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Telefonterror und ein angeblicher Mord

Er solle „aufhören sich für Ausländer einzusetzen“, sonst würde er „platt gemacht“: Mit einem Hass-Anruf ist am Wochenende die Familie des Sprechers von „Dresden für Alle“ massiv bedroht worden. Zuvor hatte ein Unbekannter im Namen Eric Hattkes ein Verbrechen vorgetäuscht.

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© Norbert Neumann

Dresden. Eric Hattke setzt sich seit Monaten ehrenamtlich für Flüchtlinge ein. Doch sein Engagement als Sprecher des Bündnisses „Dresden für Alle“ stößt nicht bei jedem auf Wohlwollen, sondern bei einigen auch auf Ablehnung. Am vergangenen Wochenende gipfelten die Anfeindungen jedoch in einem Hass-Telefonat: Hattkes Familie wurde von einem anonymen Anrufer massiv beschimpft und bedroht.

Wie „Dresden für Alle“ am Montag mitteilte, solle Hattke den Anrufern zufolge „aufhören ‚sich für Ausländer einzusetzen‘, sonst würde er nächste Woche ‚platt gemacht‘“. Außerdem drohte der Unbekannte mit Aussagen wie „wir schießen durch die Fenster“ oder „wir haben auch hier (am Wohnort der Familie) Kameraden“.

Auf Nachfrage bei der örtlichen Polizeidirektion wurde sz-online bestätigt, dass seitens der Familie eine Strafanzeige vorliegt. Die Kriminalpolizei ermittelt, will aber keine Details nennen. Die Ermittler äußern sich auch nicht dazu, ob der Drohanruf rückverfolgt wird.

Mord an einer Frau, die es gar nicht gibt

Der Hass-Anruf war nicht der einzige Einschüchterungsversuch gegen Hattke. „Wir ermitteln derzeit wegen Vortäuschens einer Straftat“, sagt Thomas Geithner von der Polizeidirektion Dresden. Grund: Am Mittwochnachmittag hatte ein Anrufer den Notruf gewählt, sich als Eric Hattke ausgegeben und anschließend mitgeteilt, er habe jemanden getötet und beabsichtige nun, sich selbst umzubringen. Laut Hattke soll der Anrufer der Polizei gesagt haben, dass er seine Frau umgebracht hätte. Dabei ist der 24-Jährige Single und lebt allein.

Zum Zeitpunkt dieses Anrufs war Hattke bei einer Veranstaltung mehrerer Verbände im Hygienemuseum. Dort erreichte ihn die Polizei telefonisch. „Wir haben uns mit Herrn Hattke an seiner Wohnung getroffen“, sagt Polizeisprecher Thomas Geithner. „Er hat uns hereingelassen, damit wir nachsehen können.“ Wenn solche Kapitalverbrechen im Raum stehen, muss die Polizei ermitteln. Es sei eher unüblich, dass Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, auf diese Weise in Verdacht gebracht werden, so Geithner weiter.

Der Netzwerksprecher bezieht die Angriffe indes nicht nur auf sich. „Ich glaube, dass Ängste im Zusammenhang mit der weltweiten Fluchtproblematik und auch Fremdenhass momentan sehr stark auf einzelne Personen projiziert werden und deren Engagement damit angegriffen werden soll, um ein Exempel zu statuieren“, sagt er. Er spüre nun eine Mischung aus Angst und einem Gefühl, sich unberechtigt schuldig zu fühlen.

Von „Dresden für Alle“ werden die Taten als Grenzüberschreitungen angesehen. „Politische und gesellschaftliche Debatten müssen kontrovers geführt werden, aber immer frei von Gewalt oder Gewaltandrohung bleiben“, erklärte das Bündnis. (two/fsc)