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Tempo 30 entlastet Preußisches Viertel

Mehr als eineinhalb Jahre hat eine Bürgerinitiative gegen Schleichverkehr und Lärm im Stadtteil gekämpft. Mit Erfolg.

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© Christian Juppe

Von Ulrike Kirsten

In der Radeberger Vorstadt geht es seit sieben Wochen deutlich ruhiger zu. „Wir sind sehr dankbar, dass die Stadt die Tempo-30-Zone geschaffen hat. Schon nach knapp zwei Monaten gibt es durchaus positive Effekte. Der Lärm ist weniger geworden“, sagt Regina Gerdiken von der Bürgerinitiative „Preußisches Viertel – lärmfrei“. Zwischen Forststraße und Stauffenbergallee gilt für Autofahrer seitdem auch die rechts-vor-links-Regelung. Leider gebe es aber noch immer genügend Leute, die die neue Vorfahrtsregelung nicht kennen und deutlich schneller als mit Tempo 30 durchs Wohngebiet fahren. Für Regina Gerdiken ist es daher nur eine Frage der Zeit, dass es an der Kreuzung Forst-/Jägerstraße/Marienallee einen Unfall gibt.

Seit Anfang April 2014 hatte die Bürgerinitiative gegen den Schleichverkehr im Viertel gekämpft. Mit Eröffnung der Waldschlößchenbrücke hatten immer mehr Autofahrer die Straßen in dem denkmalgeschützten Wohngebiet genutzt, um die Bautzner und Radeberger Straße sowie die Stauffenbergallee zu umfahren. Binnen kürzester Zeit hatte sich der Verkehr im Viertel nahezu verdoppelt. Die Anwohner suchten daraufhin immer wieder das Gespräch mit der Stadt, machten mit verschiedenen Aktionen wie einem Einbahnstraßen-Fest und Lärm-Survival-Tüten mit Ohropax und Nerventee auf ihre Situation aufmerksam. Diese überreichte die Initiative dem ehemaligen Baubürgermeister Jörn Marx. Auch im Petitionsausschuss wurde das Anliegen behandelt. Die Anwohner hatten zuvor mehr als 800 Unterschriften gegen den Schleichverkehr gesammelt.

Der Protest zeigte im Mai erste Wirkung. Damals ließ die Stadt das Wendeverbotsschild an der Ecke Bautzner Straße/Fischhausstraße abmontieren. Autofahrer, die in Richtung Neustadt wollen, können seitdem mit ihren Fahrzeugen direkt an der Kreuzung wenden und müssen nicht mehr durch das Wohngebiet. Im Oktober wurde dann Tempo 30 eingeführt. „Dennoch wünschen wir uns, dass es mehr Kontrollen gibt, um auch die übrigen, notorischen Raser in den Griff zu bekommen“, sagt Regina Gerdiken.

Die Stadt prüft nun zusätzliche Möglichkeiten, um Raserei und Lärm im Preußischen Viertel einzudämmen. Eine Asphaltierung des Kreuzungsbereichs ist dabei vorerst vom Tisch, weil die Stadt dafür kein Geld zur Verfügung stellen kann. Zudem steht das Gebiet, also auch die gepflasterten Straßen, unter Denkmalschutz. Erst eine Änderung der Satzung würde eine Asphaltierung möglich machen. Doch es gibt weitere Ideen. So überlegt die Stadt, die Parkräume so zu verändern, dass die Fahrbahn noch weiter eingeengt wird, um Kraftfahrer dazu zu zwingen, deutlich langsamer zu fahren. Das sicherte Straßen- und Tiefbauamtschef Reinhard Koettnitz der Initiative bei einem Treffen in dieser Woche zu. Auch Schikanen anzulegen würde geprüft, um Tempo 30 durchzusetzen.

Eine Absage erteilt Reinhard Koettnitz hingegen dem jüngsten Vorstoß der CDU-Fraktion. Diese hatte Ende Oktober gefordert, eine Einbahnstraße zwischen Jägerstraße und Arno-Holz-Allee einzurichten. Auch die Bürgerinitiative hatte sich für diese Lösung immer wieder ausgesprochen, vor allem mit Blick auf das geplante Wohngebiet Albertstadt Ost an der Stauffenbergallee. Rund 1 000 Wohnungen sollen dort entstehen. Die Anwohner des Preußischen Viertels fürchten, dass damit noch mehr Autofahrer über die Marienallee in Richtung Neustadt abkürzen. „Trotz Antrages halten wir eine Einbahnstraße derzeit nicht für sinnvoll“, sagt Koettnitz. Damit würden Verkehrsströme nur auf andere Strecken verlagert.