Merken

Technikversagen gefährdet Menschenleben

Die Pager der Feuerwehrleute funktionieren immer noch nicht einwandfrei. Die versprochene Lösung steht aus.

Teilen
Folgen
© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Döbeln. Schon wieder ist es passiert. Die Feuerwehrleute von Döbeln und einiger Ortswehren sollten am Sonntag gegen 4.20 Uhr zu einem Gebäudebrand alarmiert werden. Doch die wenigsten bekamen diese Meldung auf ihren Funkmeldeempfängern (Pager). „Die Folge war, dass nicht ausreichend Kameraden zum Einsatz kamen. Wir benutzen dann Waths-App und unsere eigene Alarmierungsapp, um die Leute zu informieren“, sagte der stellvertretende Wehrleiter Lutz Hesse. Unterm Strich bedeutete die nur teilweise Alarmierung mithilfe der Pager einen Zeitverzug von etwa 15 Minuten. „Sind Menschen in Gefahr, könnte das die Zeit sein, die wir verlieren, um noch helfen zu können. Auch so ist mit fatalen Auswirkungen wegen der Zeitverzögerung zu rechnen“, sagte Lutz Hesse.

Nicht nur die Döbelner, sondern alle Wehren im Landkreis haben mit diesem Problem zu kämpfen und suchen zum Beispiel wie die Waldheimer Wehr nach Alternativen (DA berichtete).

Einen konkreten Termin, ab wann das Problem der Alarmierung beseitigt sein soll, gibt es vom Landratsamt noch nicht. „Wir sind gemeinsam mit dem Planer und der entsprechenden Firma weiterhin dran, dieses Probleme schnellstens zu lösen, um die unbefriedigende Situation zu beenden“, so der Sprecher des Landratsamtes André Kaiser. In der vergangenen Woche habe es weitere Gespräche mit den Beteiligten gegeben. Parallel würden das Landratsamt weiterhin Meldungen von Kommunen erreichen, die auf Probleme hinweisen. Das will auch die Gemeinde Ostrau so handhaben. „Manchmal sind erst die Sirenen zu hören, bevor die Feuerwehrleute über die Pager informiert werden. Es ist auch schon vorgekommen, dass sie gar nicht funktionieren“, so Bürgermeister Dirk Schilling (CDU). Vom Vereinsvorsitzenden der Feuerwehr Ostrau Mario Thomas wird bestätigt, dass das alte Alarmierungssystem besser gewesen sei. „Wir wollen uns bei der nächsten Sitzung des Feuerwehrausschusses noch einmal über die Probleme mit den Pagern unterhalten und den Landkreis noch einmal informieren“, sagte Dirk Schilling. Er als Kreisrat wisse, dass an der Sache gearbeitet werde. Doch das reiche in diesem Fall nicht aus. „Es müssen auch einmal sichtbare Ergebnisse zu sehen sein. Der derzeitige Zustand macht die Feuerwehrleute unzufrieden. Was passieren könnte, wenn sie zu spät ausrücken, weil die Alarmierung nicht klappt, will ich mir nicht vorstellen“, so Dirk Schilling.

„ Das jetzt bestehende Netz ist 2016 errichtet worden. Dafür entstanden 42 Datenübertragungsstandorte, um eine flächendeckende Alarmierung zu ermöglichen. Noch immer gibt es hier Nachjustierungen. Es gibt auch Meldungen zu Probleme mit den Meldeempfängern“, sagte Kaiser. Es würden entsprechende Updates getestet, die bei Erfolg auf alle 4 000 Meldeempfänger aufgespielt werden.

„Die Alarmierung kann und muss entsprechend der BOS-Richtlinie erfolgen“, so Kaiser und begründet das wie folgt: „Die Alarmierung über SMS oder Apps sind hierzu ergänzende Elemente, die wir als Landkreis auch unterstützen. Bei Apps oder SMS greifen die Nutzer auf Netze von privaten Anbietern zurück. Die können zum Beispiel an Spitzentagen wie Silvester sehr ausgereizt sein und Informationen kommen gegebenenfalls verzögert an. Deshalb ist ein eigenes Netz für die Alarmierung erforderlich.“ Die beauftragte Firma, der Planer und das Landratsamt seien mit allen möglichen Mitteln dabei, das Netz so auszubauen, dass es reibungslos funktioniert.

2,15 Millionen Euro ließ sich der Landkreis den Aufbau des digitalen Alarmierungsnetzes kosten. Hinzu kommen die Kosten für die Meldeempfänger für die Feuerwehrleute, die die Kommunen bezahlt haben. Das waren pro Gerät etwa 100 Euro. Insgesamt wurden in Mittelsachsen 4 200 Pager erworben.

Eigentlich sollten nach einer dreimonatigen Testphase die Fehler erkannt und behoben werden. Doch 14 Monate später funktionieren noch immer nicht alle Geräte. Immer wieder gibt es Kritik von den Gemeindewehren und auch die Bürgermeister und Kreisräte sind sehr unzufrieden.