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Textilveredler investiert und sucht Mitarbeiter

Der Verkauf von Ploucquet an die Münchner Kufner-Gruppe hat den Zittauern nicht geschadet. Es geht steil bergauf.

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© www.foto-sampedro.de

Von Thomas Mielke

Der Textilveredler Ploucquet im Industriegebiet Weinau wäscht seit wenigen Tagen auch mit einer riesigen Waschmaschine von Küsters. Nach dem Aus der Firma Color Textil in Frankenberg im vergangenen Jahr hat Ploucquet-Geschäftsführer Matthias Maier zugeschlagen, das Gerät des namhaften Zittauer Textilmaschinenbauers erworben und es in der Fertigungshalle aufbauen lassen. Auch im Verwaltungsgebäude, das seit vielen Jahren leer stand, steht eine neue Maschine: ein Digitaldrucker, auf dem Stoffe in Kleinserie mit 16 Millionen Farben gestaltet werden können. Ohne viel Abwasser oder Energie zu verbrauchen. Insgesamt will Maier bis 2019 knapp eine Million Euro in den Maschinenpark investieren. Und das ist noch nicht alles. Maier richtet zudem in dem bisher verwaisten Haus einen Showroom ein, um Kunden die Ploucquet-Produkte ansprechend präsentieren zu können.

Geschäftsführer Matthias Maier zeigt den Digitaldrucker, den die Textilveredler aus der Weinau kürzlich gekauft und im viele Jahre leer stehenden Verwaltungsgebäude aufgebaut haben.
Geschäftsführer Matthias Maier zeigt den Digitaldrucker, den die Textilveredler aus der Weinau kürzlich gekauft und im viele Jahre leer stehenden Verwaltungsgebäude aufgebaut haben. © www.foto-sampedro.de

Der Verkauf der Zittauer Firma von der Sympatex-Holding an den Konkurrenten, die Münchner Kufner-Gruppe, vor genau zwei Jahren hat dem Zittauer Textilveredler Ploucquet also offensichtlich nicht geschadet. Laut Maier zeigen das auch die Kennzahlen des Unternehmens. „2017 war das erste komplette Geschäftsjahr“ unter den neuen Bedingungen, sagt er der SZ. „Es war ein sehr, sehr gutes, tiefschwarzes.“ Der Umsatz stieg im Vergleich zu 2016 um 15 Prozent auf 19,9 Millionen Euro. Der Bereich der technischen Textilien wächst mit enormen Tempo und selbst der herkömmliche Textil-Bereich schrumpft nicht mehr. Die Zeiten der Kurzarbeit sind vorbei. Die Mitarbeiter stehen wieder im Dreischichtsystem an den Maschinen in der 20 000 Quadratmeter großen Produktionshalle und veredeln Textilien thermisch, chemisch, mechanisch und physikalisch. Zudem wächst ihre Zahl: Im Jahr 2000 nach dem Umzug von Heidenheim nach Zittau mit 40 Leuten an den Start gegangen, veredelten zum Zeitpunkt des Verkaufs an die Kufner-Gruppe 124 Menschen Textilien an der Ostritzer Allee. Jetzt sind es 143. „Wir suchen weitere“, sagt Maier. Auch junge Leute ausbilden würde er gern. Aber bisher hat sich für das im September beginnende Lehrjahr noch niemand gefunden.

Dabei ist Maier davon überzeugt, dass Ploucquet die Krise, die durch die Abwanderung der Massenfertigung nach Osten ausgelöst wurde, überwunden hat und langfristig sichere Jobs anbieten kann. Der Textilveredler hat seine Nischen gefunden, in der ihm so schnell keiner etwas vormacht. „Die Textilindustrie ist kein sterbendes, sondern ein Hightech-Segment“, sagt Maier. Auf der einen Seite treiben die Themen „Umwelt, Nachhaltigkeit und Ökologie“ die Entwicklung voran. Die Kunden der großen Marken wie Hugo Boss, die bei den Zittauern einkaufen, legen darauf großen Wert. Die großen Markenhersteller achten dieses Bedürfnis, um dem Druck aus Asien standhalten zu können. Die Firma Ploucquet trägt dem unter anderem Rechnung, indem sie ihre Produkte zertifizieren lässt. Zudem kämen Markenhersteller wie Hugo Boss auch nach Zittau in die Produktion, um sich zu überzeugen, dass Ploucquet die Standards einhält, die das Unternehmen zugesagt hat, sagt Maier. Auch forschen die ostsächsischen Textilveredler mit ihren Lieferanten etwa an umweltverträglicheren Chemikalien.

Der weit größere Wachstumstreiber als die herkömmliche Textilveredlung sind aber die technischen Textilien. Ihre Herstellung und Entwicklung stellt hohe Ansprüche an die Firmen, die asiatische Fabriken für die Massenherstellung von Textilien in der Regel nicht erfüllen können. Ploucquet beispielsweise beschichtet Schläuche, die in kaputte Kanäle eingezogen werden können, sodass eine Sanierung ohne den Austausch der Rohre möglich ist. Stoff für schwer entflammbare Schutzkleidung gehört schon lange zum Sortiment wie viele andere Produkte. Oder Beschichtungen für Keilriemen. „Wir gehen derzeit stark in den medizinischen und den Automobilbereich“, sagt Maier und zeigt die Richtung, in der sich Ploucquet entwickeln will.