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Puhdys-Textdichter stellt Buch vor

Zu einer Reise in die Jahre 1933 bis 1945 nimmt Joachim Krause die Roßweiner am Mittwoch mit. Aus alten Briefen zeichnet der Autor ein authentisches Bild.

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© Wiegand Sturm

Roßwein. Fremde Eltern – so hat Joachim Krause das Buch überschrieben, das entstand, nachdem Mutter und Vater in den Jahren 1995 und 2000 starben und beim Ausräumen des Dachbodens fast 2 000 Briefe und mehrere Tagebücher zum Vorschein kamen. Krause selbst spricht von einer „brisanten Entdeckung“.

Beim Lesen und Nachrecherchieren lernt er seine Eltern und den Onkel von einer anderen Seite kennen – 70 Jahre nach dem „Heldentod“ seines Onkels. Die Briefe, geschrieben in den Jahren 1933 bis 1945, zeichnen drei junge Leute auf der Suche nach Orientierung. Sie streiten über den Nationalsozialismus und die Juden, über den Sinn von Krieg und Tod, über Sexualmoral und Glaubensfragen. Auf diese Weise lernen Joachim Krause und seine Geschwister Eltern und Onkel neu kennen: die Mutter als Verehrerin Hitlers, den Onkel als fanatischen Offizier, den Vater als kritischen Betrachter der nationalsozialistischen Ideologie. Ihre Briefe werden zu authentischen Zeugnissen der Zeitgeschichte. Vor allem deshalb entschlossen sich Krause und seine Geschwister zu einer Veröffentlichung der Dokumente.

Am Mittwoch ab 19 Uhr stellt der Autor sein 2017 erschienenes Buch „Fremde Eltern“ in der Winterkirche in Roßwein vor. Dazu eingeladen haben die Mitglieder von Frauen- und Männerkreis der Kirchgemeinde. Einigen Christen ist Krause schon als Beauftragter für Glaube, Naturwissenschaft und Umwelt der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen bekannt, der er von 1982 bis 2000 war. Joachim Krause wurde 1946 in Thüringen geboren. Er wuchs in Schönberg bei Meerane (Westsachsen) auf, studierte in Dresden Chemie und war anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Zentralstelle für Korrosionsschutz in Dresden. Nebenbei textete er für die DDR-Rockmusik-Gruppen Lift, Puhdys, Panta Rhei und Klaus Lenz. Schon seit 1978 engagierte er sich in der kirchlichen Umweltbewegung der DDR, von 1979 bis 1982 absolvierte er ein Fernstudium für Theologie.

Im Februar 2018 ist Krauses aktuelles Buch „Im Glauben an Gott und Hitler – Die ,Deutschen Christen‘ aus dem Wieratal und ihr Siegeszug ins Reich von 1928 bis 1945“ erschienen. (DA/sig)

Veranstaltungstipp: Buchlesung „Fremde Eltern“ am Mittwoch, 11. April, 19 Uhr, in der Winterkirche Roßwein. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte erwünscht.