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Tempo runter vor Schulen

Die Verkehrsminister fordern eine Beschränkung auf Tempo 30. Doch ein Schild allein reicht nicht.

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© Archiv/Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Die großen, gelben Banner mit dem Schriftzug „Vorsicht Schulanfänger“ hängen in einigen Städten noch. Sie sollen Verkehrsteilnehmer dafür sensibilisieren, dass sie sich vor oder in der Nähe einer Schule befinden. Vor allem die kleinen Kinder sind zum Teil recht unbekümmert. Sie können die Gefahren, die auf Straßen, Gehwegen und an Bushaltestellen lauern, noch nicht oder nur schwer einschätzen. Sie müssen besonders geschützt werden. Darüber sind sich die Verkehrsminister der Länder einig. Deshalb haben sie sich dafür ausgesprochen, dass es künftig mehr Tempo-30-Zonen vor Schulen und Kitas an Hauptverkehrsstraßen geben soll.

Sollte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) die noch bestehenden bürokratischen Hürden für zusätzliche Tempolimits abbauen, müssten im Altkreis Döbeln trotzdem nur wenige neue Schilder aufgestellt werden. Denn vor den meisten Grund-, Oberschulen und Gymnasien gilt bereits jetzt ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.

Doch es gibt auch Ausnahmen: die Grundschule Döbeln Ost und die Außenstelle des Lessing-Gymnasiums am Körnerplatz in Döbeln. Der Eingang der Grundschule liegt zwischen der Schule und der Turnhalle und damit etwas abseits der Straße. Es gibt eine Ampel, damit die Kinder und Eltern die Straße sicher queren können. „Die ist ausreichend. Ich habe noch keine Beschwerden deswegen gehört“, sagt Schulleiterin Silke Simon. Prinzipiell hält sie die Tempo-30-Regelung aber „für eine gute Sache“.

Alternativen Eingang nutzen

Michael Höhme, Leiter des Gymnasiums, ist derselben Meinung. „Es sollte generell so werden, dass alles, was der zusätzlichen Sicherheit dient, umgesetzt wird.“ Am Körnerplatz werden die Fünft- und Sechstklässler unterrichtet. Die Bushaltestelle steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es gilt Tempo 50. Der Zugang zur Schule erfolgt über den Parkplatz. „Das ist natürlich eine Gefahrenquelle“, sagt Höhme. Vertreter der Schule stünden mit den Eltern „umfänglich in Kontakt“. Wer seine Kinder mit dem Auto zur Schule bringt, sollte die Straße am Viadukt nutzen. „Die Eltern können halten und die Kinder am hinteren Eingang rauslassen. Unser Ziel ist, dass die Verkehrssituation nicht als Gefährdung wahrgenommen wird, sondern dass es für die Kinder so sicher wie möglich ist“, ergänzt Michael Höhme.

Die Mitarbeiter der Schulen in der Region sind sich einig: Die Sicherheit der Kinder hat Vorrang gegenüber der Geschwindigkeit. Manuela Konzok, stellvertretende Leiterin der Peter-Apian-Oberschule Leisnig, sagt: „Die verbindliche Tempo-30-Regelung ist gut. Beim Spielen kann doch mal ein Ball auf die Straße rollen und die Kinder rennen vielleicht hinterher.“ Dasselbe gelte für die Haltstellen der Schulbusse.

Nicht nur vor Schulen, sondern auch vor Kindertagesstätten, Seniorenheimen und anderen schützenswerten Einrichtungen soll nach dem Willen der Verkehrsminister der Länder Tempo 30 zur Regel und nur ausnahmsweise auch Tempo 50 erlaubt werden. Es besteht die Hoffnung, dass die Autofahrer den Fuß vom Gas nehmen. Ob das tatsächlich so wird, bleibe abzuwarten. Denn Stichproben der Polizei zeigen, dass es immer wieder Temposünder gibt. Im Rahmen der zweiwöchigen Aktion „Blitz für Kids“ haben die Beamten der Polizeidirektion Chemnitz 22 Verkehrssünder vor Schulen in der Region Döbeln erwischt (DA berichtete).

Verantwortung der Eltern

Die Deutsche Verkehrswacht (DVW) befürwortet die Entscheidung der Verkehrsminister, „da Kinder entwicklungsbedingt die Gefahren des Straßenverkehrs noch nicht verstehen“, teilte DVW-Sprecherin Hannelore Herlan mit. DVW-Präsident Kurt Bodewig meint: „Kindern gebührt eine Schutzzone gerade an den Orten, die sie regelmäßig besuchen. Daher würde die DVW eine obligatorische Einrichtung von Tempo 30-Zonen vor Schulen und Kindertagesstätten sehr begrüßen.“

Gabriele Marder, Chefin der Kita „Wirbelwind“ in Leisnig, hat beobachtet, dass viele Kinder von ihren Eltern mit dem Auto möglichst direkt bis vor die Tore der Einrichtungen gefahren werden: „Wie sollen die Kleinen denn so die Verkehrsregeln auf der Straße lernen?“ Michael Höhme ist ebenfalls der Meinung, dass maßgeblich die Eltern für die Verkehrserziehung zuständig sind.