Merken

Technologiezentrum wird Asylheim

Der Landkreis will Flüchtlinge in der Immobilie in Glaubitz unterbringen. Möglich macht das Staatsminister Martin Dulig.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sebastian Schultz

Glaubitz Teile des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) in Glaubitz werden zukünftig als Unterkunft für Asylbewerber genutzt. Das teilt Kerstin Thöns, Sprecherin des Landratsamtes Meißen, jetzt mit. Möglich mache das Staatsminister Martin Dulig (SPD). Wie Landrat Arndt Steinbach (CDU) berichtet, habe der SPD-Mann dem Landkreis Meißen in einem Brief mitgeteilt, dass das TGZ Glaubitz wahrscheinlich ohne weitere finanzielle Belastung künftig als Asyl-Unterkunft genutzt werden kann.

Vorab hatten die Kreisräte dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, Teile des Technologiezentrums nach kleineren Umbauten als Wohnadresse für Asylbewerber zu nutzen. Der Landkreis sei bemüht, die wachsende Zahl an Flüchtlingen zunächst in eigenen Immobilien unterzubringen. „Wir haben zwar keine großen Reserven“, so Steinbach, „doch die wenigen Möglichkeiten müssen wir auch mit Blick auf unsere angespannte Haushaltlage nutzen.“ Noch sei jedoch unklar, ob Bund und Land für alle Kosten beim Thema Asyl aufkommen.

Platz für rund 40 Flüchtlinge

Insgesamt sollen im TGZ etwa 40 Asylbewerber unterkommen. Nach SZ-Informationen ist der Einzug bereits für November angedacht. Mit den notwendigen Bauarbeiten solle noch im September begonnen werden. Trotz Umbaukosten von 245 000 Euro sei es der richtige Weg, Teile des Glaubitzer Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) als Unterkunft für Asylbewerber herzurichten. Das machte der zuständige Kreis-Dezernent Ulrich Zimmermann vor Kurzem auf Anfrage der Sächsischen Zeitung deutlich.

„Die durchschnittliche Kaltmiete in anderen Objekten pro Asylbewerber beträgt im Monat 100 bis 150 Euro. Das macht 48 000 bis 72 000 Euro im Jahr, sodass sich die einmaligen Kosten nach fünf Jahren amortisiert hätten“, rechnet Zimmermann vor. Da im TGZ, das dem Kreis gehört, keine Miete gezahlt werden müsse, „sind die Kosten völlig im Limit“, so Zimmermann.

Keine Pflicht zu gewerblicher Nutzung

Das TGZ war einst das Ideenzentrum für junge Firmengründer im Landkreis Riesa-Großenhain. Mit Weiterbildungen und preiswerten Betriebsmieten baute es Brücken in die Marktwirtschaft. Doch seit Jahren stagniert die Nachfrage, so dass einige Teile leer stehen.

Allerdings war unklar, ob der Landkreis Meißen die Anfang der 90er Jahre gezahlten Fördermittel an den Freistaat zurückgeben muss. „Eine intensive Prüfung“, so Staatsminister Martin Dulig an Landrat Steinbach, „hat ergeben, dass es möglich ist, die Zweckbindung für den Teil des Technologiezentrums, der für die Unterbringung von Asylbewerber benötigt wird, vorzeitig zu beenden.“ Damit entfalle zumindest partiell die Verpflichtung für den Landkreis zur gewerblichen Nutzung des Gebäudes. Mit dieser Option stellte die Landkreisverwaltung einen Antrag an die Landesdirektion Sachsen zur Änderung der Zweckbindung. Diesem wurde entsprochen.

Die Unterbringung von Flüchtlingen wird auch den Kreistag während seiner nächsten Sitzung am 24. September beschäftigen. In der Riesaer Stadthalle „Stern“ werde unter anderem das Konzept des Landkreises zur Unterbringung weiterer Asylbewerber sowie die Einrichtung einer Stelle für einen hauptamtlichen Ausländerbeauftragten besprochen, so Thöns weiter. (SZ)