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Technologiezentrum kratzt an der Gewinnzone

Der letzte Jahresbericht wies für den Wirtschaftsstandort in Freital ein dickes Minus aus. Doch die Zahlen täuschen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Zahlen lügen nicht. Das weiß auch Alexander Karrei, der Chef des Freitaler Technologiezentrums und des Technologieparks nebenan. Als zum Jahresende der Jahresbericht für beide Wirtschaftsstandorte vorgelegt wurde und unter dem Strich ein Minus von rund 365 000 Euro stand, musste er sich einige kritische Fragen gefallen lassen. Warum der Fehlbetrag im Vergleich zum Vorjahr noch einmal gestiegen ist, zum Beispiel. Doch Karrei beharrt auf einer anderen Sicht der Dinge. „Wir liegen viel besser als im Plan“, sagt er. Seiner Rechnung nach kratzt die Technologie- und Gründerzentrum Freital (TGF) GmbH, die sowohl das Technologiezentrum als auch den Technologiepark betreibt, an der Gewinnzone.

Wie viel Steuergelder sind bereits in das Technologiezentrum geflossen?
Wer Karreis Rechnung verstehen will, muss zunächst ein paar Jahre zurückgehen. Aus steuerlichen Gründen hatte die Stadt Freital die TGF GmbH gegründet. Die Aufgabe: der Betrieb des Technologiezentrums an der Dresdner Straße. Später kam der Technologiepark, der anstelle der Windbergarena entstand, dazu.

Damit die Gesellschaft die zehn Prozent Eigenmittel für den 21 Millionen Euro teuren und großzügig vom Freistaat geförderten Bau zahlen konnte und außerdem handlungsfähig ist, überwies die Stadt insgesamt 4,5 Millionen Euro an die TGF. 130 000 Euro an Zinsen zahlt die TGF deswegen derzeit an die Stadt. Auf der anderen Seite schießen die Stadt Freital und die städtische Holding WBF, unter der mehrere städtische Unternehmen konzentriert sind, jährlich einen Betrag von insgesamt 150 000 Euro zu. Das soll der TGF helfen, eine gute Bilanz vorzulegen.

Wie kommt das derzeitige Minus zustande?
Das Minus von 365 000 Euro geht aus dem Jahresbericht für 2016 hervor. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor. Auf der einen Seite stehen Einnahmen aus Mieten der im Zentrum ansässigen Firmen. Im Jahr 2016 war das Haus im Durchschnitt zu 60 Prozent vermietet. Auf der anderen Seite stehen die Ausgaben für das Personal der TGF und für die Verwaltung des Gebäudes. Hinzu kommen die 130 000 Euro an Zinsen, die die TGF an die Stadt zahlen muss.

Wie hat sich die Höhe des Fehlbetrags entwickelt?
2015 betrug das Minus 315 000 Euro. TGF-Chef Alexander Karrei gibt zu, dass im Jahr danach eigentlich ein Fehlbetrag von nur 250 000 Euro geplant war. Dass es nun zu den 365 000 Euro gekommen ist, begründet er mit außerplanmäßigen Investitionen in das Technologiezentrum. Unter anderem wurden einige Flächen nach Mieterwünschen hergerichtet. Damit sei der Vermietungsstand weiter nach oben getrieben worden.

Welche Rolle spielt der Technologiepark bei der Bilanz?

Eine geringe Rolle. Die Flächen im Technologiepark wurden erschlossen. Die Investition holt sich die TGF über den Verkauf der Grundstücke zum Buchwert wieder herein. Es ist letztlich ein Nullsummen-Spiel. Deswegen tauchen die Erlöse nicht in der Bilanz auf.

Wann macht das Technologiezentrum endlich Gewinne?
Der Förderzeitraum für das Technologiezentrum beträgt 20 Jahre. Da Freital die Zuschüsse für das Technologiezentrum 2011 erhalten hat, wird 2031 abgerechnet. Ziel ist, dass dann in der Gesamtbilanz eine Null steht. Das heißt: Alle Verluste, die das Technologiezentrum bislang gemacht hat – inklusive der 365 000 Euro von 2016 sind das derzeit rund 1,6 Millionen Euro –, sollen durch künftige Gewinne wieder ausgeglichen werden.

Wie wird sich die Bilanz in den kommenden Jahren entwickeln?
Maßgebend für die Bilanz ist die Höhe der Mieteinnahmen. Und da kann Karrei Erfreuliches vermelden. Für das Jahr 2017 kann er mit einem durchschnittlichen Vermietungstand von 80 Prozent kalkulieren. In diesem Jahr will er knapp 90 Prozent erreichen. In den Jahren danach sollen es jeweils um die 90 Prozent sein. „Viel mehr ist auch gar nicht möglich, weil es immer Aus- und Einzüge gibt. Dazwischen stehen die Flächen leer, weil sie umgebaut werden müssen“, so Karrei.

Er geht davon aus, dass das Minus für das Jahr 2017 ungefähr halb so hoch ausfallen wird wie 2016. In den Jahren danach soll es weiter zurückgehen und 2020 erstmals eine Null stehen. Um das zu erreichen, will die TGF auch die Mieten leicht erhöhen. Außerdem sind Gespräche mit der Stadt zur Zinshöhe wegen des 4,5-Millionen-Euro-Darlehens geplant.

Wie viele Flächen im Zentrum sind derzeit vermietet?
Laut Karrei sind das 89 Prozent. Erst vor Kurzem hat er den Mietvertrag mit einem Unternehmen aus der Verpackungsindustrie unterschrieben. Die Firma soll im April einziehen. Im Technologiepark ist derzeit nur noch ein Grundstück frei. Zuletzt wurde eine Fläche an ein Dresdner Landschaftsbau-Unternehmen verkauft. Es will 2018 seinen neuen Firmensitz in Freital errichten. Weil die Nachfrage nach den Gewerbeflächen so groß ist, wird der Technologiepark ab diesem Jahr erweitert.

Besonders stolz ist Karrei auf eine Entwicklung: 30 Prozent der insgesamt 10 000 Quadratmeter im Technologiezentrum sind an Unternehmen vergeben, die im Haus klein angefangen und sich im Laufe der Zeit vergrößert haben.

Wie profitiert Freital von den neuen Unternehmen?
Es ist schwer, das exakt zu beziffern. Im Technologiezentrum arbeiten mittlerweile 220 und im Technologiepark 50 Menschen. Sie alle verdienen Geld in Freital und geben es zum Teil auch in der Stadt wieder aus. Die Geschäfte und damit die Freitaler Wirtschaft profitieren somit indirekt vom Technologiezentrum und -park.

Außerdem kommen Freital die Einkommensteuern zugute, die die in Freital wohnenden Arbeitnehmer zahlen müssen. 15 Prozent der gezahlten Beträge darf die Stadt behalten. Geht man von einem Bruttoverdienst von 30 000 Euro pro Jahr aus, zahlen Alleinstehende rund 5 300 Euro Einkommensteuer. 15 Prozent davon sind immerhin 795 Euro.

Mittlerweile werfen die Unternehmen, die sich im Technologiezentrum und -park angesiedelt haben, auch Gewerbesteuer ab. Nach Angaben des Rathauses waren das im Jahr 2017 rund 95 000 Euro. Hier kann man sicher sagen: Ein Großteil dieses Geldes wäre ohne die beiden Wirtschaftsstandorte nicht nach Freital gekommen. Der Grund: Bis auf jeweils ein Unternehmen stammen alle Firmen nicht aus Freital.