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Tausend erkunden Berufschancen

Beim Zukunftsnavi in Bautzen werben 83 Aussteller um die Fachkräfte von morgen. Mit unterschiedlicher Resonanz.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Tobias Reuter ist von seiner Ausbildung bei der Leag begeistert. Der Großdubrauer, der jetzt in Hoyerswerda lebt, gibt seine Begeisterung gern an andere weiter. So auch an den Neuntklässler Robert Weser aus Buchwalde, der sich beruflich orientieren möchte. Einen Beruf „in der Braunkohle“ könnte er sich durchaus vorstellen. Der Schüler der Oberschule Malschwitz gehörte am Sonnabend zu den rund 1 000 Interessenten, die die Messe „Zukunftsnavi“ in der Staatlichen Studienakademie besuchten. Tobias Reuter zählt auf, was ihm an seiner Ausbildung besonders gefällt. Das sei zum einen die gute Bezahlung und die ausgezeichneten Arbeitsbedingungen. Außerdem sei die Arbeit sehr vielseitig und man habe die Chance, sich weiterzubilden. Der Azubi zum Industriemechaniker könne zum Beispiel anschließend eine Technikerausbildung aufnehmen. Und trotz aller Unkenrufe hält er die Braunkohle auch in Zukunft für unverzichtbar bei der Energieerzeugung.

Auch bei GKN Walterscheidt in Sohland werden Industriemechaniker ausgebildet, aber ebenso Zerspanungsmechaniker. Jedes Jahr werden etwa vier Lehrlinge neu eingestellt. Ausbilder Steffen Anders sagt, man sei ständig auf der Suche nach geeigneten Lehrlingen. Deshalb beteilige sich sein Betrieb auch am Zukunftsnavi. Denn man habe festgestellt, dass es immer noch Leute gibt, die mit dem Namen des Sohlander Betriebes nichts anzufangen wissen.

Wenig Interesse für die Landwirtschaft

Jokey-Plast aus Sohland hat ebenfalls einen Stand beim Zukunftsnavi. Lehrling Clemens Vanek nutzt die Gelegenheit, die Besucher auf den Tag der offenen Tür in seinem Betrieb aufmerksam zu machen, der am 13. März stattfindet. Denn statt nur graue Theorie zu erfahren, könnten Interessenten sich an diesem Tag die gesamte Produktion hautnah ansehen. Während die Vertreter der Industriebetriebe sich nicht über mangelndes Interesse beklagen können, sieht es am Stand der Fleischerausbildung beim BSZ für Ernährung, Hauswirtschaft und Körperpflege schlechter aus. Das mangelnde Interesse für diesen Beruf spiegele sich hier am Messestand direkt wider, sagt Fachbereichsleiter Uwe Pfeifer. „Wir würden alle mit offenen Armen empfangen“, sagt er. Und er stellt enttäuscht fest: „Der Wille, handwerklich zu arbeiten, scheint stark nachgelassen zu haben.“ Nicht nur Fleischer, sondern auch Bäcker, sowie die entsprechenden Fachverkäuferinnen würden dringend gesucht.

So viele Aussteller wie noch nie

Enttäuscht vom Zuspruch junger Leute ist auch Ausbilderin Karola Urban von der Budissa Agrargenossenschaft Niederkaina. In der Landwirtschaft gebe es einen hohen Bedarf an Nachwuchskräften, doch in den letzten Jahren würden immer mehr Lehrstellen zu Leerstellen. Es fänden sich einfach zu wenige Bewerber für die Ausbildung zum Land- oder Tierwirt. Dabei werde der Ruf nach Produkten, die in der Region produziert werden, immer lauter. Und ohne Computer ginge auch in der Landwirtschaft überhaupt nichts mehr. Es seien also durchaus Berufe mit Zukunft, sagt Karola Urban. Leider könne man eben nicht so hohe Löhne zahlen, wie anderswo.

Prof. Barbara Wuttke, die Leiterin der Staatlichen Studienakademie, die das Zukunftsnavi mit Unterstützung von 15 Studenten organisierte, ist höchst zufrieden mit dem Zuspruch von rund 1 000 Besuchern. Mit 83 Ausstellern beteiligten sich so viele Unternehmen wie noch nie zuvor am Zukunftsnavi .