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Testfahrt mit Pannen im Mega-Bus

Spiegel abgefahren, Türen und Entwerter defekt: Der moderne, stolze 23 Meter lange „Maxi-Train“ kann die Dresdner Verkehrsbetriebe nicht überzeugen.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Pleiten, Pech und Pannen bei der ersten Fahrt mit dem neuen Bus, den die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) derzeit testen. Der ungewöhnlich aussehende Linienbus mit Anhänger misst satte 23 Meter und wird seit gestern auf der Linie 62 eingesetzt. Doch gleich am ersten Tag ging im Anhänger die Tür nicht zu, der Entwerter war außer Betrieb, und der Fahrer bekam sozusagen die Kurve nicht – fuhr den Außenspiegel an einem Laternenmast ab.

Spiegel abgefahren – ein Betonpfeiler stoppte die Testfahrt unverhofft, gut 20 Minuten dauerte die Schnellreparatur.
Spiegel abgefahren – ein Betonpfeiler stoppte die Testfahrt unverhofft, gut 20 Minuten dauerte die Schnellreparatur. © Sven Ellger
Busfahrer Steffen Inkermann ist trotzdem gerne die Runde im Mega-Bus gefahren, obwohl der Anhänger mitlenkt.
Busfahrer Steffen Inkermann ist trotzdem gerne die Runde im Mega-Bus gefahren, obwohl der Anhänger mitlenkt. © Sven Ellger

Eigentlich hat Busfahrer Steffen Inkermann sich auf die Fahrt im neuen Bus gefreut. Gerade erst am Pirnaischen Platz den Bus übernommen, endete seine Fahrt vorerst an der Gutenbergstraße. Beim Einfahren in die Haltestelle gab es einen lauten Schlag, und der Außenspiegel baumelte nur noch an den Kabeln. Inkermann hat den Laternenmast gestreift: „Hm, der Spiegel steht aber auch ziemlich weit vorne über.“ Tatsächlich ragt die Halterung gut 40 Zentimeter heraus. Inkermann musste besonders eng an die Bordsteinkante heranfahren, damit der Anhänger auch nahe an die Kante kommt. Der Einsatzleiter musste gerufen werden und den Spiegel wieder anbringen. Das kostete gut 20 Minuten, und zwei normale Busse der Linie 62 überholten den „Maxi-Train“. Dieser Praxistest zeigt, dass der Bustyp für die Dresdner Haltestellen problematisch werden könnte.

Dann streikt auch noch der eingebaute Entwerter. „So etwas passiert“, so DVB-Sprecher Falk Lösch: „Das kann ein Schlosser, der im Reparaturwagen unterwegs ist, vielleicht schnell reparieren.“ Aber auch die vordere Tür im Anhänger schließt immer wieder nicht. Inkermann gelassen: „Da kann ein kleiner Defekt an den Sensoren sein. Das ist alles noch zu neu. Wenn es etwas abgelatscht ist, funktioniert es.“

Der Mega-Bus kommt von der Firma Göppel Bus aus dem thüringischen Nobitz und wird von den DVB bis morgen getestet. So ein Gefährt kostet etwa 390.000 Euro. Auf der Linie 62 zwischen Johannstadt und Plauen beziehungsweise Dölzschen fahren täglich bis zu zwölf Busse, die an Werktagen rund 22.300 Fahrgäste transportieren. Einen Teil davon derzeit im „Maxi-Train“. Damit ist die 62 nach der 61 mit täglich etwa 34.600 Passagieren die meist genutzte Linie. Lösch sagt sogar „überlastet“: „Wir suchen nach Lösungen, die der Markt anbietet, um Abhilfe zu schaffen. Aber dauerhaft wird es auf der Strecke nicht ohne Straßenbahn gehen.“ Ob es eine Straßenbahn von Johannstadt nach Plauen geben wird, ist offen. Die DVB haben die Strecke zwar in ihrem Programm. Sachsens Wirtschaftsministerium hat aber dieses Projekt nicht für eine Förderung beim Bund angemeldet. Deshalb werden die DVB weiter nach Alternativen suchen müssen.

Der „Maxi-Train“ ist dabei aber ganz schön teuer und eher ungeeignet. Verbrauch und Handhabung werden derzeit im Einsatz geprüft. Aber im dichten Stadtverkehr kann es immer wieder zu Problemen kommen – siehe abgefahrener Spiegel. „Zudem können die 23 Meter einen ganzen Bahnsteig blockieren“, so Lösch. Der große Vorteil, den der Hersteller anpreist, kann hier schnell zum Nachteil werden. Das Abkoppeln des Anhängers macht zwar der Fahrer mithilfe einer Videokamera alleine. Aber das dauert lange. Lösch: „Wir können den Anhänger nicht in der Stadt abstellen, der wird beschmiert oder demoliert.“ Außerdem schrumpft der Platz für die knapp 190 Fahrgäste um die Hälfte. Das ist für die Linie 62 generell zu wenig. Lösch: „Das passt nicht ins Konzept.“ Dazu kommt der Preis mit etwa 390.000 Euro. Die DVB haben gerade sechs XL-Gelenkbusse gekauft, die im Februar/März zum Einsatz kommen. In die passen auch gut 180 Fahrgäste. Ein Bus kostet mit rund 300.000 Euro deutlich weniger und ist nicht ganz so lang, sondern 19 Meter.

Vom Fahrverhalten im Mega-Bus ist Buslenker Inkermann auch nicht wirklich überzeugt: „Das ist nicht so einfach, der Anhänger lenkt mit, und man braucht viel Platz.“ Aber die Passagiere sind mit dem Bus zufrieden. Vor allem im Anhänger ohne Motor. Gerhard Kotte aus Johannstadt: „Ich habe von dem Test in der Zeitung gelesen und fahre immer mit der 62. Im Anhänger ist es sehr schön leise.“