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Teures Parken kostet Nerven

Die Einführung des Anwohnerparkens sorgt für Ärger bei den Mitarbeitern aus den Büros und Praxen in der Dresdner Johannstadt.

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© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Fast 60 Euro müssen die Mitarbeiter von Carola Lindner-Shuinjo im Monat bezahlen. Nur für das Parken vor ihrer Arbeitsstelle, der Seniorenresidenz in der Johannstadt. „In unserer Branche ist es ohnehin sehr schwierig, gutes und vor allem ausreichend Personal zu finden. Wenn die Mitarbeiter jetzt auch noch Geld mitbringen müssen, wird die Situation noch schwieriger“, ärgert sich die Heimleiterin. Ihre Mitarbeiter kommen teilweise aus Bautzen und Weißwasser und sind auf ihre Autos angewiesen. So wie Pflegedienst-Leiterin Madeleine Ludwig. Sie kommt täglich mit dem Auto. Der Zug ist keine Option, nach dem Spät- oder Nachtdienst würde sie, wie die anderen Kollegen aus dem Umland, nicht mehr nach Hause kommen. Also ist das Auto Pflicht und das muss irgendwo parken. „Die Parkplätze sind jeden Tag frei, da die Anwohner arbeiten sind. Wir können uns aber nicht hinstellen, da sie ja Geld kosten.“ Bei dem ohnehin niedrigen Gehalt für Altenpfleger fürchtet Heimleiterin Carola Lindner-Shuinjo um ihre Angestellten. Ihr Vorschlag: Ihre Mitarbeiter sollten per Ausnahmegenehmigung einen Anwohnerparkausweis beantragen dürfen. Doch das sei rechtlich nicht möglich, betont die Stadtverwaltung.

Die Heimleiterin Carola Lindner-Shuinjo und ihre Mitarbeiterin Madeleine Ludwig brauchen dringend Stellflächen für ihre Mitarbeiter.
Die Heimleiterin Carola Lindner-Shuinjo und ihre Mitarbeiterin Madeleine Ludwig brauchen dringend Stellflächen für ihre Mitarbeiter. © René Meinig

Seit dem 1. Juni gilt in der Johannstadt eine Anwohnerparkzone für das Gebiet rund um die Elsasser Straße, Florian-Geyer-Straße, Elisenstraße und den Bönischplatz. Anwohner zahlen für den Parkausweis für ein halbes Jahr 20 Euro, für ein Jahr 30 Euro und für zwei Jahre 50 Euro. Viele von ihnen haben sich schon lange neue Regeln für die Parkplatzsuche gewünscht. Im Viertel gibt es kaum freie Stellflächen, auch weil viele Elbe-, Trödelmarkt- und Biergarten-Ausflügler sowie Angestellte und Kunden der ansässigen Firmen hier parken. Wer keinen Parkausweis bekommt, muss pro Stunde 50 Cent und drei Euro am Tag als Höchstsatz zahlen.

Ab August wird die Anwohnerzone sogar noch größer, teilt die Stadt mit. „Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Bewohnerparkbereichs östliche Johannstadt wird am Käthe-Kollwitz-Ufer und am Tatzberg das Parken mit Parkschein eingeführt“, bestätigt Stadtsprecherin Anke Hoffmann. Die neue Regelung gilt dann für den Thomas-Müntzer-Platz, Arnoldstraße, Heinrich-Beck-Straße, Alfred-Schrapel-Straße, Blumenstraße und Pfotenhauerstraße östlich der Arnoldstraße, Hertelstraße, Neubertstraße und Burckhardtstraße.

Das gleiche Problem wie die Mitarbeiter der Altenpflege-Residenz kennt auch Norbert Münch. Er arbeitet in einem Büro auf der Pfotenhauerstraße. „Ich kann mir das Parken im Umfeld meiner Arbeitsstelle kaum leisten, von rund 1 000 netto kann ich nicht noch 60 Euro Parkgebühren zahlen“, ärgert er sich.

Die Grünen-Ortsbeirätin für die Johannstadt Andrea Schubert schlägt als Alternative den Stellplatz hinter dem Konsum an der Pfeifferhannsstraße vor. Dort gibt es rund 100 Plätze und er ist kostenfrei. Allerdings jetzt häufig voll. Sie versteht das Problem der Händler und Angestellten, die keinen Ausweis haben. Doch sie versteht auch die Bewohner, die sich für ein Anwohnerparken ausgesprochen haben. „Durch die Uniklinik mit vielen Patienten und Angestellten ist der Parkdruck sehr hoch“.

Gunter Thiele, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, spricht sich für das Anwohnerparken aus. Doch er hat auch Verständnis für die Nöte der Mitarbeiter. „Es bleibt nur die Möglichkeit, dass die Arbeitgeber Stellplätze für Angestellte auf privaten Flächen schaffen oder dass die Angestellten ihre Kfz außerhalb der Parkraumbewirtschaftungszone abstellen.“ SPD-Stadtrat Hendrik Stalmann-Fischer wünscht sich Engagement aus dem Rathaus. „Andere Städte arbeiten hier mit Ausnahmen, die gut begründet sein müssen. Ich würde mich freuen, wenn die Stadtverwaltung diese Möglichkeit prüft.“