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Öko-Familienauto für 142 000 Dollar

Tesla bringt den ersten Elektro-SUV auf die Straße. Doch zieht das Anti-Abgas-Argument bei Kunden wirklich? Zumindest punktet der kalifornische Batterie-Bolide mit einigen Raffinessen.

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© Reuters

Hannes Breustedt

Fremont. Willkommen bei Tesla: Dreieinhalb Jahre lang immer wieder verschoben, und als es dann endlich soweit sein soll, verschiebt sich das Ganze erst noch mal ein bisschen. Der Stotterstart, den der Elektroautopionier Tesla mit seinem SUV „Model X“ hingelegt hat, wäre wohl den meisten Unternehmen als Unzuverlässigkeit ausgelegt worden, die heftige Kundenproteste ausgelöst hätte. Aber bei Tesla ist nichts normal.

So sieht der neue Tesla aus

Bei der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit war schon am 14. Januar 2013 der Prototyp des Tesla Model X präsentiert worden.
Bei der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit war schon am 14. Januar 2013 der Prototyp des Tesla Model X präsentiert worden.
Hier derselbe Wagen noch einmal am 6. Januar 2015 auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas am Stand des Technologie- und Akkuproduzenten Panasonic.
Hier derselbe Wagen noch einmal am 6. Januar 2015 auf der CES (Consumer Electronics Show) in Las Vegas am Stand des Technologie- und Akkuproduzenten Panasonic.
Tesla-Chef Elon Musk steigt bei der Vorstellung des Wagens im kalifornischen Fremont am 29. September aus dem neuen Prestigeprodukt.
Tesla-Chef Elon Musk steigt bei der Vorstellung des Wagens im kalifornischen Fremont am 29. September aus dem neuen Prestigeprodukt.
Obwohl der "X" als SUV bezeichnet wird, kommt er  flach und schnittig daher.
Obwohl der "X" als SUV bezeichnet wird, kommt er flach und schnittig daher.
Flügeltüren im Fond sind nur eine der Besonderheiten des "Stromers".
Flügeltüren im Fond sind nur eine der Besonderheiten des "Stromers".

US-Medien feiern den elektrischen Stadt-Geländewagen mit den Flügeltüren bereits als „wichtigstes Auto des Jahres“ und die Käufer akzeptieren die jahrelangen Lieferverzögerungen ohne Murren. Die Firma aus Palo Alto im Silicon Valley, dem kalifornischen Tech-Mekka, hat eine eingefleischte Fangemeinde. Die Verspätungen des schillernden Firmenchefs Elon Musk werden hingenommen wie die künstlerische Freiheit eines Rockstars.

Tesla inszeniert seine Produktpremieren ähnlich wie Apple seine iPhone-Vorstellungen, nur nachts und mit mehr Party-Atmosphäre. Stylische Eleganz im Scheinwerferlicht, das ist auch Dienstagnacht bei der Präsentation des „Model X“ in Teslas Fabrik in Fremont, Kalifornien, angesagt. Knapp eine Stunde, nachdem es losgehen sollte, erscheint Musk auf der Bühne und startet die Show.

Luftfilter-Power-Button gegen Biowaffen-Angriffe

Der neue SUV bietet allerhand technische Raffinessen und Schnickschnack wie die nach oben öffnenden „Falcon“-Türen, einen Luftfilter-Power-Button gegen Biowaffen-Angriffe oder den Turbostart in 3,2 Sekunden von null auf 60 Meilen pro Stunde. Die Features und der Preis von bis zu 142 000 Dollar bestätigen, dass Tesla wie mit dem bisher einzigen Fahrzeug „Model S“ nach wie vor im Luxusbereich angesiedelt ist.

Dabei soll der SUV als familientaugliches Fahrzeug mit drei Sitzreihen durchaus den Anfang der Brücke zum Massenmarkt darstellen. Voraussichtlich 2018 will Tesla mit dem „Model 3“ einen erschwinglichen Stromer für die breite Bevölkerung rausbringen. Für den von der Fangemeinde angehimmelten Musk ist der Geländewagen ein Meilenstein. Allerdings auch ein Risiko.

Wie bei allem, was Tesla entwickelt, wurde enorm viel Geld in die Hand genommen. Um die Lieferziele für dieses Jahr zu erreichen, muss die Produktion schnell ausgebaut werden.

Musk wirbt auch in Deutschland für E-Autos

Teslas Ziel ist es, spritlose Autos in der ganzen Gesellschaft zu verbreiten. Dafür baut das Unternehmen eine gigantische Fabrik in der Wüste Nevadas, in der einmal kostengünstig die Batterien für den Antrieb der Wagen produziert werden sollen. Erst vor wenigen Tagen warb Musk in Berlin bei Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für E-Autos. Angesichts von Volkswagens Abgas-Skandal scheint der Zeitpunkt für Tesla ideal.

Doch die Empörung über den deutschen Konzern sagt wenig über die tatsächlichen Vorlieben der Autokäufer aus. Elektroautos haben es - nicht zuletzt wegen der billigen Spritpreise - bisher schwer, aus der Nische zu kommen. Ob Musks Argument, der Stromantrieb sei langfristig effizienter und umweltfreundlicher, irgendwann bei der Masse verfängt, steht in den Sternen. Bislang verliert Tesla Geld, und die Verkaufslisten führt die spritschluckende Konkurrenz an. (dpa)