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Teures Lustobjekt Zabeltitz

Für ein paar Monate hatte Großenhain seinen eigenen Berliner Flughafen: Die Sanierung des Palais wurde zum Millionenobjekt.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Catharina Karlshaus

Zabeltitz. Ohne Zweifel: Diese Summe hat etwas. Satte 1,1 Millionen Euro kostete unterm Strich die Sanierung und Umgestaltung des Zabeltitzer Palais. Ein finanzieller Paukenschlag gleich zu Beginn des Jahres 2016, mit dem selbst die in Sachen Sanierung erfahrenen Großenhainer nicht gerechnet hatten. Besonders wohl auch deshalb nicht, da sie ja immerhin mit ersten Kostenschätzungen von maximal 400 000 Euro 2012 in dieses Mammutprojekt gestartet waren.

Am Ende waren jedoch alle zufrieden – auch Stadtbaudirektor Hönicke (kleines Foto).
Am Ende waren jedoch alle zufrieden – auch Stadtbaudirektor Hönicke (kleines Foto). © Klaus-Dieter Brühl

Besucher, die dieser Tage vor dem wieder prächtig herausgeputzten Anwesen stehen, wissen davon freilich nichts. Sie können nichts ahnen von erheblichem Zeitverzug, baulichen Missständen, verzögerten Genehmigungsverfahren und schließlich jenen explodierenden Finanzen, die Verwaltung und Stadträte gleichermaßen um den Schlaf gebracht haben.

Allerdings: Dass die Sanierung und Unterhaltung von Zabeltitz ein teures Vergnügen sein würde, hatten Großenhains Stadtväter wohl selbst von Anfang an geahnt. Im März 2011 gaben sie beim renommierten Leipziger Planungsbüro Franz – das unter anderem den Denkmalrahmenplan für das Unesco-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich verantwortet – eine Rahmenzielstellung für den Barockgarten Zabeltitz in Auftrag. Das Planungsbüro kam darin immerhin zum Schluss, dass eine Aufnahme in das Netzwerk Schlösserland Sachsen „unbedingt angestrebt werden sollte“. Doch der Freistaat wollte weder den Barockpark noch das Palais in seine Schlösser GmbH aufnehmen. Zu viel Verantwortung, zu hohe Kosten wahrscheinlich. Wenn die Stadt fachliche oder konzeptionelle Unterstützung wolle, müsse sie dafür zahlen, ließ Sachsens Finanzminister Georg Unland damals verlauten.

Großenhain musste also selbst aktiv werden und beauftragte das Planungsbüro Schubert aus Radeberg. Um die Gesamtkosten so gering wie möglich zu halten, sollten nur die notwendigsten Arbeiten ausgeführt werden. Unter anderem wurde davon ausgegangen, dass der Bestand der Elektroinstallation in den 1990er Jahren durch die Komplettsanierung im Auftrag der Deutschen Bahn als damaliger Eigentümer nur geringfügig verändert werden muss. Wie sich jedoch erst zu Jahresbeginn 2016 zeigen sollte, war dem jedoch nicht so. Geschätzte Investitionskosten seinerzeit: 320 000 bis 400 000 Euro.

Das finanzielle Debakel nahm seinen Lauf. Und nicht nur das. Am 22. Januar 2013 reichte die Stadt zwar alle erforderlichen Unterlagen beim Landratsamt Meißen ein. Der Sachbearbeiter in der Unteren Denkmalschutzbehörde wechselte aber, und bereits vorabgestimmte Planungen wurden neu betrachtet. Als die Baugenehmigung dann endlich am 22. Januar 2015 erteilt wurde, waren die zunächst mit 445 000 Euro veranschlagten Baukosten längst in die Höhe geschossen: auf nicht unbeachtliche 785 000 Euro.

Nach der Einweihung der Zabeltitz-Information im Juni 2015, wurde schließlich am 2. November mit der Sanierung des geschichtsträchtigen Innenlebens begonnen. Eine teilweise marode Gebäudesubstanz, die es im wahrsten Sinne des Wortes in sich hatte. So wurde die Verkabelung der Brandmeldeanlage nicht nach den schon 1993 geltenden Vorschriften – damals war das Palais komplett saniert worden – installiert. Alle im Haus relevanten Leitungsführungen, einhergehend mit der Herstellung und dem Verputzen der Kabelschlitze sowie der damit verbundenen Renovierung, mussten bis zum Frühjahr 2016 verändert werden. Durch die Neugliederung der Toilettenanlage wurde entgegen der Planung ein neuer Fußbodenaufbau notwendig. Bauschäden wie Risse waren ebenso erkennbar wie Durchfeuchtungen. Aufgrund fehlerhafter Aufbauten mussten schließlich auch die Trockenwände getauscht werden. Schockierendes Fazit unterm Strich: Gesamtkosten von 1,1 Millionen Euro.

Trotzdem ließen sich die Großenhainer nicht unterkriegen. Und am 30. April war es so weit. Nach knapp anderthalbjähriger Bauzeit, einer noch längeren Vorbereitung und unzähligen grauen Haaren mehr bei allen Verantwortlichen wurde das Kleinod wieder eröffnet. „Wir haben dafür viel Geld in die Hand genommen. Das Ergebnis zeigt, dass es sich gelohnt hat“, konstatierte Stadtbaudirektor Tilo Hönicke.