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Teurer als das Dippser Edelklo

Es gibt einen Vorschlag für die Lösung des Toilettenproblems. Der kommt einer Luxusvariante wieder sehr nahe.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Die Stadt hat sich Angebote machen lassen für eine öffentliche Toilette auf Mietbasis. Eine Firma soll demnach das Örtchen aufstellen, kümmert sich um den Betrieb und trägt auch das Risiko, wenn wieder einmal Vandalen zuschlagen sollten. Aber das hat einen stolzen Preis, wie Bernd Kohl, der Abteilungsleiter Bau auf der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrats informierte. Er übergab den Ortsräten das Angebot, das auf Mietkosten von 2 000 Euro im Monat hinausläuft.

Damit wäre die Stadt schnell wieder in finanziellen Dimensionen, in denen man von einem besonderen Klo sprechen kann. Das wäre dann das zweite Dippser Edelklo, nachdem das erste ja immer noch steht, aber schon seit Jahren geschlossen ist. Das ist 1992 eröffnet worden, hat ob seiner großzügigen Ausstattung viel Spott geerntet und dann nicht richtig funktioniert. Es liegt auch etwas abgeschieden an der Rückseite des Schlosses. Von der Straße ist es durch eine Holzwand abgetrennt. Niemand konnte sehen, was dort so vor sich ging. Das haben offensichtlich Vandalen als Einladung betrachtet, um die Örtlichkeit immer wieder zu beschädigen. 2007 hat die Stadtverwaltung diese öffentliche Toilette geschlossen und erst 2009 wieder eröffnet. Danach kümmerte sich ein Reinigungsunternehmer um die Bedürfnisanstalt. Er hat das Problem auch nicht in den Griff bekommen. Nun ist diese Toilette seit Jahren geschlossen.

Ähnlich sieht es mit der Toilette am Busbahnhof aus. Auch dort gab es laufend Probleme mit Vandalismus und Beschädigungen. Daher hat die Stadt auch an dieser Stelle vor Jahren schon den Schlüssel rumgedreht. Es gibt derzeit nur eine öffentliche Toilette in Dippoldiswalde, die im Erdgeschoss des Rathauses. Die hat einen Haken: Sie ist nur zu den Öffnungszeiten des Rathauses zugänglich. Am Wochenende und am Mittwoch, dem Schließtag der Stadtverwaltung, stehen die bedürftigen Dippoldiswalder und Besucher auch hier vor verschlossenen Türen. Gerade am Mittwoch ist das lästig, wenn wegen des Wochenmarkts besonders viele Besucher in der Stadt unterwegs sind.

Ortsvorsteher René Schlechter (CDU) hat das Thema in den letzten Monaten aufgegriffen und fordert von der Stadtverwaltung eine Lösung für das Dippoldiswalder Toilettenproblem. Verschiedene Varianten waren dafür schon in der Diskussion. Eine Belebung der geschlossenen Toiletten wäre möglich. Aber damit würden auch die alten Probleme wieder hochkommen. Die Toiletten in den Parksälen öffentlich zugänglich zu machen, war eine weitere Variante. Aber dafür wären bauliche Veränderungen erforderlich, die Geld kosten. Das Gleiche gilt für die Toilette im Rathaus, wenn sie so zugänglich gemacht werden sollte, dass man wenigstens am Mittwoch rankommt.

Nun ruhten die Hoffnungen auf dem Angebot der Privatfirma. Aber wer diesen Preis hochrechnet, landet weit jenseits der finanziellen Möglichkeit der Stadt Dippoldiswalde. 2 000 Euro im Monat entsprechen 24 000 Euro im Jahr und 240 000 Euro in zehn Jahren. Das ist mehr als doppelt so teuer wie seinerzeit das Edelklo, und das war länger als ein Jahrzehnt in Betrieb. Die Dippoldiswalde müssen also weiter nach einer Lösung für ihr Toilettenproblem suchen.