wer könne schon behaupten, sich das Ja-Wort auf den Rocky Mountains gegeben zu haben?

Mehr Informationen unter gibt es im Internet.