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Taxifahren in Dresden wird teurer

Obwohl die Preise um 20 Prozent steigen sollen, werden viele Fahrer wegen des Mindestlohns entlassen.

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© dpa

Von Tobias Winzer

Wer in ein Taxi steigt, muss dafür künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen. Nachdem die Preise lange Zeit stabil blieben, will sie die Dresdner Taxigenossenschaft nun nach September 2013 zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit erhöhen. Wie aus der Entscheidungsvorlage für den Stadtrat hervorgeht, sollen auf Grundpreis, Kilometergeld und Wartetarif ab 15. Dezember durchschnittlich 20 Prozent aufgeschlagen werden. Eine fünf Kilometer lange Fahrt – zum Beispiel vom Hauptbahnhof zum Albertplatz – kostet dann tagsüber nicht mehr zwölf Euro, sondern 14,30 Euro. „Wir wollen damit nicht mehr Geld verdienen“, sagt der Chef der Taxigenossenschaft, Henry Roßberg. „Das ist allein eine Folge des Mindestlohns.“

In der Vorlage, über die die Stadträte voraussichtlich im Oktober entscheiden, wird die Genossenschaft, in der 92 Prozent der Dresdner Taxiunternehmen organisiert sind, deutlicher. Sie macht eine Beispielrechnung auf: Ein guter Taxifahrer erwirtschaftet für seinen Chef heute monatlich 3.000 Euro. Bislang ist es üblich, dass der Fahrer davon 40 Prozent als Umsatzbeteiligung behalten kann, was einen Nettolohn von 915 Euro macht. Durch Zahlungen für die Krankenkasse, Berufsgenossenschaft oder Rückstellungen für Urlaubszeiten muss der Chef mit Kosten von 1.680 Euro kalkulieren. Weil von dem Umsatz von 3.000 Euro auch noch die Umsatzsteuern von 200 Euro abgehen, machen die Personalkosten rund 60 Prozent des Gesamtergebnisses aus. „Lohnkosten über 50 Prozent sind für ein Unternehmen als bedenklich einzustufen“, heißt es in der Stadtratsvorlage.

Mit dem neuen Mindestlohn würden die Taxifahrer bei 220 Arbeitsstunden rund 1.650 Euro Festgehalt bekommen. Die Gesamtpersonalkosten lägen dann bei 2.310 Euro. Um alle Kosten zu decken, brauche es die Preiserhöhung. Die Genossenschaft rechnet dann mit Einnahmen von 3.600 Euro pro Monat pro Taxi. Allerdings kalkulieren die Taxi-Unternehmer dabei nicht mit dem festgesetzten Mindestlohn von 8,50 Euro, sondern mit einem reduzierten von 7,50 Euro. Der Bundesverband der Taxiunternehmen verhandelt darüber mit der Gewerkschaft Verdi. Anfang Oktober soll ein Ergebnis vorliegen.

„Sollte zum 1.1.2015 auch für unser Gewerbe der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde gelten, so müssten wir umgehend einen weiteren Antrag auf Tarifveränderung stellen“, heißt es in der Vorlage. Um wie viel weitere Euro dann die Taxipreise steigen würden, kann auch Dresdens Taxi-Chef Roßberg nicht sagen. „Das ist ein Blick in die Glaskugel.“

Wer sich derzeit bei den Taxifahrern umhört, spürt dort viel Verunsicherung. Offiziell will sich kaum einer zu dem Thema äußern. Fest steht aber, dass sich in der Branche nur wenige über den Mindestlohn freuen. Die meisten fürchten, deswegen ihren Job zu verlieren. Denn aus Angst vor den Folgen des Mindestlohns haben viele Unternehmer ihren Fahrern vorsorglich gekündigt. Sie wollen künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen. „Wir wissen nicht, wie es konkret weitergeht“, sagt ein Fahrer. Ein anderer hat seine Kündigung bereits zum Dezember erhalten, will sich zu den Details nicht äußern. Ein dritter versucht, ab nächstem Jahr als Lkw-Fahrer unterzukommen. „Das tue ich mir nicht mehr an“, sagt er.

Als einer der wenigen Taxiunternehmer spricht Karsten Lange Klartext. Er verfügt über 33 Taxis. Diese werden derzeit von 50 fest angestellten Fahrern und bei Bedarf noch von etwa zehn Rentnern und Studenten in Schichten gefahren. „Die Preiserhöhung ist ein Teil, damit wir den Mindestlohn zahlen können. Aber das allein langt nicht“, sagt er. 15 Fahrern hat Lange bereits die Kündigung übergeben.