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Tempo 30 in der Innenstadt bleibt

Die Stadt Bautzen sieht sich durch den Verkehrsversuch bestätigt. Einige Schwachstellen müssen aber noch verschwinden.

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© Carmen Schumann

Von Frances Scholz

Mit Tempo 30 durch die Innenstadt? Daran haben sich die Bautzener längst gewöhnt. Zwischen Vogelkreuzung und Holzmarkt gilt diese Geschwindigkeit seit Ende Januar. Im April kam noch ein provisorischer Kreisverkehr an der Schliebenkreuzung dazu. Beide Maßnahmen sind Teil eines großangelegten Verkehrsversuchs. Nun wurde dieser im Stadtrat ausgewertet. Die Verkehrsexperten gaben dabei eine deutliche Empfehlung,

Welche Schritte sind jetzt in der Innenstadt von Bautzen geplant?

Zwischen Vogelkreuzung und Holzmarkt bleibt es auf Dauer bei Tempo 30. Die provisorischen Schilder aus dem Verkehrsversuch werden durch feste ersetzt, kündigt Stadtsprecher André Wucht an. Dies kann die Verwaltung ohne Mitsprache des Stadtrates entscheiden. Zudem soll schnellstmöglich für Radfahrer ein Schutzstreifen entlang der Steinstraße angelegt werden. Sie müssen dann nicht mehr auf dem Fußweg fahren, wo viel zu wenig Platz ist und häufig Hindernisse stehen. Als weitere Maßnahme soll der Fußgängertunnel am Kornmarkt verschwinden. „Wann das passiert, steht aber noch nicht genau fest“, sagt André Wucht. Anders sieht es beim Kreisel auf der Schliebenkreuzung aus. Spätestens bis Ende 2016 soll aus dem Provisorium ein fester Kreisverkehr werden, kündigt Baubürgermeister Peter Hesse (CDU) an. Der Termin ist wichtig, da anschließend die Bahn mit ihren Arbeiten an der Brücke über die Zeppelinstraße beginnt. Dadurch wird eine der wichtigsten Wege durch Bautzen gekappt.

Der neue Kreisel an der Schliebenkreuzung wird mit einem Durchmesser von 32 Metern etwas breiter als bisher. Verkehrsinseln für Fußgänger werden rund um den Kreisel fest installiert. Zudem soll es noch zwei weitere Übergänge auf der Strecke zwischen Kreuzung und Friedensbrücke geben. Bis es so weit ist, bleibt die provisorische Lösung bestehen.

Wie bewerten die Fachleute den Verkehrsversuch?

Anders als erwartet hat sich die Zahl der Fahrzeuge auf dem Stück zwischen Schliebenkreuzung und Holzmarkt kaum verringert. „Vor allem die Entlastung zu Spitzenstunden ist nicht so hoch wie gewünscht“, erklärt Dirk Ohm vom Ingenieurbüro Ivas, das den Verkehrsversuch begleitet hat. 31 200 Fahrzeuge rollen am Tag über die Steinstraße und den Kornmarkt. Bei Tempo 50 waren es 32 500 Fahrzeuge. Äußerst positiv hat sich hingegen die Auslastung der Westtangente entwickelt. Der Verkehr auf der Umgehungsstrecke hat seit Jahresbeginn um 30 Prozent zugenommen. 8 200 Fahrer nutzen die Strecke täglich.

Am Kreisverkehr an der Schliebenkreuzung gibt es kaum Rückstau. „Es ist eher ein langsames Heranfahren. Dadurch läuft der Verkehr flüssiger“, sagt Ohm. Das ist gut für die Verkehrssicherheit. Auf der Friedensbrücke sei die Staulänge leicht zurückgegangen. Zudem habe sich die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessert.

Wo muss aus Sicht der Planer nachgebessert werden?

Für große Probleme sorgt die Fußgänger-Ampel vorm Kornmarkthaus. Hier kommt es regelmäßig zu langen Staus. Auf der Steinstraße stehen die Autos in den Morgenstunden bis zu 120 Meter. Noch schlimmer sieht es nachmittags aus. Dann liegt die Staulänge bei 400 Metern. Auch der Wendische Graben wird dadurch blockiert. „Das ist ein sehr blöder Nebeneffekt, an dem wir arbeiten müssen“, sagt Dirk Ohm. Er schlägt vor, die Schaltung der Ampeln zwischen Vogelkreuzung und Kornmarkt zu überprüfen und besser aufeinander abzustimmen. „Zudem muss man schauen, warum Autofahrer über den Wendischen Graben fahren und ob sie nicht auch einen anderen Weg nutzen könnten.“

Grundsätzlich soll der Verkehr zwischen Lauengraben und Kornmarkt weiter verringert werden. Der Verkehrsexperte hält eine Verkehrsbefragung für sinnvoll. Daraus könnten sich Ansätze zur Umleitung auf andere Strecken ergeben.