Merken

Telekom verkauft DDR-Plattenbau am Postplatz

Das Gebäude könnte abgerissen werden. Doch damit hat der Konzern noch nicht alle Immobilien-Probleme gelöst.

Teilen
Folgen
© André Wirsig

Von Peter Hilbert und Bettina Klemm

Hoch ragen die grauen Betonwände am Postplatz empor. Hinter den Fenstern bietet sich ein Bild gähnender Leere, nur wilde Graffiti-Schmierereien zieren das Äußere. Einen hässlichen Anblick bietet das 1984 errichtete Telekom-Fernmeldegebäude. Die Gegensätze an Dresdens zentralem Platz werden immer krasser. Schließlich ist direkt daneben das neue Zwinger-Forum errichtet worden, das mittlerweile zu über 90 Prozent vermietet ist, bestätigt der Bauherr TLG Immobilien.

Doch für das Areal des DDR-Fernmeldebaus gibt es jetzt eine neue Perspektive. Das bestätigt das Immobilienunternehmen Corpus Sireo, das die Grundstücke der Deutschen Telekom verwaltet, auf SZ-Anfrage. „Das Gebäude wurde im Oktober an einen privaten Projektentwickler veräußert“, erklärt Corpus-Sireo-Sprecherin Yvonne Hoberg. Um wen es sich handelt, wollte sie nicht sagen. Nach SZ-Informationen ist es eine Berliner Investorengruppe. Der sechsstöckige Komplex hat eine Nutzfläche von 12 600 Quadratmetern. Das Grundstück zwischen Freiberger und Annenstraße, das sich direkt an den 1994 errichteten Telekom-Neubau anschließt, ist rund 4.700 Quadratmeter groß. Der DDR-Stahlbetonbau steht nicht unter Denkmalschutz, erläutert Corpus-Sireo-Sprecherin Hoberg. Also kann er sowohl abgerissen als auch ausgebaut werden.

Konkrete Pläne liegen der Stadt noch nicht vor – auch kein Antrag für einen Abriss oder eine Sanierung, teilt Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) mit. „Ich bin froh, dass das Gebäude verkauft ist“, sagt er. Derzeit gebe es bereits erste Gespräche der Investoren mit der Stadt über die künftige Nutzung des Areals. Schließlich müsse möglicherweise der Bebauungsplan 54 Postplatz/Wallstraße geändert werden. Marx kann sich gut vorstellen, dass auf dem einstigen Telekom-Gelände eine Kombination von Wohnungen und Gewerberäumen entsteht.

Weiter sind die Planungen für die Brachfläche zwischen Wall- und Marienstraße fortgeschritten, wo der Name Postplatz seinen Ursprung hat. Dort stand ab 1832 die erste Hauptpost. Auf dem 3.200-Quadratmeter-Grundstück direkt am Postplatz war das spätere Fernmeldeamt beim Bombenangriff 1945 ausgebrannt.

Während entlang der Wallstraße die gemeinsame Investorengruppe Baywobau und CTR-Gruppe hauptsächlich Wohnungen errichten will, steht die Nutzung des Gebäudes auf dem einstigen Telekom-Grundstück unmittelbar am Postplatz noch nicht fest. Ursprünglich war dort Handel geplant, aber nun werden auch Wohnungen nicht ausgeschlossen.

Die Gebäude werden nach Vorstellungen der Stadt stärker in den Platz ragen als einst mit dem Bebauungsplan nach Joachim Schürmann festgelegt. Deshalb wird auch an einer Änderung des über 20 Jahre alten Plans gearbeitet. Die Postplatz-Entwicklungsgesellschaft PP1 und das Architekturbüro nps-tschoban-voss haben erste Vorstellungen bereits im Stadtentwicklungsausschuss präsentiert. Mit einem Baubeginn wird erst in zwei, drei Jahren gerechnet.

Unklar ist bislang allerdings noch, was aus dem alten Telegrafenamt an der Ecke Annen-/Marienstraße wird. In dem ab 1875 gebauten Komplex waren früher auch das Hauptpostamt und die Oberpostdirektion untergebracht. Doch seit Jahren herrscht in den Gemäuern mit 7.100 Quadratmetern Nutzfläche gähnende Leere. Grüne Netze sind vor die maroden Fassaden gespannt, um sie zu sichern. Nur der Hof wird noch als Parkplatz genutzt. Eine Sanierung hat die Telekom nicht geplant. Die Kosten dafür sind hoch. Konkrete Pläne gibt es laut Corpus-Sireo-Sprecherin Hoberg derzeit nicht. Geprüft werde allerdings, wie der Komplex künftig wieder genutzt oder ob er verkauft werden kann.