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Teichwirt ärgert sich über Studie

Laut einer Analyse der Grünen finden sich Reste von Glyphosat im Feldteich. Dessen Besitzer sieht seinen Ruf in Gefahr.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Koselitz. Er ist noch immer „auf 180“, sagt Thomas Richter. Dabei ist es schon ein paar Tage her, dass der Koselitzer Teichwirt erfahren musste: In seinem Feldteich bei Pulsen wurden Pestizid-Rückstände gefunden. Das dokumentiert eine Studie, die die Dresdner Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen in Auftrag gegeben hat. Das MDR-Fernsehen hatte darüber in seiner Sendung Sachsenspiegel berichtet. So erfuhr auch die Koselitzer Teichwirt-Familie Richter von der Analyse und deren Ergebnissen. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, erinnert sich Thomas Richter, als plötzlich sein Feldteich im Fernsehen als belastet aufgeführt wurde.

Thomas Richter sagt, er hätte seine Zustimmung zur Beprobung nicht verwehrt – wenn man ihn denn vorher gefragt hätte. Immerhin handle es sich bei dem Teich um Privatbesitz. Von Probenentnahmen habe er aber zu keiner Zeit etwas gewusst.

Was dem 37-Jährigen noch aufstößt: Im Fernsehbeitrag habe es geheißen, dass es für Menschen gefährlich werden könne, wenn sie beim Baden das belastete Wasser schlucken. Thomas Richter: „In meinen Teichen darf niemand baden, diese Gefahr besteht also gar nicht.“

„Die Fische sind gesund“

Überschrittener Grenzwert

Die Studie der Grünen-Landtagsfraktion hat 17 Gewässer in Sachsen untersucht, die aus Naturschutzsicht wertvoll oder Badegewässer sind.

In zwölf Gewässern sind laut der Analyse Pestizide gefunden worden, die in der Landwirtschaft häufig eingesetzt werden.

Im Koselitzer Feldteich wurde eine AMPA-Konzentration gefunden, die doppelt so hoch war, wie der Grenzwert (0,21 statt 0,1 Mikrogramm je Liter). AMPA steht für Aminomethylphosphonsäure, ein Abbauprodukt des Breitbandherbizids Glyphosat.

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Daneben fürchtet Richter, dass durch die Beprobung seines Teichs Krankheiten eingeschleppt worden sein könnten. „Wir haben lange um eine KHV-Zertifizierung gekämpft“, erzählt er. Hinter KHV verbirgt sich das Koi-Herpes-Virus, eine tödlich verlaufende Infektionskrankheit, die vor allem Karpfen bedroht. Karpfen machen das Gros der Tiere in der Koselitz Teichwirtschaft aus, auch im Feldteich. Ein Virus-Befall hätte ernste wirtschaftliche Folgen.

Und noch etwas ärgert Thomas Richter: Die Grünen-Studie setze bei der Pestizid-Belastung Trinkwasser-Grenzwerte an – obwohl es sich beim Feldteich aber um ein Oberflächengewässer handle. „Das kann man nicht vergleichen.“ Die ganze Studie bewertet der Teichwirt als „irreführend, fahrlässig und rufschädigend“. Per E-Mail machte er seinem Ärger gegenüber den Grünen bereits Luft.

Der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Wolfram Günther kann den Zorn des Koselitzers nicht recht nachvollziehen. Das Betreten der freien Landschaft sei jedermann laut Naturschutzgesetz erlaubt, die Probenentnahme dadurch gedeckt. Es seien „keine abgesperrten oder als Privatgelände gekennzeichneten Gelände beprobt“ worden.

Günther sieht zudem „keinen vernünftigen Anlass, durch die Beprobung eine Verunreinigung des Teichs zu befürchten“. Es seien ausschließlich sterile Reagenzgläser verwendet worden – und die auch nur für je eine Probe.

Auch in der Grenzwert-Frage hält Wolfram Günther gegen: Da es für Oberflächengewässer keine Grenzwerte gebe, seien in der Studie die EU-Normen für Grundwasser herangezogen worden. Grünen-Politiker Günther sagt aber selbst: „Diese Grenzwerte sind als reine Vorsorgewerte aufzufassen und nicht toxikologisch begründet.“ Wie giftig Glyphosat oder dessen Abbauprodukt AMPA für die Fische in dem Teich sind und die Menschen, die die Tiere essen, darüber könne man nichts sagen. „Die Studie diente allein dem Nachweis von Stoffen in Gewässern“, so Wolfram Günther. Zwar sei umstritten, ob Glyphosat und dessen Abbauprodukte für den Menschen krebserregend sind. „Allerdings weiß man schon jetzt, dass die Belastungen grundsätzlich negativ sind für die Gewässerökologie und langfristig für die Biodiversität.“

Teichwirt Thomas Richter sagt, seine Fische würden zweimal jährlich vom Fischgesundheitsdienst untersucht – und seien gesund. Auch Lebensmittelkontrolleure schauten regelmäßig in seiner Firma vorbei und hätten bisher nichts zu beanstanden gehabt. Aus Sicht des Teichwirtschafts-Chefs trägt die Studie der Grünen dazu bei, die Menschen zu verunsichern.

Die Grünen indes sehen sich bestätigt. Nach ihrer Auffassung zeigen die Studienergebnisse, dass sich intensive Landwirtschaft und Naturschutz nicht vertragen. „Denn wenn die Angaben von Herstellern und Zulassungsbehörden zum Abbau der Stoffe stimmen würden, dürften sie nicht nachweisbar sein, insofern sie fachgerecht eingesetzt wurden“, so Sprecher Wolfram Günther. Seine Partei fordert einen besseren Schutz der Gewässer vor Pestizideinträgen aus der Landwirtschaft,

Offen ist indes, ob umliegende Felder und deren Behandlung mit Pestiziden zu den Funden im Koselitzer Feldteich führten. Bei Gewässern ist schwierig zu ermitteln, woher AMPA kommt – theoretisch könnte es durch Waschmittel in den Teich gekommen sein. Wie die gefundenen Chemikalien in die Gewässer gelangt sind, hat die Studie der Grünen nicht untersucht.