Merken

Teure Solaranlage seit Jahren außer Betrieb

Die Feuerwache soll über eine Vorrichtung auf dem Dach mit Wärme versorgt werden. Aber die Technik streikt. Bis jetzt.

Teilen
Folgen
NEU!
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen/Deutschenbora. Modern in vielerlei Hinsicht wirkt das Gerätehaus der Deutschenboraer Feuerwehr an der Meißner Straße 2 a. In der eher grauen Umgebung ist der rötlich-weiße Anstrich an der Fassade mit dem weithin sichtbaren Schriftzug „Feuerwehr Deutschenbora“ ein willkommener Farbtupfer. Im Juni 2014 ist das rund 800 000 Euro teure Objekt an die Feuerwehr übergeben worden, genügt seitdem nicht nur äußerlich den Ansprüchen an eine gute und zweckmäßige Feuerwache.

Modern im Sinne erneuerbarer Energien sind auch die vier großen, grauen Quader auf dem Dach des Feuerwehrhauses. Sie gehören zu einer solarthermischen Anlage, die die Sonnenwärme so umwandelt, dass die Beheizung der Räume im Gerätehaus unterstützt wird. Dadurch würde der Heiz- als auch Warmwasserbedarf der Kameraden im Haus zum Großteil durch Sonnenlicht gedeckt. Doch es gibt ein Problem: Die Wärmeproduktion über die Anlage auf dem Dach funktioniert nicht – und das schon seit dem ersten Tag. Die Deutschenboraer haben also die teure Konstruktion auf dem Dach, mussten aber stets herkömmlich ihre Räume beheizen. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch rausgeschmissenes Geld, das für eine kaputte Gerätschaft bezahlt wurde.

Im jüngsten Stadtrat am 11. Januar kam das Thema zur Sprache. „Denn inzwischen sind Gewährleistungsfristen verstrichen. Es ist sogar ein Wartungsvertrag abgeschlossen worden, obwohl die Solaranlage vermutlich gar nicht in Betrieb ist“, sagt der Nossener Stadtrat Michael Thiel. Bisherige Nachfragen der Kameraden seien seitens der Verwaltung stets mit Erschrecken aufgenommen worden, da in der Stadt niemand etwas wüsste, so Thiel. Wie Bürgermeister Uwe Anke (parteilos) am 11. Januar informierte, sei die Solaranlage ordnungsgemäß abgenommen worden. Ob sie momentan aber auch funktioniere, könne er nicht sagen.

Laut Ortswehrleiter Jens Helm ist das der Fall. Es stünden nur noch kleinere Reparaturen an, dann wird die Anlage erstmals richtig funktionieren. Die Wartung habe nun eine ortsansässige Firma übernommen. Wie viel Energie bzw. Geld man hätte sparen können, lasse sich heute nicht mehr genau sagen. Ärgerlich sei die Sache allemal, so Helm. Bereits Anfang 2014 hatte es nach SZ-Informationen Probleme der Feuerwehrleute mit der Firma gegeben, die damals die Heizungskonstruktion im Gerätehaus eingebaut hatte.

Aufträge kosteten 61 000 Euro

Wegen Unstimmigkeiten wurde der Wartungsvertrag damals nicht unterzeichnet. Allem Anschein nach hatte es die Stadtverwaltung ihrerseits verpasst, hier selbst tätig zu werden. Somit geriet das Thema in Vergessenheit – bis nun auffiel, dass die Technik nie funktioniert hatte.

Aus Kreisen der Nossener Feuerwehr heißt es, eine technische Unterbrechung in der Kühlerleitung des Systems sei Schuld an der Misere gewesen. Wenn die Leitung defekt ist, könne auch die Leistung der Anlage nicht abgelesen werden. Somit bestand lange Unklarheit, ob die Solarthermieanlage Wärme liefert oder nicht.

Ob die Firma, die die Konstruktion montiert hatte, aufgrund des fehlenden Wartungsvertrages nicht für den Schaden aufkommt, oder es andere Gründe dafür gibt, ist bislang unklar. Bauamtsleiterin Carola Bieber war am vergangenen Dienstag wegen einer Beratung für die SZ nicht zu erreichen. Laut SZ-Archiv hatten die Arbeiten im Feuerwehrgerätehaus für die Bereiche Heizung, Lüftung und Sanitär damals Mitarbeiter der EGO Energiesysteme GmbH aus Heidenau erledigt.

Das bestätigt auch der Deutschenboraer Wehrleiter. Die Auftragssumme betrug seiner Zeit 61 000 Euro.